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Veranstaltungsberichte

Diplomkurs Konrad Adenauer :: Politische Kompetenz und Humanismus im 21. Jahrhundert

Teilnehmerreflexionen der Seminartage

Identifizieren. Führen. Verändern: Politik mittendrin, statt nur dabei!26 politische Nachwuchstalente aus 16 Ländern Lateinamerikas beim #DiploMexico2016

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Für 26 politische Nachwuchstalente aus 16 Ländern Lateinamerikas ist der Moment endlich gekommen. Sie sind die ausgewählten Teilnehmer des diesjährigen #DiploMexico des Regionalprogramms „Parteienförderung und Demokratie“ 2016. Mit großer Vorfreude, vielen Erwartungen und längst sozial vernetzt haben sie sich auf teilweise lange Reisen gemacht, um ins mexikanische Hidalgo zu gelangen.

Unter dem Titel „Politische Kompetenz“ erwartete sie eine intensive Woche voller Vorträge, Workshops, Austausch und Begegnungen mit lateinamerikanischen und deutschen Politikern. Ob innerparteiliche Demokratie, Parteistrukturen, Präsidentschaftswahlkampf oder Ethik in der Politik – kein Thema ließ die jungen Politiker, die meisten von ihnen haben längst Ämter oder Mandate inne, mehr los.

Nach einem intensiven Kampagnentraining mit dem Thüringer Landtagsabgeordneten Dr. Mario Voigt zeigten sie zudem, wie ihr Wahlkampf für einen fiktiven Parteivorsitz aussähe. Am Ende war klar: Viele haben an einem bestimmten Punkt ihres Lebens den Schritt in die Politik gewagt, weil sie die Ansicht Konrad Adenauers teilen, dass es genug Leute gebe, die kritisieren, es aber Personen brauche, die ermutigen. Und: Wer heute in Lateinamerika jung ist, wächst erkennbar in anderen Verhältnissen auf als viele Generationen früher. Wirtschaftlich schwierig ist das Erwachsenwerden in weiten Teilen des Kontinents zwar noch immer, und politisch ist der Umbruch nach wie vor eher Regel als Ausnahme.

Doch die ganz instabilen, oft auch blutigen Zeiten mit Militärdiktaturen und Staatspleiten liegen bereits länger zurück. Und so unterscheiden sich die Sorgen, aber auch die Wünsche und Bedürfnisse der Jugend von heute deutlich von denen ihrer Eltern vor zwei oder drei Jahrzehnten. Junge Lateinamerikaner, die sich klassisch politisch beteiligen wollen, erwarten heute vor allem: flache Hierarchien, mehr direkte Demokratie und flexible statt starrer Mitgliedschaften. Für die politischen Parteien bedeutet das eine große Herausforderung. Denn mit traditionellen (und bewährten) Strukturen sind solche Forderungen schwer vereinbar. Es kann also nicht darum gehen, ob sich junge Leute noch politisch beteiligen wollen; dies steht außer Zweifel.

Gesucht werden vielmehr Antworten auf die Frage, wie eine Partei dies seinem Nachwuchs ermöglichen kann und will. Und auch das wurde bei aller Interaktion deutlich: Parteien, die die Jugend verstehen und bereit sind, sich ihr zu öffnen, sichern sich die Verankerung in der Gesellschaft und damit die eigene Zukunft. Die KAS in Montevideo organisiert drei #DiplosKA pro Jahr. Und klar ist auch: Die eigentliche Arbeit mit den Nachwuchskräften beginnt erst, wenn sie ihre Urkunde in der Hand halten.

Den Horizont erweitern

Am Montag, dem 12. September 2016, begann der Diplomkurs Konrad Adenauer zu politischer Kompetenz und Humanismus im 21. Jahrhundert in der Hacienda Santa María Regla in Hidalgo, Mexiko. Carlos Castillo, der Direktor der Rafael-Preciado-Hernández-Stiftung und akademische Koordinator des Diplomkurses, betonte bei seiner Begrüßung die Bedeutung der Politik, die viele Menschen heute nicht mehr anerkennen würden. Um dem entgegenzuwirken, müsse man sich um mehr Aufmerksamkeit und eine bessere Bildung bemühen. Die neuen Werkzeuge, die durch eine solche Bildung erlangt werden können, seien zwar nicht die sofortige Lösung für das Problem, dennoch bereiteten sie uns vor für die Herausforderungen, die sich uns in der Politik stellten.

Die Menschen in Lateinamerika orientierten sich wieder mehr an der politischen Mitte, wo sich die ernsthafteren, stabileren Alternativen befänden. Die Mitte werde wieder als politische Alternative in Betracht gezogen. Und Politiker dieser Mitte bräuchten mithin ein stabiles Wertegerüst, ebenso wie technisches Wissen, um es im Dienste einer großen Aufgabe anzuwenden: dem Aufbau einer besseren Gesellschaft.

