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Présentations & compte-rendus

Ökumenische Gedenkveranstaltung für die Opfer des Nationalsozialismus

Zeitzeugengespräch mit Kazimierz Piechowski in Bitterfeld-Wolfen

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Anlässlich des Gedenktages für die Opfer des Nationalsozialismus (27. Januar) führte die Konrad-Adenauer-Stiftung in Bitterfeld-Wolfen eine Ökumenische Gedenkveranstaltung durch. Zunächst fand in der Kath. Herz-Jesu-Kirche ein Gottesdienst durch, den Pfarrer Henning (evang.) und Herr Bernhard (kath.) gemeinsam gestalteten und in dem ein Versöhnungsgebet den Höhepunkt bildete. Ekatarina Leontjewa (Orgel) und Maria Gvozdezkaja (Violine) umrahmten die Veranstaltung musikalisch. Georg Kuropka vom Lions-Club Bitterfeld, dem Mitveranstalter des Gedenknachmittags, sprach ein Grußwort.

Der zweite Teil der Gedenkveranstaltung fand mit mehr als 85 Gästen im Gemeindezentrum statt. Als Referent war der 91jährige Kazimierz Piechowski (Gdansk) zu Gast, der über sein Schicksal im KZ Auschwitz berichtete. Der 1919 in der Nähe von Danzig geborene Piechowski schloss sich als Jugendlicher den Pfadfindern an und versuchte nach Kriegsbeginn, aus dem umkämpften Polen zu fliehen. An der Grenze wurde er aber verhaftet und der Gestapo überstellt, schließlich im Juni 1940 als einer der ersten Häftlinge ins KZ Auschwitz verbracht. Mit Auschwitz errichteten die Nationalsozialisten eine Todesfabrik, wo bis Kriegsende bis zu anderthalb Millionen Menschen ermordet worden sind – durch systematische Vergasung, durch Erschießung, Hunger, Folter, Zwangsarbeit, Krankheiten. Detailliert berichtete Piechowski über den Alltag im Lager, den alltäglichen Terror, die Zwangsarbeit und die Entbehrungen.

Nach etwa zwei Jahren Lagerhaft sah er eine Chance auf Flucht, als er eine Bekleidungskammer der SS entdeckte und zugleich erfuhr, dass ein ukrainischer Häftling ein Fluchtauto beschaffen konnte, denn dieser war als Automechaniker für die Aufseher tätig. Gemeinsam mit dem Ukrainer und zwei weiteren polnischen Kameraden unternahm Piechowski den Fluchtversuch: Als Arbeitskommando getarnt, konnten sie an einem eigentlich arbeitsfreien Samstag das Lagergelände verlassen, brachen durch den Keller ins Verwaltungsgebäude und schließlich in die Kleiderkammer ein, stahlen Uniformen und Waffen sowie schließlich das Fahrzeug und fuhren – verkleidet als SS-Offiziere – aus dem Lagerkomplex. Im Juni 1942 hatten Piechowski und seine Mitstreiter die Freiheit wieder errungen.

Der Zeitzeuge schloss sich der bürgerlichen Partisanenarmee AK an und kämpfte fortan für die Freiheit Polens. Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges und der kommunistischen Machtübernahme in Polen wurde ihm dieses Engagement zum Verhängnis, denn als ehemaliges Mitglied der AK galt er als potenzieller Gegner der Kommunisten und wurde in einem stalinistischen Prozess zu einer 10jährigen Haftstrafe verurteilt. Sieben Jahre saß er nun erneut in Haft und wurde zum Opfer beider Diktaturen.

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