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Fachkonferenz

Spring School: Practical Wisdom and Sustainable Business

Towards a Subsidiary Governance Structure

Die KAS organisierte zusammen mit der Al-Akhawayn University und der Ingolstadt School of Management eine Spring School in Casablanca zum Thema "Practical Wisdom and Sustainable Business - Towards a Subsidiary Governance Structure".

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Details

Ziel der Veranstaltung war es, Prinzipien für gute Unternehmensführung und eines werteorientierten Managements für die Praxis zu identifizieren und ihre Anwendbarkeit im arabischen Kontext zu diskutieren. An der Spring School nahmen ausgewählte deutsche Studentinnen und Studenten aus dem Forschungszweig "soziales Unternehmertum" sowie Master-Studentinnen und Studenten des Exzellenzclusters der wirtschafts- und sozialwissenschaftlichen Fakultät der Universität Mohammed V. Rabat-Agdal teil.

 

Key note Redner der Veranstaltung waren Dr. Günther Beckstein, ehemaliger Ministerpräsident des Freistaates Bayern, sowie Dr. Rainer Hermann, Redakteur der Frankfurter Allgemeinen Zeitung.

 

Der frühere bayrische Ministerpräsident Dr. Günther BECKSTEIN hob die Bedeutung der Identifizierung und Anwendung von globalen Werten für eine gute Unternehmensführung hervor. Für die nationalen Volkswirtschaften und für eine funktionierende Weltwirtschaft ist eine global anwendbare Unternehmensethik fundamental, um Krisen in der Finanz- und Geschäftswelt, wie beispielsweise der Lehman Brothers Pleite, vorzubeugen und Regeln eines fairen Wettbewerbs gegen Korruption durchzusetzen. Bereits der ehemalige deutsche Bundeskanzler und Wirtschaftsminister Ludwig Erhard stellte fest, dass eine gesunde Wirtschaft nicht nur "Profit", sondern auch "Wohlfahrt" zum Ziel hat.

 

Dr. Rainer HERMANN, Wirtschaftsredakteur und Nahostexperte der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, schilderte die wichtige soziale Rolle, die Unternehmen in Deutschland sowie in der arabischen Welt spielen können. In Deutschland seien es vor allem die kleinen und mittleren Unternehmen (KMU), die als "heimliche Champions" der deutschen Wirtschaft ihre sozioökonomische Rolle erfüllen. KMUs schaffen zum einen im Verhältnis zu großen Unternehmen deutlich mehr Arbeitsplätze, wohingegen multinationale Unternehmen dazu tendieren, Arbeitsplätze zu rationalisieren. Zum anderen sind KMUs oftmals stärker mit ihrer heimischen Region verankert und zeigen ein soziales Engagement für den Aufschwung und die Entwicklung ihrer Heimatregion. Während multinationale Unternehmen auf schnelle Profite und ihre (volatilen) Aktienwerte achten müssen, zeigen KMUs eher ein nachhaltiges und langfristig ausgerichtetes Denken und Handeln, wie beispielsweise durch die Schaffung von Ausbildungsplätzen.

 

Die Bedeutung von Unternehmenswerten und Prinzipien in der Praxis wurden von Frank GOTTHARDT, Public Affairs Manager bei der Merck Group, dargestellt. Als grundlegende Werte für Management und Unternehmensführung nannte Gotthardt Mut und ein gewisses Maß an Risikobereitschaft, Verantwortungsbewusstsein, Respekt, Integrität und Transparenz. Als Beispiel für eine werteorientierte Unternehmensführung beschrieb Gotthardt das Engagement und die Investitionen der Merck Group in Afrika, obgleich der afrikanische Kontinent nicht immer ein lukrativer Markt darstellt. Zudem betreibe die Merck Group ein Spendenprogramm für lebenswichtige Medikamente zusammen mit der Weltgesundheitsorganisation (WHO). Die Merck Group ist das älteste pharmazeutisch-chemische Unternehmen der Welt, das 1668, vor über 300 Jahren, als Familienunternehmen in Darmstadt gegründet wurde.

 

Der Leiter der deutschen Auslandshandelskammer (AHK) in Marokko, Marco WIEDEMANN, beschrieb die Rolle der Auslandshandelskammervertretungen für die Förderung deutscher Investitionen und unternehmerischer Aktivitäten im Ausland. Die ca. 140 AHK-Vertretungen im Ausland erfüllen vor allem drei Hauptaufgaben: die Unterstützung des deutschen Exports, die offizielle Repräsentation der deutschen Wirtschaft im Ausland und das Bereitstellen von verschiedenen Service-Leistungen. Die AHKs können deutschen Unternehmern im Ausland einen schnellen und direkten Kontakt zu einheimischen Unternehmen herstellen und den Marktzugang im Ausland erleichtern. In Marokko bietet die AHK beispielsweise ein Start-Up-Programm für Unternehmensgründer an oder organisiert Seminare zu interkulturellen Unterschieden und Hürden im Geschäftsleben. Die Erfahrungen des Start-Up-Programms haben, nach Wiedemann, gezeigt, dass es unter den Unternehmensgründungen ein Frauenanteil von nur etwa 12 Prozent gab, dass die Erfolgsquote der Unternehmensgründungen durch Frauen jedoch deutlich über dem Durchschnitt liegt.

