Am Dienstag, den 25 Mai haben wir mit interessierten Bürgerinnen und Bürgern über das Thema „Fake News - Wie informiere ich mich über Nachrichten“ diskutiert. Die thematische Einführung sowie eine kurze Einleitung in die Diskurslogik erfolgte durch einen halbstündigen Vortrag von Dr. Thomas Thielen. Anhand von vielen Beispielen wie Zeitungsüberschriften, Karikaturen und Wahlplakaten zeigte Herr Thielen einige Paradoxa von Fake News auf. Sein Vortrag war gespickt mit unterhaltsamen Anekdoten aus seinem Lehreralltag. Er stellte klar, dass um aus Meinungsfreiheit, Konsequenzen zu fordern gültige Argumente essentiell sind. Selbstwidersprüche und falsche Dilemma seien einige Fallen in die Menschen oft tappen. Mit Hilfe eines Schaubildes, das die Argumentationsstruktur von Verschwörungstheoretikern deutlich machte, zeigte Herr Thielen auf, dass eine sachliche inhaltliche Argumentation nicht immer zielführend ist. Das Problem mit AfD, Trump oder Brexit Anhängern sei, dass diese immer gegen etwas sind. Ein weiterer Aspekt, der in Thielens Vortrag angesprochen wurde, sind sogenannte Sprachbilder wie beispielsweise die „Flüchtlingswelle“. Diese Sprachbilder müssten dringend überdacht werden und dürfen nicht einfach ungeprüft von Tagesschau etc. übernommen werden.
Im Anschluss an den Vortrag folgte eine spannende Diskussion mit Marius Reichert, Anna-Pia Möller und Dr. Thomas Thielen. Hierbei wurde auch der Einfluss von Corona auf Fake News thematisiert. Über Soziale Medien sei es wesentlich einfacher „Fake News“ zu platzieren, so Anna Möller. Ebenfalls kritisiert sie, dass sich Anfeindungen gegen Journalisten durch den Aufstieg von Social Media vermehrt haben. Ein sehr zentraler Aspekt des Vortrages drehte sich um mögliche Methoden zur Vermeidung von Fake News. Frau Möller merkte diesbezüglich an, dass es Teil des journalistischen Handwerks ist Quellen zu prüfen und sich Fakten zu suchen, die auf mehreren Stützen beruhen. Es sei von großer Bedeutung verschiedene Quellen zu Rate zu ziehen. Journalisten sind nicht die hauptsächliche Quelle von Fake News, sondern sie sind selbst auch Fake News ausgesetzt, so Anna Möller.
Herr Thielen ergänzte, dass der von Möller erwähnte Fakten Check durch einen Logik Check erweitert werden muss. Die Implementierung eines Logik Checks könne unlogische Argumente aufdecken und dabei helfen die Beweislastumkehr zurückzugeben. Eine einfache Gegenfrage wie „Warum denkst du das?“ kann hier schon wirksam sein. Die Beispieldiskussion von Herrn Reichert und Herrn Thielen wie eine Konversation zwischen einem Verschwörungstheoretiker und einem Journalisten aussehen kann stellte sich als sehr augenöffnend heraus. Herr Thielen berichtete, dass er genau solche Diskussionen schon zuhauf in Sozialen-Netzwerken geführt hat. Die Diskussion wurde durch die Schülerperspektive einer Teilnehmerin zum Thema Fake News bei WhatsApp ergänzt.
Wenn es um das Löschen von Kommentaren in Sozialen Medien geht, stehen sich gesellschaftliche Verantwortung und Meinungsfreiheit oft gegenüber. Zum Abschluss der Veranstaltung wurde auf den Einfluss von Fake News auf das diesjährige Wahljahr eingegangen. Laut Frau Möller ist es eine Herausforderung, dass es durch Corona kaum ein anderes Mittel als Social Media gibt, um Wahlkampf zu führen. Dadurch seien wesentlich mehr anonyme Anfeindungen möglich. Im Allgemeinen findet sie aber, dass es beim Thema Fake News keinen Unterschied zum letzten Wahlkampf gibt, da die AfD, die sie als treibende Kraft von Fake News versteht, dort auch schon aktiv war. Verstärkter Vertrauensaufbau seitens der Parteien könnte hier als mögliche Lösung fungieren.
Marius Reichert schreibt dem Journalismus im diesjährigen Wahlkampf eine tragende Rolle zu. Dies untermauert er vor allem durch die persönlichen Einblicke in die großen Medienhäuser, in denen er wachsende Fakten Check Teams wahrnimmt. Diese Wahl öffne Tür und Tor, um subtile Botschaften zu platzieren. Fernsehsender werden polarisierender mit dem Wahlkampf umgehen, da es vermehrt zu sogenannten „Triellen“ anstatt von Duellen kommen wird. Reicherts Prognose ist, dass Corona auch weiterhin eine große Rolle spielen wird und dass Plakate und Fernsehauftritte lauter werden. Thomas Thielen schließt die Diskussion mit einer Kritik an Talkshows ab, da diese die beste Bühne für laute Parteien bieten. Gewonnen habe immer der, der seinen Standpunkt am lautesten mitteilt. Talkshows seien das Gegenteil von Debattenkultur und somit ein großes Problem im Wahlkampf.