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חומר מאירועים

Auftakt der Kollek-Adenauer Partnerschaft

Kooperation mit dem Jerusalem Insitute for Policy Research

Die Konrad-Adenauer-Stiftung Israel stellte am 30. November die gemeinsame Kollek-Adenauer Partnerschaft vor. Das Ziel dieses Programms ist es unterschiedliche Experten, die sich mit Jerusalem befassen, in einer Gesprächsreihe zusammenzubringen. Die teilnehmenden Experten kommen aus der Wissenschaft oder der Stadtplanung und sind Mitarbeiter der Stadtverwaltung oder Repräsentanten der lokalen Zivilgesellschaft. Sie sollen im Rahmen des Programms zusammenkommen, um die Realisierbarkeit von gemeinsam nutzbaren Räumen für Juden und Araber in der Stadt zu diskutieren.

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Die Teilnehmer des Programms setzen sich aus etwa zwanzig Experten zusammen, die sich für mehrere, aufeinander folgende Sitzungen treffen werden. Jedes dieser Treffen wird sich mit einem anderen Aspekt der Koexistenz befassen. Die geplanten Treffen sollen sich mit folgenden Themen beschäftigen: psychologische Aspekte von nationalen Konflikten zwischen verschiedenen ethnischen Gruppen, internationale Erfahrungen mit dem Städtebau in geteilten Städten, historische Betrachtung der jüdisch-arabischen Beziehungen in Jerusalem, Rolle der Zivilgesellschaft sowie die Rolle von wirtschaftlicher Entwicklung und des Arbeitsmarkts. Das Ziel der Gespräche ist es einen Strategieplan zu entwickeln, der die gemeinsamen Lebensräume in der Stadt fördert.

Am 30. November trafen sich die Experten für die erste Gesprächsrunde. Der Leiter der KAS Israel, Dr. Michael Borchard eröffnete das Treffen und betonte die Bedeutung von Koexistenz in Jerusalem und unterstrich damit die Relevanz der Veranstaltung. Zudem wies er darauf hin, dass die Stärkung der Koexistenz in Jerusalem eine der drängendsten Herausforderungen sei, für die eine Lösung gefunden werden müsse. Nach dieser Begrüßung stellte sich jeder Teilnehmer kurz vor. Im Anschluss wurden die zentralen Fragen der gemeinsamen jüdisch-arabischen Existenz in Jerusalem besprochen: Wie können wir diese in einer Stadt fördern, in der es eine extreme Ungleichheit im Lebensstandard, den politischen Rechten und dem zivilen Status zwischen den beiden Gruppen gibt? Ist es möglich gemeinsame öffentliche Räume zu unterstützen, bevor es eine Lösung für die große Armut und die Probleme in Ostjerusalem gibt? Wie gehen wir mit Ablehnung aus politischer oder religiöser Motivation, sowohl von der arabischen als auch von der jüdischen Seite aus, um?

Abschließend wurden die Grundlagen des Programms verdeutlicht. Erstens gibt es bereits Orte der gemeinsamen Existenz und das Ziel dieses Programms ist es diese weiterhin zu ermöglichen und zu unterstützen. Zweitens können diese geteilten Lebensräume die Beziehungen zwischen den verschiedenen Gemeinschaften verbessern, Gewalt, Misstrauen und Ängste mindern und das soziale und wirtschaftliche Potenzial der Stadt verbessern. Drittens bleibt die Förderung von Koexistenz relevant, unabhängig davon ob der politische Status quo bestehen bleibt oder ob die Souveränität der Stadt geteilt wird.

Nach dem Treffen der Experten begann der öffentliche Teil des Abends. Mehr als siebzig Gäste waren gekommen um dem Vortrag des bekannten Jerusalemer Autoren A.B. Yehoshua zuzuhören. Der Abend wurde mit der Begrüßung durch den Direktor des Jerusalem Insitute for Policy Research, Mr. Lior Schillat eingeleitet. Herr Schillat dankte den Menschen hinter der Partnerschaft, insbesondere dem Team der KAS Israel mit Herrn Dr. Borchard als Direktor. Laut Schillat findent in vielen Teilen Israels keine Begegnungen zwischen jüdischen und arabischen Israelis statt. Anders in Jerusalem – Krankenhäuser, Spielplätze, Parks und Schulen sind Orte der Begegnung zwischen den verschiedenen Bevölkerungsgruppen. Das Jerusalem Institut für Policy Research beschäftigt sich nicht nur mit solchen Begegnungen sondern fördert und treibt den Austausch und die Beziehungen zwischen den jüdischen und arabischen Einwohnern Jerusalems voran. Mit den Shared Spheres wurde in Jerusalem die Förderung des Austausches Teil der Städteplanung. Beziehungen zwischen Juden und Araber finden nach dem Bottom-up-Prinzip statt. Gemeinsame Ideen und Interessen sind Grundlagen für Begegnungen und Austausch.