Nach der Vorstellung aller weiteren Dozenten des #DiploMexico2016 hielt der Meinungsforscher und Politikberater Ignacio Zuasnabar einen Vortrag über „Living Politics“ und die politische Beteiligung von Jugendlichen in Lateinamerika. Er stellte hierbei die Antihaltung mancher Jugendlicher gegenüber Politik und politischen Parteien als problematisch dar und ließ die Frage offen, ob wir jungen Generationen das Problem seien.

Marco Antonio Martínez sprach in seinem anschließenden Vortrag über die neuen Medien als ein Werkzeug, mit dem sich junge Menschen leichter erreichen lassen – gerade in der Politik. Seit 2006 sei der Zugang zum Internet für den Großteil der Bevölkerung durch gesunkene Preise und bessere Mobilgeräte enorm vereinfacht worden. Sein Kollege und Generalsekretär der Acción Juvenil der mexikanischen PAN, Everardo Padilla teilte im Anschluss seine Ansichten über Jugendliche als Faktor für grundlegende Veränderungen in der Politik Lateinamerikas mit uns.

Im Laufe des Tages konnte ich mich mit Vielen austauschen und die Perspektiven von anderen jungen Politikern des gesamten Kontinentes kennenlernen. Am Ende war uns klar, dass wir alle mit ähnlichen Situationen konfrontiert sind: Die Jugend bringt sich kaum ein und lehnt Parteien und Politiker ab, ungeachtet der Tatsache, dass die Politik der Weg ist, durch den sich die größten Veränderungen verwirklichen lassen. Des Weiteren wurde die Problematik und Wahrnehmung der massiven Korruption besprochen, die in einem Großteil der Länder des Kontinents herrscht.

Reflexion von Washingtion Farias, Uruguay

Kommunikation in Kampagnen

Der Politikberater César Navarrete äußerte, dass man die Wählerschaft mit ihren eigenen Interessen motivieren müsse. Um zu wissen, worin diese Interessen liegen, sei eine quantitative Untersuchung nötig. Durch Focus Groups ließen sich qualitative Daten über diese Motivation herausstellen. Die Herausforderung einer Kampagne sei es, sich täglich in das Gedächtnis und die Gespräche der Leute einzubringen; sie wollten Lösungen, keine Vorschläge. Zu Hause, im Gespräch mit Freunden, entstehe Politik, bestätigte er. Die überbrachte Botschaft sei der Grund, aus dem der Wähler sich für uns entscheiden sollte. Durch Bilder, Diskurse, Aktionen und Werbung solle diese Botschaft verbreitet werden. Hierzu würden für eine ausreichende Planung drei Jahre benötigt. Somit bestehe eine Kampagne aus vier Etappen: der Positionierung, dem Vorschlag, dem Kontrast und dem Wahlkampf.

Es sollte des Weiteren beachtet werden, dass das Verbreitete beständig sein sollte. Alles, was in der Kampagne kommuniziert würde, solle sich in jeder einzelnen Handlung widerspiegeln. Handlungen erneuerten somit wieder und wieder die Botschaft einer Kampagne. Wahlwerbung solle ebenfalls konsequent sein und nicht überfüllt mit Bildern und Überschriften. Es bedürfe eines Medienplanes, um zu wissen, wo sich die Leute informieren, wo diskutiert wird und wo sich Meinungen bildeten. Was uns als Gesellschaft bewegt, könne durch Datenanalyse und neue Technologien herausgestellt werden.

In dem darauffolgenden Workshop zur politischen Beteiligung Jugendlicher in Lateinamerika, geleitet vom Politikberater Ignacio Zuasnabar, hatten die Teilnehmer in Kleingruppen die Möglichkeit, sich über die jeweilige Situation in ihren Ländern auszutauschen. Jede Gruppe wählte einen Redner aus. Luis aus Kolumbien berichtete: „In Arvelades, Kolumbien, haben sich junge Professionelle zusammengeschlossen, um etwas gegen die Arbeitslosigkeit zu tun. Sie verwirklichen nun gemeinsam mit einem Regierungsministerium Projekte, die Arbeitsplätze schaffen. Sie erreichen somit einen sozialen Fortschritt und verknüpfen gleichzeitig junge Leute aus unterschiedlichen Bereichen, zum Beispiel Lehrer, Anwälte, Ärzte etc.“

In einer anderen Gruppe berichtete Washington aus Uruguay: „Viele engagieren sich, um Korruption zu verhindern.“ In Panama gebe es eine Jugendbewegung, um Korruption zu beseitigen und in Brasilien drückten sich Jugendliche durch öffentliche Proteste aus.

