Comptes-rendus d'événement
Im Rahmen der Veranstaltungsreihe „25 Jahre Sachsen-Anhalt - Von der Neugründung zum Zukunftsland in der Mitte Deutschlands“ in 16 Städten unseres Bundeslandes fand am 26. Oktober 2015 eine Abendveranstaltung unter dem Titel „Bildungspolitik und ihre Bedeutung als Standortfaktor für Familien“ in Aschersleben statt. Viele Bürgerinnen und Bürger aus der Region waren der Einladung der Konrad-Adenauer-Stiftung gefolgt, darunter Lehrkräfte unterschiedlicher Bildungseinrichtungen sowie Vertreter aus den Kommunen und der Wirtschaft. Landtagspräsident Detlef Gürth moderierte die Diskussion.
Michael Thielen, Generalsekretär der Konrad-Adenauer-Stiftung e.V., betonte in seinem Vortrag, dass sich viele Eltern bei der Schulwahl für ihre Kinder einerseits nach der Nähe zum Arbeitsplatz, der Nachbarschaft anderer Familien und vor allem der Heimatverbundenheit orientieren. Andererseits spielt die Qualität der Bildungseinrichtung eine herausgehobene Rolle. Dafür nehmen Familien oft eine längere Anfahrt für die Kinder sowie einen größeren organisatorischen Aufwand für die Eltern in Kauf. Schließlich hängt der Lebenserfolg der Kinder entscheidend von ihrer Bildung ab.
Der ehemalige Staatssekretär des Bundesministeriums für Bildung und Forschung hob die Schulqualität in Sachsen-Anhalt hervor. Dabei nannte Thielen vor allem das überdurchschnittlich gute Abschneiden der Schülerinnen und Schüler in Mathematik sowie in den Naturwissenschaften. Mit Blick auf den weiteren Bildungsweg bekundete der Referent, dass unser Sachsen-Anhalt eine starke Wissenschaftslandschaft vorweisen kann, die in den vergangenen Jahren an Renommee gewonnen hat und auch Studierende aus anderen Bundesländern anzieht.
Als weiterer Gesprächspartner ergriff mit Prof. Dr. Reinhold Sackmann ein Wissenschaftler der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg das Wort. Er blickte auf die Herausforderungen des demografischen Wandels für das Bildungssystem, die sich beispielsweise in hochemotional diskutierten Schulschließungen zeigen. Um so wichtiger sind Strukturanpassungen – nicht zuletzt aus finanzieller Sicht. Für Sachsen-Anhalt stellte Sackmann die besonders hohe Betreuungsquote im Kindergartenbereich heraus, doch sieht er Möglichkeit zur Optimierung: Unter anderem sei die vorschulische Kinderbetreuung aus dem sozialen Ressort ins Bildungsressort zu überstellen.
Susan Adam, Gleichstellungsbeauftragte der in Aschersleben ansässigen Fachhochschule Polizei Sachsen-Anhalt, akzentuierte die Möglichkeiten ihrer Einrichtung, Familie, Ausbildung und Beruf zu vereinbaren. Dies gilt für Väter und Mütter gleichermaßen, etwa mit dem Bestreben, die erforderlichen Praktika auf Wunsch heimatnah zu vergeben. Auch werde nach Abschluss des Studiums für den beruflichen Einsatz möglichst auf Wohnortnähe geachtet. Zudem nannte Adam Gleitzeitregelungen und Heimarbeitsplätze als Instrumente der Familienfreundlichkeit.
Aus der Praxis als Schulleiter berichtete Klaus Winter: Am Stephaneum, dem ältesten Gymnasium des heutigen Sachsen-Anhalts (laut Urkunde von 1325) lernen derzeit 880 Schüler. Unser Bildungssystem schneidet nach Winters Einschätzung im bundesweiten Maßstab gut ab. Er betonte, dass dies auch ein Verdienst von Lehrerinnen und Lehrer sei, die sich trotz hoher Belastungen überdurchschnittlich engagieren. Überdurchschnittliches Engagement zeigt das Stephaneum selbst: So wurde es 1997 zur Europaschule ernannt, später zur Schule ohne Rassismus/Schule mit Courage. Zudem gehört es dem Netzwerk der UNESCO-Projektschulen an. Es gibt einen aktiven Förderkreis und einen Verband ehemaliger Schüler. Vor allem betonte Klaus Winter das gute Schüler-Lehrer-Eltern-Verhältnis am Gymnasium Stephaneum, das er vor der Veranstaltung den Gästen bei einer Führung näher präsentiert hatte.