Im Anschluss an Herrn Schillat lobte Herr Dr. Borchard das Projekt als ein besonders außergewöhnliches. Er sprach von seinen persönlichen Erfahrungen in der Begegnung zwischen Christen, Juden und Muslimen in Jerusalem. Seine Kinder spielen gemeinsam mit Juden und Muslimen in einem Fußballverein – ein wichtiger Ort, an dem der Austausch zwischen den Bevölkerungsgruppen schon in jungen Jahren stattfindet. Herr Borchard hob darüber hinaus die Gemeinsamkeiten des früheren Jerusalemer Bürgermeisters, Teddy Kollek, und dem ersten Bundeskanzlers der Bundesrepublik Deutschlands, Konrad Adenauer, in den Vordergrund. So war Konrad Adenauer Oberbürgermeister von Köln, bevor er Bundeskanzler wurde. Durch die Projekte der Kollek-Adenauer-Partnerschaft, in Form von Diskussionsveranstaltungen und Workshops, leistet die Konrad-Adenauer-Stiftung und das Jerusalemer Institut für Policy Research, als Erben von Adenauer und Kollek, einen großen Beitrag für ein verbessertes Zusammenleben der beiden Bevölkerungsgruppen. Gerade jetzt, wo der israelisch-palästinensische Friedensprozess zum Erliegen gekommen scheint, ist es umso wichtiger, dass auf gesellschaftlicher Ebene weiter Fortschritte erzielt werden. Seine Rede beendete Herr Borchard mit einem Zitat von Konrad Adenauer: „Wenn die anderen glauben, man ist am Ende, so muss man erst richtig anfangen“ und richtete damit einen Appell an die Israelis und Palästinenser ihren Kampf für eine friedliche Zweistaatenlösung nicht aufzugeben.

Als nächster Redner sprach Herr Bastian Schroeder von der Konrad-Adenauer-Stiftung in den palästinensischen Gebieten. Herr Schroeder ging in seiner Rede auf die körperliche und mentale Trennung der beiden Bevölkerungsgruppen in Israel ein. Laut Schröder spielt Jerusalem hierbei eine besondere Rolle – es gilt als einer der kontroversesten und umstrittensten Orte in Israel. Um Konflikte zwischen Israelis und Palästinenser zu vermeiden, müssen Möglichkeiten für einen gemeinsamen Austausch geschaffen werden. Wichtig dabei ist, dass diese Orte beide Bevölkerungsgruppen gleichermaßen berücksichtigen und mit einbeziehen. Nur so könne Vertrauen zurückgewonnen werden. Als ein negatives Beispiel nannte Schroeder den Bau der Straßenbahn in Jerusalem. Während des Bauprozesses war die palästinensische Seite nicht ausreichend beteiligt und involviert, weshalb es sich dort zu einem höchst politischen Thema entwickelte. Aus diesen Gründen, fiele es vielen arabischen Einwohnern Jerusalems heute schwer optimistisch auf den Erfolg von Shared Spheres zu schauen. Herr Schroeder hält das Projekt aber dennoch für richtig und wichtig.

Nach den Grußworten eröffnete die Autorin und ehemalige Direktorin des Jerusalem Institute for Policy Reseach, Frau Ora Ahimeir, den Abend. Ora Ahimeir sprach in ihrer Rede davon, wie sie vor knapp vierzig Jahren gemeinsam mit dem damaligen Bürgermeister von Jerusalem, Teddy Kollek, der Jerusalem Foundation und der Hebrew University of Jerusalem das Institut gründete. Heute schaut sie mit Stolz auf die Entwicklungen des Instituts in den letzten vierzig Jahren zurück. Damals fragten sich die Gründer des Instituts, wie unterschiedlichste Menschen gemeinsam in einer Stadt leben können und wie jeder von ihnen gleichberechtigter Teil dieser Stadt werden kann. Ziel war es eine gemeinsame neuartige Zukunft zu schaffen. Dabei orientierten sich die Gründer an europäischen Städten, die vergleichbare Situationen wie in Jerusalem bereits überwunden hatten. Die Vision des Instituts war es und ist es noch heute, Orte zu schaffen, an denen sich Menschen jeglicher Herkunft gleichberechtigt begegnen und austauschen können.

Die Hauptrede des Abends wurde von dem Autoren A.B. Yehoshua gehalten. Seiner Leitgedanke ist, dass Jerusalem ein Laboratorium für ein erreichbares binationales Zusammenleben sein kann. Er fand kritische Worte zur aktuellen Situation des israelisch-palästinensischen Friedensprozesses. Seit 1967 ist Yehoshua ein Verfechter der Zwei-Staaten-Lösung, doch die aktuellen Entwicklungen lassen ihn daran zweifeln, dass eine solche Lösung noch herbeizuführen ist. Alle bisher getroffenen Vereinbarungen zwischen Israel und den Palästinensischen Gebieten sind gescheitert, worüber sich insbesondere der rechte Flügel in Israel freut. Der nationale Gedanke innerhalb Israels wurde gerade in den letzten Jahren immer stärker. Aus diesen Gründen hält Yehoshua, der die letzten 50 Jahre an eine Zweistaatenlösung geglaubt hat, nicht mehr länger daran fest. Die Realität sehe heute anders aus, weshalb nach einer alternativen Lösung gesucht werden müsse Für Yehoshua wäre ein binationaler Staat eine Möglichkeit, um Frieden zwischen Israel und den Palästinensern herbeizuführen. Ein binationaler Staat kann aber nur mit einer gelungenen Koexistenz funktionieren. Deshalb sind Shared Spheres besonders wichtig, um den Austausch zwischen den unterschiedlichen Bevölkerungsgruppen zu fördern. Nur eine vollständige Gleichberechtigung zwischen den jüdischen und arabischen Einwohnern Jerusalems kann Grundlage dieses Lösungsvorschlages sein.

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