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Veranstaltungsberichte

Mittelschicht, Bildung, Beschäftigung – der Beitrag der Sozialwissenschaften

Am 4. und 5. November fand eine Fachkonferenz statt, welche die Mittelschicht und ihre Ein-flüsse auf die Gesellschaft thematisiert. Sie wurde organisiert durch das Institut zur Untersu-chung von Gesellschaft und Wissen der Bulgarischen Akademie der Wissenschaft, BAN, sowie der Konrad-Adenauer-Stiftung e.V.

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Die Konferenz wurde eröffnet durch Prof. Runmiana Stoilova, Stefan Vodenitscharov, der Vor-sitzende der Bulgarischen Akademie der Wissenschaften, sowie seitens Frau Zornica Rusinova, die Vizeministerin der Bereiche Arbeit und Soziales. Alle drei betonten die Bedeutung der Mittelschicht für die Stabilität und Prosperität des Landes. Zudem betonten sie auch die Wich-tigkeit der Konferenz als Austauschplattform zwischen Wissenschaft und Politik.

Das erste Diskussionspanel wurde eingeleitet durch einen Vortrag von Prof. Dr. Michael Gebel vom Lehrstuhl für Soziologie, insbesondere Methoden der empirischen Sozialforschung, der Universität Bamberg. Er erläuterte verschiedene wissenschaftliche Definitionen des Begriffs „Mittelschicht“, zeigte anhand welche Indikatoren die Zugehörigkeit zur Mittelschicht gemessen wird und betonte vor allem die Bedeutung von Bildung in diesem Kontext. Am Ende seiner Präsentation zeigte er empirische Untersuchungen über die Entwicklung der Mittelschicht in Deutschland und Europa. Danach stellte Prof. Runmiana Stoilova Untersuchungen der Mit-telschicht in Bulgarien vor, welche im Vergleich zu anderen Schichten in Bulgarien unterent-wickelt ist. Sie ging vor allem auf die sozioökonomischen Faktoren ein, die die Zugehörigkeit zu Mittelschicht beeinflussen, wie höchster Bildungsgrad der Eltern, welcher direkt mit dem höchsten Bildungsabschluss der Kinder korreliert. Dieser wiederum bestimmt sowohl das Ein-kommen als auch die Art des zukünftigen Arbeitsverhältnisses. Als weitere Forschungsrichtung nannte sie die Durchlässigkeit zwischen den verschieden sozialen Schichten. Anschließend versuchte der Vortrag von Prof. Pepka Boqdjieva das Spendenverhalten der Bulgaren zu erklären, ein Feld was in den Sozialwissenschaften, vor allem in Bulgarien, wenig erforscht ist.

Das zweite Diskussionspanel wurde eröffnet durch einen Review der wichtigsten sozialwissen-schaftlichen Publikationen zum Thema „Mittelschicht“ seitens Prof. Valentina Milenkova. Dabei betonte sie die Wichtigkeit der Werke von Prof. Nikolai Tilkadjiev für die bulgarische sozialwis-senschaftliche Forschung. Es folgte ein Vortrag von Prof. Jouko Nikula der Universität Helsinki, welcher die Tendenzen der Entwicklung der Mittelschicht in Finnland darstellt und besonders auf die Entwicklung moderner Technologien und ihren Einfluss auf die Mittelschicht einging. Der dritte Vortrag im Panel war fokussiert auf die ethnischen Klassen in Bulgarien. Der Politologe Peter Tschulakov erklärte wie in Bulgarien Sinti und Roma immer noch diskriminiert werden und ihnen der Zugang zur Mittelschicht unter anderem durch strukturelle Diskriminierung weiterhin verwehrt bleibt. Im zweiten Teil vom Panel betonte Dr. Stefan Nikolov die Wichtigkeit von Stiftungen, die sozialwissenschaftliche Untersuchungen unterstützen, so wie die Konrad Adenauer Stiftung in Sofia. Zum Schluss referierte Prof. Runmiana Jeleva. Sie erklärte das deutsche Modell der sozialen Marktwirtschaft und legte dar, ob und unter welchen Umständen ein ähnliches Wirtschaftsmodell in Bulgarien funktionieren könnte.

In der letzten Vortragsrunde kamen viele Aspekte zur Sprache, die auf unterschiedlicher Weise mit dem Thema Mittelschicht zusammenhängen. So referierte Prof. Martin Tabakov über das Parteiensystem Bulgariens und wie die Mittelschicht hier einzuordnen ist, während Dr. Emilia Tschengelova über das Ungleichgewicht zwischen den Forderungen der Arbeitnehmer und den Absolventen am Arbeitsmarkt sprach. Dr. Hristina Ambreva stellte dagegen ihre Forschung zum Thema Postmaterialismus und Mittelschicht in Bulgarien vor und betonte die Rolle der sozialen Netzwerke bei der Herausbildung politischer Bürgerinitiativen. Danach erläuterte Dr. Dontscheva die Möglichkeiten, die Programme wie ERASMUS+ für junge Menschen mit sich bringen, und Anna Varbanova stellte ein innovatives Projekt zur Förderung von Ökounternehmerschaft vor. Zum Schluss analysierte Dr. Svetlana Stamenova wie sich die subjektive Selbsteinordnung zur Mittelschicht in den postkommunistischen Ländern zwischen 1990 und 2009 entwickelt hat und Dr. Tsotscho Zlatkov ging auf die Probleme und Mythen der aktuellen Mittelschicht in Bulgarien ein.

Alle Vortragsrunden wurden durch viele Nachfragen und interessanten Diskussionsbeiträgen seitens des Publikums begleitet. Als wichtigste Themen können genannt werden: die sozial-wissenschaftlichen Forschungsmethoden in Bulgarien im Vergleich zu Deutschland und Finnland, Tendenzen in der Mittelschicht, die Bedeutung von Bildung sowie die Frage, wie die Mit-telschicht in Bulgarien gestärkt werden kann.

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