Das Hermann-Ehlers-Bildungsforum Weser-Ems lud zu einer Veranstaltung zum Thema Wolfskinder in Ostpreußen und Litauen ein. Nach einer kurzen Einführung durch Manuel Ley führte Anja Bilabel, unterstützt von einer Pianistin, in Form einer Klangkunstperformance durch den Abend.
Ein Zitat Brechts bot den Auftakt des Stückes. Folglich berichtete Bilabel wie die sowjetische Armee das Gebiet um die ostpreußische Hauptstadt Königsberg einkesselte. Während die männlichen Mitglieder der Familie oftmals im Krieg gefallen waren oder in Gefangenschaft geraten sind, wurden Frauen und Jugendliche von der Roten Armee zur Zwangsarbeit in die Sowjetunion verschleppt. Die verbliebenen Kinder, welche zum Teil elternlos waren, mussten von nun an um ihr Überleben kämpfen. Sie „wilderten aus“. Vor allem die bewegende Geschichte der Zeitzeugin Brigitte Trennepohl zieht sich wie ein roter Faden durch die Aufführung. Sie Berichte in Texten über ihre Kindheit, welche glücklich begann, bis ihr Vater zum Volkssturm eingezogen wurde. Von da an änderte sich ihre Welt, sie und ihre Familie mussten aus Ostpreußen fliehen. Auf dieser beschwerlichen Reise wurde Sie von Ihrer Mutter und Schwester getrennt. Erst viele Jahrzehnte nach dem Krieg konnte Sie durch den Suchdienst des Deutschen Roten Kreuzes diese Ausfindig machen.
Eindrucksvoll, emotionsgeladen und empathisch erzählt die ausgebildete Schauspielerin Anja Bilabel in der Wandelhalle in Bad Zwischenahn von dem Schicksal der Wolfskinder. Sie berichtet von kalten, eisigen Wintern, von anstrengenden Fluchtrouten und von den Gewalttaten einiger Soldaten. Durch die präzise Wortwahl schafft sie es, ein umfangreiches Bild im Kopf des Zuschauers entstehen zu lassen. Akustisch unterstützt wird dieses durch perfekt abgestimmte Pianoeinlagen, welche dem Szenario noch mehr Nachdruck verliehen.
Zum Schluss erläuterte Anja Bilabel ihre Intention hinter der Klangkunstperformance, die Thematisierung sei wichtig, da die Geschichten der Wolfskinder eher unbekannt seien und dennoch aktuell, da auch noch heute viele Kinder fliehen müssen.
Nach der Performance gab es noch viel Redebedarf seitens der Teilnehmer und es wurde noch ausgiebig über die Themen Flucht, Heimat, Identität und Vertreibung gesprochen. Auch ein anwesender Zeitzeuge, der selber Wolfskind im Baltikum nach dem Krieg gewesen war, berichtete über seine eigenen emotionalen Erfahrungen und teilte diese mit dem Publikum.