Mauricio aus Argentinien und Gustavo aus Bolivien teilten ebenfalls ihre Eindrücke mit: In Argentinien stünde der Jugendtreff auch als sozialer und juristischer Ansprechpartner zur Verfügung. Es ginge darum, ein offenes Netzwerk für Jugendliche, Freunde, Familie und Mütter zu schaffen und eine Politik, die sich an sie richtete.

Auch Berenice aus Mexiko und Paola aus Bolivien sprachen davon, dass die Jugend mit für sie zugänglichen Themen angesprochen werden sollte. Junge Leute könne man nur motivieren und zu mobilisieren, indem man ihnen Vorschlags- und Entscheidungsrechte in bestimmten Bereichen wie Umwelt, Kultur und Freizeit und Sozialhilfe einräume.

Josefina Vázquez Mota, eine ehemalige Präsidentschaftskandidatin der Partido Acción Nacional („Partei Nationale Aktion“/PAN) in Mexiko, sprach in ihrem anschließenden Vortrag von ihren Erfahrungen mit Wahlkampagnen sowohl auf regionaler, als auch auf nationaler Ebene. Für eine erfolgreiche Kampagne sei vor allem das Team, eine richtige und ausführliche Vorbereitung der Helfer und des Kandidaten und gegenseitiges Vertrauen von großer Bedeutung.

Der uruguayische Politikwissenschaftler Federico Irazabal gab in seinem Vortrag eine Einschätzung zu moderner politischer Kommunikation und Wahlkampagnen ab. Politische Kommunikation habe seiner Meinung nach nicht nur eine Richtung, sondern sei ein ständiger Diskurs zwischen Politikern, Journalisten und der Allgemeinheit. Wenn ein Politiker rede, bewege sich alles zwischen diesen drei Faktoren: Botschaften, Einzelheiten und Handlungen. Es sei nicht möglich, Politik ohne Kommunikation zu betreiben – man müsse nur wissen, wie es zu kommunizieren gelte. Regieren sei gleichzeitig Kommunizieren. Um eine erfolgreiche Regierung zu führen, benötige man ein Gleichgewicht und eine Kommunikationsstrategie, die neben Inhalten auch Körpersprache miteinbezieht.

Bei Problemen in diesem Kommunikationsdreieck könne man nicht mit Wählerstimmen rechnen. Irazabal sprach davon, dass moderne Wahlkampagnen sich den neuen technischen Möglichkeiten unserer Zeit anpassen müssten. Hierbei spielten die Personalisierung der Kampagne, unabhängige Kommunikationsstrukturen zum Beispiel durch soziale Netzwerke, und der Gebrauch von Neuro-Marketing und Big Data eine wichtige Rolle.

Reflexion von Fernando Enrique Melara Zeledón, El Salvador

Der Beginn eines Wandels

Lateinamerika erlebt eine neue Welle des Wandels. Nach zwei Jahrzehnten, die von linken Regierungen mit hohen Korruptionsraten geprägt waren, wendet sich das Blatt aufgrund von Veränderungen in Wirtschaft und Gesellschaft wieder zur politischen Mitte.

Um diesen Umstand nicht nur vorübergehend beizubehalten benötigt der Kontinent ein generationsübergreifendes Bündnis, das humanistische Werte, freie Wirtschaft und Sozialpolitik zur Schaffung von neuen Möglichkeiten und besseren Lebensbedingungen für alles Lateinamerikaner fördert.

In den Tagen des Diplomkurses in Mexiko konnten wir zu diesem Anlass vieles zu politischer Kommunikation von den anwesenden Dozenten und Experten lernen. Um das Vertrauen der Bürger und somit einen Wandel in unseren Ländern zu erlangen, bedarf es der richtigen Strategie. Es geht in erster Linie darum, der Allgemeinheit die Politik wieder näher zu bringen und ihr ihre Glaubwürdigkeit zurück zu verleihen. Hierfür haben wir einen Einblick in moderne politische Kommunikation erhalten, in der sich heute vieles über soziale Netzwerke, kurze und prägnante Botschaften und die Nähe zur Öffentlichkeit abspielt.

Außerdem haben wir als junge Lateinamerikaner darüber diskutiert, wie man die Jugend zur Beteiligung in Politik und Öffentlichkeitsarbeit motivieren kann. Durch interessante gemeinschaftliche Aktivitäten könnten wir beispielsweise unser Interesse am sozialen Wandel bekunden und all unsere Ideen über interaktive soziale Medien verbreiten.

Für uns war es eine Woche, die uns unsere Verpflichtung für die Zukunft als neue Generation Lateinamerikas bewusst gemacht hat. Eine Generation, die sich für den Kampf gegen die Armut, einen Bildungswandel und die Förderung von Transparenz einsetzt. So beginnt für uns die Veränderung.

Reflexion von Daniel Montero, Venezuela

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