Weil die Karwoche die wichtigste Urlaubswoche des Jahres in Guatemala und Honduras ist, steht das Management der Corona-Pandemie erneut im Mittelpunkt der öffentlichen Diskussion. Zwar durften die sonst üblichen Prozessionen und religiösen Feierlichkeiten wie schon im vergangenen Jahr auch diesmal nicht stattfinden. Aber darüber hinaus wollten die Regierungen das öffentliche Leben nicht einschränken. Daher kam es wie zu erwarten in allen Urlaubsregionen, insbesondere an den Stränden des Pazifik (Guatemala) und des Atlantik (Honduras) zu großen Menschenansammlungen, ohne dass Masken getragen oder die Abstandsregeln eingehalten wurden. Eine Höchstzahl von 100 Besuchern am Strand ließ sich von den eingesetzten Ordnungskräften nicht kontrollieren. Die richteten daher ihre Aufmerksamkeit vor allem auf die gastronomischen Betriebe und besonders auf die Einhaltung des Verbots des Alkoholverkaufs nach 21 Uhr.
In Honduras waren aufgrund mangelhafter Einhaltung der Hygienevorschriften während der Vorwahlen am 14. März die Infektionszahlen schon zuvor stark angestiegen. Gleiches zeichnete sich bereits vor Eintreten der Effekte der Urlaubswoche ebenso in Guatemala ab, wo die Zahl der Kommunen mit den Alarmstufen Rot und Orange um 13 bzw. neun gestiegen und dementsprechend die Zahl der Kommunen mit der Stufe Gelb, die ein weitgehend normales öffentliches Leben erlaubt, um 22 gesunken ist. In diesen Orten konnten die Schulen zu einem Mischbetrieb aus Präsenztagen und Lernen zu Hause zurückkehren. So war es auch für die Gemeinden in der Stufe Orange vorgesehen, bis das Gesundheitsministerium noch vor Beginn der Kartage die Notbremse zog und den Präsenzbetrieb der Schulen verbot. Nachdem dies zu starken Protesten von Vertretern der Eltern und der Wirtschaft führte, nahm sich das Gesundheitsressort ein Vorbild an Pontius Pilatus und delegierte die Entscheidung über die Öffnung der Schulen in Kommunen mit hoher Infektionsrate an das Bildungsministerium.
Unterdessen zeigt sich die Schwäche des Gesundheitsapparates in Guatemala an dem völlig chaotisch ablaufenden Impfprogramm. Die Behörden verfügen über keine Listen der Geimpften und sind auch nicht in der Lage, dafür zu sorgen, dass die vor Wochen beschlossene Reihenfolge der Empfänger eingehalten wird. Bislang standen auch nicht genügend Impfdosen zur Verfügung, um beispielsweise ältere Menschen in Pflegeeinrichtungen zu impfen. In manchen Regionen konnte bisher nicht einmal das medizinische Personal, das sich um COVID-Patienten kümmert, vollständig geimpft werden. Um die Knappheit zu überwinden und möglichst schnell, möglichst viele Personen impfen zu können, hat die Regierung nun 16 Millionen Dosen des Vakzins Sputnik V in Russland bestellt. Sie sollen rund 70 Millionen Euro kosten. In Honduras ist die Lage ähnlich. Von sieben vor einem Jahr bestellten mobilen Krankenhäusern ist nur ein einziges in Betrieb. Dass es bei dem Kauf zu erheblichen finanziellen Unregelmäßigkeiten gekommen ist, steht fest; aber die Justiz hat bislang noch niemanden festgenommen, geschweige denn angeklagt oder verurteilt.
Das gilt nicht für den Bruder von Präsident Juan Orlando Hernandez, Tony Hernandez. Der ehemalige Kongressabgeordnete von Honduras wurde von einem Gericht in New York des Drogenhandels für schuldig befunden und zu einer lebenslangen Freiheitsstrafe plus 30 Jahre verurteilt. Präsident Hernandez hat den Schuldspruch als Fehlurteil zurückgewiesen und behauptet, das Gericht sei falschen Zeugen auf den Leim gegangen. Diese wollten durch Falschaussagen gegen seinen Bruder in Wahrheit ihm selbst schaden, da er in seiner achtjährigen Amtszeit so entschieden gegen den Drogenhandel vorgegangen sei. Diese Version nimmt ihm aber auch im eigenen Land kaum jemand ab. Vielmehr haben zahlreiche Organisationen der Zivilgesellschaft und prominente ehemalige Politiker den sofortigen Rücktritt des Präsidenten gefordert.