Présentations & compte-rendus
Helmut Kohl (1930-2017) gehört zu den prägendsten Persönlichkeiten der letzten Jahrzehnte in Deutschland und Europa. Als Bundeskanzler wirkte er maßgeblich am deutschen Einigungsprozess mit; für sein Engagement für das vereinigte Europa wurde er mit der europäischen Ehrenbürgerschaft geehrt. Das Politische Bildungsforum Sachsen-Anhalt der Konrad-Adenauer-Stiftung e.V. führte im terminlichen Kontext des ersten Todestages ein Seminar mit Exkursion nach Rheinland-Pfalz durch – im Mittelpunkt standen die Biographie und die politischen Leistungen Helmut Kohls, Gespräche mit Zeitzeugen, der Besuch von Schauplätzen seines Wirkens sowie des Grabes des Bundeskanzlers.
Während der Hinfahrt nach Dudenhofen am 18. Juni 2018 hielt Alexandra Mehnert (Leiterin des Politischen Bildungsforums Sachsen-Anhalt) einen Busvortrag über Helmut Kohl. Sie sprach über seine Herkunft, seine Prägung durch den frühen Tod seines Bruders Walter bei einem Luftangriff im Zweiten Weltkrieg, sein Studium, den Beginn seines beruflichen und politischen Engagements sowie über das politische Wirken Kohls vom Landespolitiker in Rheinland-Pfalz bis zum Bundeskanzler im Zeitraum 1982 bis 1998.
Bei einer Führung im Grenzmuseum Schifflersgrund (Asbach-Sickenberg) erhielten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer einen Einblick in das Grenzregime der ehemaligen DDR an der einstigen innerdeutschen Grenze. Detailliert wurden die Strukturen der Grenztruppen sowie der Aufbau der Grenzanlagen dargestellt, ebenso Terrormaßnahmen wie die Selbstschussanlagen.
Im Rahmen einer Exkursion nach Mainz kam die Seminargruppe mit Dr. Stephan Eisel (Projektbeauftragter der Konrad-Adenauer-Stiftung) ins Gespräch über den Mensch Helmut Kohl. Dr. Eisel war von 1983 bis 1992 Angestellter des Bundeskanzleramtes (u.a. als Redenschreiber), dabei ab 1987 stellvertretender Leiter des Kanzlerbüros. Der Referent erinnerte an seine Begegnungen mit Helmut Kohl und an das Vertrauensverhältnis, was später auch eine wichtige Voraussetzung für den deutschen Einigungsprozess war.
Bei einem Mittagsgespräch in Mainz war Dr. h.c. Johannes Gerster in Mainz als Gesprächspartner zu Gast. Der langjährige Bundestags- und Landtagsabgeordnete von Rheinland-Pfalz stellte Helmut Kohl als Politiker vor und erinnerte an die zahlreichen persönlichen Begegnungen. Eine Stadtführung in Mainz mit Rupert Krömer rundete den Besuch der Landeshauptstadt von Rheinland-Pfalz ab.
Zum Abend des 19. Juni 2018 führte die Seminargruppe an historischer Stätte – im Restaurant „Deidesheimer Hof“ – ein Gespräch mit dem Ehrenvorsitzenden der Konrad-Adenauer-Stiftung, Prof. Dr. Bernhard Vogel (Ministerpräsident a.D. von Rheinland-Pfalz sowie des Freistaats Thüringen). Der „Deidesheimer Hof“ war das Lieblingslokal von Helmut Kohl, in dem der Bundeskanzler die meisten seiner Staatsgäste empfang und enge persönliche Gespräche führte. Prof. Vogel erinnerte an die friedliche Revolution in der DDR und an den deutschen Einigungsprozess. Helmut Kohl erkannte früh die Situation, dass es eine Chance für die deutsche Einheit gab. Bei den Gesprächen und Verhandlungen mit hochrangigen Persönlichkeiten wie Michail Gorbatschow, George H.W. Bush oder Francois Mitterrand halfen die engen Beziehungen und das Vertrauensverhältnis. Am 3. Oktober 1990 war Deutschland wiedervereinigt.
Während des Abendessens sprach die Gruppe mit dem Ehrenvorsitzenden Prof. Dr. Bernard Vogel über den Pfälzer Helmut Kohl als Privatperson. Vogel und Kohl hatten sich 1956 beim Studium in Heidelberg kennen gelernt. Die Pfalz als Heimat war für Helmut Kohl stets wichtig, sie war prägend für Wirken und Persönlichkeit!
Eine weitere Exkursion führte die Teilnehmerinnen und Teilnehmer nach Speyer. Die Stadt nahm für Helmut Kohl eine besondere Bedeutung ein. So besuchte er oft den Dom zu Speyer und war mit vielen hochrangigen ausländischen Persönlichkeiten in der Stadt zu Gast. In Speyer wurde Helmut Kohl schließlich bestattet. Die Seminargruppe unternahm eine Führung im Dom zu Speyer und erhielt wichtige Informationen über dessen Geschichte und Architektur sowie über die im Dom bestatteten Könige und Kaiser. Anschließend würdigte die Gruppe Bundeskanzler Helmut Kohl mit einem Besuch an seinem Grab und legte ein Blumengesteck nieder.
Am Nachmittag fand eine Stadtführung mit Gerhard Fuhr und Peter Ellspermann statt, bei den auch die Sonderausstellung „Weltbühne Speyer“ im Historischen Museum der Pfalz mit Fotos von den Staatsbesuchen Helmut Kohls mit seinen Gästen in der Stadt besichtigt wurde.
Auf der Rückfahrt am 21. Juni 2018 besuchte die Seminargruppe mit der Paulskirche in Frankfurt am Main den Sitzungsort des ersten deutschen Parlaments im Zuge der Revolution 1848/49, erhielten wertvolle Informationen über Zusammensetzung sowie Arbeit der Nationalversammlung und diskutierten über Parlamentarismus und Föderalismus heute.