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Schaffung des ersten Bürgerbüros in Marokko

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In Zusammenarbeit mit dem „Maison l’Elu der Region Marrakech-Safi“ (MdE) und der Kommune Ben Guerir hat die Konrad-Adenauer-Stiftung (KAS) am 9. und 10. Mai 2015 eine Gesprächsrunde organisiert, die auf die Gründung des ersten „Bürgerbüros“ abzielte.

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In Zusammenarbeit mit dem „Maison de l’Elu der Région Marrakech-Safi“ (MdE) und der Kommune Ben Guerir hat die Konrad-Adenauer-Stiftung (KAS) am 9. und 10. Mai 2015 eine Gesprächsrunde organisiert, die auf die Gründung des ersten „Bürgerbüros“ in Marokko abzielte.

Das Königreich Marokko zeichnet sich heute durch eine neue Dynamik aus, die die Demokratisierung und die Modernisierung des Landes auf die Tagesordnung gesetzt hat. In diesem Zusammenhang leistet das „Maison de l’Elu“ eine hervorragende Arbeit bei der Fortbildung von Funktionären und Mandatsträgern sowie der Förderung der Verständigung und des Erfahrungsaustauschs. Im Rahmen der Förderung der Dezentralisierung haben die KAS und das MdE im Verlauf von über drei Jahren eine sehr dynamische Partnerschaft aufgebaut, die sich einer mittel- bis langfristigen Vorgehensweise verschrieben hat. Im Verlauf des Erfahrungsaustauschs, der in Marokko und Deutschland stattfand, haben die marokkanischen Mandatsträger den Wunsch formuliert, das erste Bürgerbüro in Marokko in Ben Guerir zu gründen. Auch wenn das Projekt von dem deutschen Modell eines Bürgerbüros inspiriert ist, geht es nicht um eine Kopie des deutschen Systems, sondern um die Erschaffung eines neuen, marokkanischen Modells, das auf die Besonderheiten der Kommune Ben Guerir zugeschnitten ist.

Um dieses Projekt weiterzuführen, haben die KAS und das MdE am 9. und 10. Mai Dr. Andreas Wojcik eingeladen, damit er die marokkanischen Mandatsträger an seinen Erfahrungen aus mehr als fünfzehn Jahren Tätigkeit in diesem Bereich teilhaben lassen kann. Dieser Austausch sollte als strukturierende Grundlage für die Erstellung eines Plans für die zukünftige Entwicklung des Bürgerbüros in Ben Guerir dienen.

Das Bürgerbüro baut auf einer dynamischen Definition der Demokratie auf, laut der die Demokratie als ein niemals feststehendes System zu begreifen ist, weil sie durch eine aktive und kontinuierliche Partizipation der Bürger am öffentlichen Leben gekennzeichnet ist. Da eine direkte Demokratie schwer realisierbar ist, wurde in den meisten Ländern die repräsentative Demokratie eingeführt. Angesichts dieser Tatsache zielt das Bürgerbüro darauf ab, die Verbindung zwischen Bürgern und Verwaltung zu stärken. Anhand seiner Aufgaben in den Bereichen Information, Beratung und Hilfestellung versucht das Bürgerbüro, das Vertrauen sowie das Verständnis zwischen Bürgern und Verwaltung sicherzustellen. Das Bürgerbüro lässt sich zusammenfassend als eine Struktur beschreiben, die als Ort der Verständigung und der Teilhabe Informationen bündelt, wodurch sowohl das Wohl der Bürger als auch die Synergien zwischen den Verwaltungen gefördert werden. Somit ist seine Rolle ebenso administrativ wie politisch und erlaubt es, die politische Teilhabe sowohl auf quantitativer als auch auf qualitativer Ebene zu verbessern.

Wie die Redner aus den Reihen der KAS, des MdE sowie der Mandatsträger mehrfach betonten, geht es bei dem Projekt nicht darum, in Marokko ein deutsches Partizipationsmodell einzuführen. Vielmehr geht es für die Mandatsträger darum, ein eigenes Modell des Bürgerbüros zu schaffen, um damit auf die speziellen Bedürfnisse der Bürger der Kommune reagieren zu können. In diesem Sinne haben die Teilnehmer bestimmte Problemstellungen erwähnt, bezüglich derer das Bürgerbüro eine sinnvolle Lösungsmöglichkeit darstellen könnte. Besonders wurden die Konsequenzen des Analphabetismus in Bezug auf administrative Prozesse sowie die mangelnde Kenntnis der spezifischen Rolle der jeweiligen Verwaltungen hervorgehoben. Die individualisierte Unterstützung bei der Zusammenstellung von Unterlagen sowie die Bündelung von Informationen bei einem Bürgerbüro würden die Lösung dieser Probleme ermöglichen und gleichzeitig die Verwaltungen entlasten. Die Frage, wie man mit marokkanischen Bürgern umgehen soll, die im Ausland leben und Verwaltungsgänge in Marokko machen müssen, ohne das marokkanische System wirklich gut zu kennen, wurde ebenfalls häufig gestellt.

