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Veranstaltungsberichte

Chinas neue Urbanisierung - Chancen für die deutsch-chinesische Wirtschaftskooperation

von Mira Luthe

2. deutsch-chinesische Symposium über Urbanisierung

2012 überschritt die Urbanisierungsrate in China erstmals die Fünfzigprozentmarke. Der Zukunftskurs ist klar und politisch gewollt: Bis 2030 werden weitere 20 Prozent der Bevölkerung in Städte ziehen; die Urbanisierung soll Antriebskraft für das nationale Wirtschaftswachstum sein und der zugezogenen Landbevölkerung ein moderneres Leben mit besserer Versorgung bieten.

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Den Trend der Verstädterung aufgreifend, veranstaltete das Auslandsbüro der Konrad-Adenauer-Stiftung in Peking in Kooperation mit der Gesellschaft des chinesischen Volkes für Freundschaft mit dem Ausland bereits zum zweiten Mal ein Symposium über Urbanisierung, dieses Jahr in der nordostchinesischen Stadt Shenyang. Im Zentrum der Diskussion am 29. Oktober 2014 standen nachhaltiger Entwicklung und Chancen für die deutsch-chinesischen Wirtschafts- und Kulturbeziehungen. Besucht wurde die Veranstaltung von gut 150 Vertretern aus Provinz- und Lokalregierung, Beamten und Wissenschaftlern.

Eine große Herausforderung bei Chinas Urbanisierung ist die Qualität der schnell hochgezogenen Städte. Dr. Gerhard Wahlers, stv. Generaldirektor und Hauptabteilungsleiter Europäische und Internationale Zusammenarbeit, KAS Berlin, hob in seinem Grußwort die Bedeutung von Lebensqualität hervor, die für eine nachhaltige Entwicklung der Stadt- und Gesellschaftsstruktur bedeutend sei. Qiao Runling, Vizedirektor des Zentrums für Ubanisierung der Nationalen Entwicklungs- und Reformkommission (NDRC) forderte in seinem Beitrag eine höhere Qualität der Bausubstanz. Diese sei oftmals so mangelhaft, dass die Gebäude nach einer Generation schon wieder abgerissen werden müssten. Dadurch entstünden nicht nur negative Kostenfaktoren, sondern auch Nachteile für Umwelt und Mensch. Deutschland könne bei Qualitätsstandards als Beispiel für China dienen. Hartmut Koschyk, MdB und Beauftragter der Bundesregierung für Aussiedlerfragen und nationale Minderheiten, lobte Chinas Problembewusstsein. Der Urbanisierungsprozess werde in China landesweit vorangetrieben, so auch in angestammten Lebensräumen der verschiedenen Ethnien, was ihnen ermögliche, in ihrer Heimatregion zu bleiben und nicht in weit entfernte Städte ziehen zu müssen, um eine Arbeit zu finden. Die Kooperationsmechanismen zwischen Deutschland und China wird kontinuierlich ausgebaut, was den Erfahrungs- und Wissenstransfer begünstigt, so Bundesbeauftragter Koschyk. Bürgermeister der Stadt Shenyang, Tong Jingshi, stellte die Entwicklung seiner Stadt dar, deren Urbanisierungsquote über dem Provinzdurchschnitt liege. Die Infrastruktur der Stadt habe sich in den letzten Jahren deutlich verbessert; effizientere Raumgestaltung und bessere Umweltbedingungen blieben noch anzugehende Aufgaben.

Zahlreichen Vorträgen am Vormittag, folgte nachmittags eine Paneldiskussion. Themenschwerpunkte waren Wertschöpfung und Gestaltung eines lebenswerten urbanen Raumes. Dr. Christina West, European Union Academic Programme Hong Kong, wies auf die Wichtigkeit hin, gut ausgebildete junge Menschen durch die Schaffung attraktiven Lebensraumes und qualifizierter Arbeitsplätze in der Region zu halten. So könne Wertschöpfung generiert und die gesamte Gegend aufgewertet werden. Begegnungsräume für Menschen seien dabei wichtige Faktoren. Prof. Dr. Dieter Hassenpflug, Urban Solutions, stellte die zahlreiche Räume für menschliche Interaktion vor, die es in chinesischen Städten gebe. Zhang Yi, stv. Leiter des Instituts für Soziologie, Chinesische Akademie der Sozialwissenschaften (CASS), kam auf die gegenwärtige Entstehung dreier Megametropolregionen in China zu sprechen, deren Aufbau er kritisch bewertete.

Die Veranstaltung bot den chinesischen und deutschen Teilnehmern eine Plattform für einen pluralistischen Diskurs über Entwicklungskonzepte und Anregungen für zukünftige Gestaltungmöglichkeiten Chinas neuer Urbanisierung.

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Michael Winzer

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