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"Lösung des Problems liegt in der Bildung"

Marco Arndt im Interview zur Lage der Roma in Bulgarien

Die EU-Innenminister aus Deutschland, Großbritannien, Österreich und den Niederlanden haben die Europäische Union aufgefordert, die europäische Freizügigkeit einzuschränken. Viele Kommunen klagen derzeit über einen Zustrom von Bürgern aus Bulgarien und Rumänien, insbesondere Roma, um in Deutschland und anderen Ländern Sozialleistungen zu beantragen. Wie ist die Lage der Roma vor Ort? Darüber sprach Marco Arndt, Leiter des Auslandsbüros der Konrad-Adenauer-Stiftung in Bulgarien, im Interview mit Deutschlandradio Kultur.

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Die Hälfte der bulgarischen Roma lebe auf dem Land in geschlossenen Siedlungen und Dörfern, die andere Hälfte in Städten, meist den großen Ghettos. In beiden Fällen handle es sich damit um eine gesellschaftliche Segregation, sagt Dr. Marco Arndt im Interview mit Deutschlandradio Kultur. „Besonders prekär ist die Lage der Stadtbevölkerung, weil in diesen städtischen Ghettos die Lebensumstände bitter sind“, so der Leiter des Auslandsbüros Bulgarien der Konrad-Adenauer-Stiftung. „Die Menschen wissen morgens nicht, was sie abends auf dem Teller haben sollen.“ Diese Situation der absoluten Armut führe zu einem immensen psychischen Druck, zu Aggressivität und teilweise dazu, dass die Menschen kriminell würden.

Doch es gebe auch Bemühungen zur Integration und zur Verbesserung der Lebenssituation der Roma, die nicht erst seit der Wende 1990 begonnen hätten sondern bereits unter den Kommunisten versucht wurden. Das kommunistische Regime habe mit viel Druck versucht, das Problem zu lösen, so Arndt. „Die Roma mussten sesshaft werden, sie durften nicht mehr umherziehen, sie waren zur Arbeit verpflichtet, meist in Beschäftigungsverhältnissen, die keine hohe Qualifikation verlangten.“ Das habe ganz gut funktioniert, weil der kommunistische Staat versucht habe, allgemein keine Arbeitslosigkeit zuzulassen. Aber nach der Wende seien die Menschen, die keine Ausbildung hatten und in diesem Niedriglohnsektor beschäftigt waren, in ein tiefes Loch gefallen, weil die bulgarische Wirtschaft sich modernisierte und eigentlich keinen Arbeitsmarkt mehr geboten habe, für die von Roma ausgeführten Tätigkeiten.

Neben den Bemühungen der Regierung stelle auch die Europäische Union Fördermittel zur Verfügung, um dem Problem Herr zu werden. „Meiner Meinung nach liegt der Schlüssel für die Lösung des Problems in der Bildung“, so Arndt. Denn wenn Kinder schon mit drei oder vier Jahren auf die Straße geschickt würden, um sich ihr eigenes Brot zu besorgen und mit sechs eingeschult werden sollen, seien sie nicht reif für den Schulbesuch.

Das komplette Interview mit Dr. Marco Arndt können Sie sich in der rechten Spalte als Audio-Mitschnitt anhören.

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Roma in Bulgarien | Foto: Biso/Wikipedia Biso/Wikipedia

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