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Veranstaltungsberichte

Die Trends der Europäischen Wirtschaft und die Aussichten für Griechenland

von Martha Kontodaimon
Am Montag, den 3. Februar fand eine Expertendiskussion – organisiert durch eine Kooperation zwischen dem Auslandsbüros Griechenland und Zypern der Konrad-Adenauer-Stiftung und der Stiftung Wirtschafts- und Industrieforschung (IOBE) unter dem Titel “Trends in the European Economy and the prospects for Greece” in Athen statt.

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Bei der Veranstaltung sprachen der Vizepräsident der Europäischen Zentralbank, Herr Luis de Guindos, der Finanzminister Griechenlands, Herr Christos Staikouras, und der Gouverneur der Bank von Griechenland, Herr Yannis Stournaras.

Der Vizepräsident der Europäischen Zentralbank, Herr Luis de Guindos, merkte in seiner Rede an, dass das globale Wirtschaftswachstum 2019 niedrig geblieben sei, nach dem jüngsten Abkommen zwischen den USA und China (Phase 1), gebe es Anzeichen auf eine Verbesserung im Handel. Nichtsdestotrotz hätten der Ausbruch des Coronavirus und die Besorgnis über dessen Auswirkungen auf die chinesische Wirtschaft in Verbindung mit dem Austritt Großbritanniens aus der EU jedoch Unsicherheit erzeugt. Über die Wirtschaft der Euro-Zone sagte der Vizepräsident der EZB, dass die Anzeichen einer Stabilisierung und eines langsamen Wachstums ermutigend seien, und betonte, dass dies die anhaltende Schwäche des internationalen Handels widerspiegelt. Wie er betonte, bleiben die Risiken für die Wirtschaft der Euro-Zone bestehen, sind allerdings wenig ausgeprägt.

Im Bezug zu Griechenland unterstrich Herr Luis de Guindos den Aufschwung der Wachstumsrate der griechischen Wirtschaft und die gemachten Fortschritte bei der Umsetzung der Verpflichtungen der griechischen Regierung. Der Vizepräsident der EZB wies auf die entscheidende Rolle der Bankkredite für eine effiziente, funktionierende Wirtschaft hin, und stellte fest, dass sie in Griechenland weiterhin schwach sei. Das hohe Niveau an notleidenden Krediten beschrieb er als große Schwäche der Banken Griechenlands, trotz erzielter Fortschritte, sollte ihre Reduktion ein zentrales Ziel sein, damit griechische Banken endlich ihre Rolle als Kreditgeber ausfüllen könnten. Schließlich betonte Herr Luis de Guindos die Wichtigkeit die Zahlungskultur wiederherzustellen und die niedrige Effizienz des griechischen Justizsystems, welche das Problem des Umgangs mit notleidender Kredite noch verschärfte. Er betonte zuletzt, dass Reformen, die die Effizienz der Justiz gewährleisten würden, von größter Bedeutung seien, um die Verrechnung notleidender Kredite aus den Bilanzen der griechischen Banken zu beschleunigen.

Der Finanzminister, Herr Christos Staikouras, erwähnte in seiner Rede die mehrdimensionale, wirtschaftliche, soziale, institutionelle und politische Krise, mit der Europa in letzter Zeit konfrontiert war. Er wies auf sich am Horizont abzeichnende Herausforderungen, wie geopolitische Spannungen, die Auswirkungen des Brexit, das Risiko eines anhaltend schwachen Wachstums und niedriger Inflation, die Rolle, Richtung und Kombination von Finanz- und Geldpolitik, der Anpassung an das digitale Zeitalter, an demografischen Wandel und Klimawandel hin, welche eine gemeinsame Reaktion eines widerstandsfähigeren, wettbewerbsfähigeren und effektiveren Europa mit verstärkter Solidarität erfordern. Der Finanzminister stellte diesbezüglich grundlegende Anforderungen:

  1. Die Stärkung der Rolle der Finanzpolitik in der Europäischen Entwicklung. Finanzpolitik, welche die bestehende Geldpolitik der EZB unterstützen kann und sollte, um sowohl Haushaltsdisziplin als auch hohe und nachhaltige Wachstumsraten zu erreichen.
  2. Die Vollendung der Wirtschafts- und Währungsunion. Eine dynamische, vollendete und widerstandsfähige Union ist das beste Instrument zur Verbesserung der Finanzstabilität und einer wirklichen Konvergenz in Europa, damit die internationale Rolle des Euros zu stärken.
  3. Die Vollendung der Bankenunion. Momentan fehle ihr die äußerst wichtige dritte Säule, genauer die Errichtung und der Betrieb einer mit finanziell ausreichend ausgestatteten Europäischen Agentur für Einlagensicherung.
  4. Die Förderung einer integrierten Kapitalmarktunion, mit dem Ziel Liquidität zu verbessern und ein sicheres europäisches Portfolio einzuführen.
  5. Der Kampf gegen Geldwäsche, mit klar strukturierten Zuständigkeiten und verbesserter Koordination.
  6. Das Model der Europäischen Wirtschaft an die Anforderungen des digitalen Zeitalters anzupassen.
  7. Der Übergang zu einem umweltfreundlichen und klimaneutralen Kontinent, wobei sichergestellt wird, dass jeder von den aufkommenden Chancen profitieren kann, und dass die von der Transition betroffenen Regionen geschützt werden. Schließlich machte Finanzminister Christos Staikouras deutlich, dass „unser Land den Geist des Grünen Deals unterstützt“.

 
Der Gouverneur der Bank von Griechenland, Herr Yannis Stournaras, verwies in seiner Rede auf globale wirtschaftliche Entwicklungen und die Euro-Zone. Er betonte, dass die Geldpolitik des Euro-Raums solange erleichtert bleiben werde, bis sich die Inflation dem relevanten Ziel nähere, und gleichzeitig die Wirtschaftstätigkeit unterstützt werde. Ferner solle Finanz- und Strukturpolitik eine bedeutendere Rolle zu kommen, wenn es darum ginge die Wirtschaft des Euro-Raums zu stabilisieren. Auch er sprach sich für eine Stärkung der Europäischen Währungsunion aus.
 
In Bezug auf die griechische Wirtschaft unterstrich er die bedeutenden Fortschritte, die das Land gemacht hat, und dass sich die griechische Wirtschaft jetzt erholt. Für das inländische Finanzsystem führte er positive Entwicklungen mit verbesserter Kapitaladäquanz, vorab prognostizierter Rentabilität und Liquidität an, betonte jedoch, dass das hohe Volumen notleidender Kredite weiterhin das Hauptproblem sei.
 
Der Gouverneur der Bank von Griechenland stellte fest, dass vier griechische Systembanken mit der Europäischen Zentralbank und dem Einheitlichen Aufsichtsmechanismus (SSM) ehrgeizige Ziele zur Reduzierung der notleidenden Kredite (NPLs) vereinbart haben. "Auf der Grundlage dieser Ziele wird erwartet, dass der Prozentsatz der öffentlichen Banken (PSUs) bis Ende 2021 unter 20% fallen wird. Es ist jedoch zu beachten, dass der Prozentsatz der PSUs der griechischen Banken selbst dann das Fünffache des bestehenden EU-Durchschnitts betragen wird, wenn diese Ziele erreicht werden."
 
„In diesem Kontext ist es wichtig radikale und systematische Lösungen zu implementieren, welche die Bemühungen der Banken selbst ergänzen, die Qualität ihrer Vermögenswerte rasch zu verbessern.“
 
Herr Stournaras betonte, dass der "Herakles" -Plan, der auf dem Asset Protection Scheme (APS) durch eine staatliche Garantie basiert, ein wichtiger Schritt zur Lösung des Problems sei. Angesichts des Ausmaßes dieses Problems wird diese Zahl jedoch zu einem späteren Zeitpunkt erwartet, und nachdem Herkules anfängt, Ergebnisse zu erzielen, die durch andere Maßnahmen ergänzt werden müssen, wie die von der Bank von Griechenland in der jüngeren Vergangenheit vorgeschlagene.
 
In der anschließenden Diskussion, geleitet vom IOBE-Direktor, Professor Nikos Vettas, wurden Themen wie die mittelfristigen Zwänge und Risiken der momentan lockeren Geldpolitik, die Risiken von Nullzinsen und Nullzinspolitik auf lange Sicht angesprochen - langfristige Auswirkungen - Risiken für Wachstum und Weltwirtschaft, die Situation der europäischen Banken, die Herausforderungen der italienischen Wirtschaft, die Situation in Griechenland und wie Wirtschaftswachstum erzielt werden kann und wie das Land Investitionen anziehen könnte.

 

 

 

 

 

 

 

 

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