Veranstaltungsberichte
Die Volksrepublik China ist der weltweit größte Emittent von CO2 und anderen klimaschädlichen Gasen, weshalb sich internationale Klimaschutzziele nur in Zusammenarbeit mit China verwirklichen lassen. Die chinesische Regierung hat diese Herausforderung erkannt und eine Reihe von Maßnahmen ergriffen, um die Energieeffizienz zu steigern und Emissionen zu verringern. Mit einer Vielzahl von Anreizen sollen Unternehmen ihre Produktion und Produkte klimafreundlicher gestalten. Dadurch werden allerdings lediglich Mindeststandards gesetzt. Darüber hinaus besteht ein weites Feld für eigene Initiativen von Seiten der Unternehmen. Hierzu muss sich das Bewusstsein ändern und gesetzliche Anreize geschaffen werden.
In einem modernen und umfassenden Verständnis von CSR und "nachhaltiger Entwicklung" (sustainability) spielt der Klima- und Umweltschutz eine zentrale Rolle. CSR ist „die Übernahme von Verantwortung durch eine Organisation für die Auswirkungen ihres Handelns auf die Gesellschaft und die Umwelt“. Viele Unternehmer haben mittlerweile erkannt, dass sie einen Beitrag zur nachhaltigen Entwicklung Chinas leisten müssen und dadurch auch ihr Ansehen in der Gesellschaft steigern können. Dennoch steht das CSR-Konzept in China noch am Anfang. Der Workshop „Corporate Social Responsibility and Climate Policy“ diente deshalb dazu, Konzepte und Erfahrungen in China weiter zu verbreiten.
In seiner Keynote stellte Rolf Dietmar, Leiter des Sino-German CSR Project der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) in China, das Konzept von CSR, dessen Nutzen für Unternehmen sowie Entwicklungen in diesem Bereich in China vor. Unternehmen profitieren von CSR-Programmen, da sie dazu beitragen können, Kunden zu binden und Mitarbeiter zu motivieren. In China war CSR bis zum Jahr 2000 weitgehend unbekannt. Die ersten Impulse für die Beachtung von CSR gingen von internationalen Handelsunternehmen, die von ihren Lieferanten die Einhaltung von Mindeststandards einforderten. Mittlerweile verlangt aber auch die chinesische Regierung insbesondere von den Staatsunternehmen, CSR-Berichte vorzulegen. In den vergangenen fünf Jahren ist deren Zahl deutlich angestiegen und selbst chinesische KMUs sind zunehmend an diesem Thema interessiert.
In seinem Kommentar bestätigte Herr Jin Chunqing, Rechtsanwalt bei der Fangben Law Office, dass besonders im Bereich der Staatsunternehmen positive Entwicklungen festzustellen seien. Bislang stehe aber Korruption in vielen Fällen einem ethischen Verhalten im Wege und deshalb seien CSR und verantwortungsvolle Unternehmensführung (Corporate Compliance) nicht voneinander zu trennen. Frau Gong Xun, CSR-Mangerin beim weltgrößten Computerhersteller Lenovo, stellte die CSR-Strategie ihres Unternehmens im Bereich Klimaschutz vor. Lenovo hat bereits 2011 das Ziel einer klimaneutralen Produktion erreicht und will nun auch die indirekten Emissionen sowie Emissionen entlang der Wertschöpfungskette deutlich reduzieren. Gong Xun machte dabei deutlich, dass auch die Zulieferer einbezogen und die gesamte Lebensdauer der Produkte betrachtet werden müssen.
Herr Li Rusong, China-Direktor des globalen Carbon Disclosure Projects (CDP) in China, erläuterte die wachsende Rolle von NGOs bei der Durchsetzung einer effektiven CSR im Klimaschutz. Eine wachsende Zahl von Unternehmen nutzt die globale CSR-Plattform, um über ihre Erfolge bei der Reduktion der CO2-Emissionen zu informieren. In China war das Interesse von Unternehmen an dem Projekt zu Beginn äußerst gering; allmählich aber erkennen immer mehr Unternehmen den Nutzen.
Der Workshop machte deutlich, dass CSR ein integraler Bestandteil jeder modernen und verantwortungsvollen Unternehmensstrategie sein muss und mittlerweile auch einen wesentlichen Beitrag zum Erhalt der Wettbewerbsfähigkeit eines Unternehmens leistet.
Die Ergebnisse der Diskussion bilden die Grundlage für eine Veröffentlichung über "Soziale Verantwortung - Unternehmen und Klimaschutz in China", die im Frühjahr 2013 mit Unterstützung der KAS erscheinen soll.