Nach diesen ersten Feststellungen haben die Teilnehmer schon jetzt vereinbart, dass ihr Planungspapier Teilziele in einer mittel- bis langfristigen Planung unter Beachtung der Umsetzbarkeit und der Rangordnung der Prioritäten vorgeben soll. Die unterschiedlichen Serviceangebote des Bürgerbüros sollen also nach und nach eingerichtet werden, um am besten auf die Bedürfnisse der Bürger und auf die logistischen Kapazitäten der Kommune eingehen zu können. Des Weiteren haben die Mandatsträger besonders betont, dass der Erfolg des Bürgerbüros zweier komplementärer Elemente bedarf: einerseits der Kommunikation dieses neuen Projekts nach außen, sprich zu den Bürgern, andererseits der Zugänglichkeit des Büros für jedermann, was mit den Arbeitszeiten vereinbare Öffnungszeiten sowie eine gute Anbindung des Standorts an öffentliche Verkehrsmittel voraussetzt. Außerdem haben sie ebenso in Betracht gezogen, dass es äußerst wichtig sein wird, zwei bestimmte Szenarien zu vermeiden: Erstens die Instrumentalisierung des Bürgerbüros durch die Parteien, zweitens eine Konkurrenzsituation mit der bereits bestehenden Verwaltung, da das Ziel des Bürgerbüros nicht der Ersatz der Verwaltung, sondern deren Unterstützung ist.

Um die Funktionsweise eines Bürgerbüros sowie dessen unterschiedliche Gestaltungsformen so gut wie möglich verstehen zu können, wurde außerdem die Organisation eines Austauschs mit deutschen Kommunen vor dem Ende des Jahres 2015 vereinbart. Im Rahmen einer Art institutionellen Städtepartnerschaft werden einige Mandatsträger aus Ben Guerir sowie Mitglieder des MdE mit der Konrad-Adenauer-Stiftung nach Deutschland reisen, um danach die finale Form festzulegen, die das Bürgerbüro in Ben Guerir annehmen soll.

Zu guter Letzt muss erwähnt werden, dass die Wahl der Kommune Ben Guerir nicht zufällig erfolgt ist. Neben der Tatsache, dass die Mandatsträger der Kommune ihren Willen bekundet haben, ein Bürgerbüro zu gründen, ist hervorzuheben, dass Ben Guerir ein einzigartiges Beispiel für den neuartigen ökonomischen, politischen, kulturellen und ökologischen Elan ist, der von König Mohammed VI. initiiert wurde. Seit mehreren Jahren ist die Region Ben Guerir der Schauplatz zahlreicher Veränderungen, die auf den Willen des Königs hin und unterstützt durch das OCP erfolgen. Als eine der ärmsten Kommunen in der Region Marrakesch bot sich Ben Guerir die Möglichkeit eines Wandels im Rahmen eines Modells innovativer Stadtplanung, das der Natur und dem Wissen eine neue Stellung im Herzen der Stadt zuweist. Um die neue Universität Mohammed VI Polytechnique herum gegliedert, ist die Neustadt Ben Guerirs die erste grüne Stadt Afrikas geworden und soll letztendlich das Symbol einer Form der innovativen Entwicklung werden, die ein dynamisches wirtschaftliches Wachstum mit der Förderung der Wissenschaft und dem Respekt für die Umwelt verbindet. Die Dynamik dieser Kommune bietet folglich ein sehr günstiges Umfeld, um eine einzigartige Struktur in Marokko zu etablieren: das Bürgerbüro.

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Veranstaltungsort

Conseil Communal Ben Guérir

Referenten

  • Dr. Andreas Wojcik
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    Dr. Helmut Reifeld

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    Soumaya Alimam

    Soumaya Alimam bild

    Projektkoordinatorin (Dezentralisierung)

    Soumaya.Alimam@kas.de +212 5 37 76 12 32/33 +212 5 37 76 12 35

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