详细信息

Entlang dieser Diskussionslinie thematisierte das Auslandsbüro Peking der Konrad-Adenauer-Stiftung im Dialog mit Prof. Dr. Christian Schwarz-Schilling, Bundesminister a.D., und deutschen und chinesischen Politik- und Gesellschaftsberatern sowie zivilgesellschaftlichen Akteuren (NGO-Vertreter) aktuelle Herausforderungen für die Stärkung der Zivilgesellschaft im chinesischen Kontext.

Prof. Huang Haoming, China Association for NGO Cooperation, zog nach der Zusammenfassung verschiedener Ausformungen zivilgesellschaftlicher Organisationen ein positives Fazit bezüglich der bisherigen Leistungen der chinesischen Zivilgesellschaft (beratende Funktion für die Politik; soziale Unterstützung); er klammerte Problempunkte und Hürden für zivilgesellschaftliche Akteure allerdings nicht aus: dazu zählen die doppelte Struktur der Verwaltung von gemeinnützigen Organisationen, die noch nicht ausreichende finanzielle Unterstützung ebenso wie die fehlende Transparenz hinsichtlich der NGO-Arbeit.

Prof. Dr. Schwarz-Schilling referierte über die Entfaltung zivilgesellschaftlicher Kompetenz. Der Experte analysierte vor dem Hintergrund der Entwicklungsgeschichte der Zivilgesellschaft (nach europäischem Verständnis) bestehende zivilgesellschaftliche Strukturen in China und Deutschland. Im Fokus seines Beitrags stand das enorme Potenzial einer ausgereiften Zivilgesellschaft für Staat und Gesellschaft, das er anhand zahlreicher Fallbeispiele dokumentierte.

Der aktuellen Situation der chinesischen NGOs nahm sich Frau Zhai Yan, Beijing Huizeren Human Service Center, an. Die Referentin fokussierte gegenwärtige Problemfelder bei der Entfaltung von Zivilgesellschaft in China: So bemängelte sie die in der Regel kurze Lebensdauer zivilgesellschaftlicher Organisationen, die unzureichende Zusammenarbeit der NGOs, ebenso wie den fehlenden Idealismus. Trotzdem: Als Indikatoren für die zukünftige positive Entwicklung einer Zivilgesellschaft in China definierte die Expertin nicht nur die steigende Toleranz der chinesischen Regierung gegenüber (autonom agierenden) NGOs und die Verankerung des Begriffs der Zivilgesellschaft im neuen Fünfjahresplan (2011-2015), sondern auch das stärkere soziale Engagement von Unternehmen und die Einflussnahme moderner Kommunikationstechnologien (digitale Vernetzung zivilgesellschaftlicher Akteure!).

Die anschließende Diskussion bestach durch eine kritische, intensive Auseinandersetzung mit der Thematik. Neben der Frage nach dem Trend der Finanzierung gemeinnütziger Organisationen – weg von internationaler Hilfe hin zur Finanzierung aus dem Inland? – debattierten die Anwesenden Handlungsoptionen im Bereich der lokalen und globalen Kooperation von NGOs.

Des Weiteren diskutierten die Seminarteilnehmer (Politik- und Gesellschaftsberater, KAS-Altstipendiaten, Think Tanks, Wissenschaftler, Studenten) das Phänomen, dass die ab Mitte der 1990er Jahre vereinzelt gegründeten NGOs seit dem Jahr 2008 einen enormen Auftrieb erfahren haben (stärkeres Bewusstsein für zivilgesellschaftliche Fragestellungen innerhalb der Gesellschaft). Dieses Jahr wird deshalb im innerchinesischen Diskurs als „Geburtsstunde der Zivilgesellschaft“ in China definiert.

Der äußerst angeregte und konstruktive Austausch stand, laut der einleitenden Worte von Thomas Awe, Leiter des Auslandbüros Peking der Konrad-Adenauer-Stiftung, ganz im Zeichen des Dialogs – des Dialogs zwischen deutschen und chinesischen Partnern, der wichtige Impulse für die weitere Zusammenarbeit und die gemeinsame Suche nach Lösungsansätzen geben konnte.