 

Innerhalb Deutschlands besteht ein breites Netz an Industrie- und Handelskammern (IHKs) als privat organisierte, berufsständische Körperschaften des öffentlichen Rechts, die die Selbstverwaltung der deutschen Wirtschaft regeln sowie die Interessen der regionalen Wirtschaft gegenüber Politik, Verwaltung und Öffentlichkeit vertreten. Eine deutsche Besonderheit ist die Pflichtmitgliedschaft von deutschen Unternehmen und Betrieben in einer Industrie- und Handelskammer.

 

In den anschließenden Diskussionen wurden die Herausforderungen für die MENA-Region im Bereich von Bildung, Berufsausbildung und unternehmerischer Initiative debattiert. Generell wurde für die arabische Region das Problem von Rentenwirtschaft (Einnahmen aus fossilen Ressourcen, Transferzahlungen aus dem Ausland) und fehlendem Wettbewerbs kritisiert. Ein ägyptischer Teilnehmer wies darauf hin, dass es in der ägyptischen Wirtschaft eher darum gehe, konstante Rentenflüsse zu garantieren und zu verteilen, statt Arbeitsplätze und einen gesunden Wettbewerb zu schaffen. Zudem spielen bei der Stellenvergabe innerhalb von Unternehmen und der öffentlichen Verwaltung oftmals familiäre Zugehörigkeiten eine ausschlaggebende Rolle.

 

Prof. Dr. Wafa EL GARAH, Dekanin an der School of Business and Administration der Al-Akhawayn University, wies auf die Bedeutung hin, junge Marokkaner für eine Unternehmensgründung zu begeistern und ihnen mit Start-Up-Krediten zur Seite zur stehen. El Garah bewertete Marokkaner jedoch allgemein als sehr risikoavers.

 

Das Verhindern von Machtmonopolisierung und Kartellbildung sowie das Fördern von unternehmerischer und privatwirtschaftlicher Initiative unter jungen und kreativen Menschen, sei nach Ansicht der Teilnehmer, grundlegend für den Modernisierungs- und Demokratisierungsprozess in der MENA-Region.

 

Dafür spiele auch das Vermitteln von Ethik und Werten sowie von praktisch anwendbaren Fähigkeiten in der Management-Ausbildung der Universitäten eine wichtige Rolle. In Marokko, beispielsweise, sei die Reformierung des Bildungs- und Ausbildungssystems eine der größten Herausforderungen, die das Land künftig bewältigen muss. Das marokkanische Bildungssystem biete, nach Meinung der Teilnehmer, keine ausreichende Vorbereitung auf die berufliche Praxis und vernachlässige das Vermitteln von wichtigen soft skills und Kommunikationsfähigkeiten. Das Bildungssystem setze eher auf die Vermittlung von reinem Wissen, statt auf vernetztes Denken und anwendungsorientiertes Wissen. Das Fördern von unternehmerischer Initiative oder von soft skills sei in der Regel nicht Teil des Curriculums an marokkanischen Schulen und Universitäten.

 

El Garah wies darauf hin, dass die Al-Akhawayn University demgegenüber sehr stark auf den Erwerb von soft skills und Kommunikationsfähigkeiten achte und zudem das soziale Engagement der Studenten fördere. Die Al-Akhawayn University habe zum Ziel, so El Garah, die Studenten zu „ethischen Führungspersönlichkeiten“ zu erziehen.

Die Al-Akhawayn University ist die einzige anglophone, private Universität Marokkos, die sich am US-amerikanischen Bildungsmodell orientiert.

 

Abschließend wurde von den Teilnehmern festgehalten, dass soft skills für den beruflichen Erfolg besonders ausschlaggebend sind. Während hard skills sich bei Bedarf schnell erwerben lassen, müssen soft skills sowie ethische Werte und soziale Intelligenz über einen langen Entwicklungsprozess hinweg heranreifen.

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Veranstaltungsort

Casablanca

Referenten

  • Dr. Günther Beckstein
    • ehemaliger Ministerpräsident des Freistaates Bayern
  • Dr. Rainer Hermann
    • FAZ
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Dr. Helmut Reifeld

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Dr. Ellinor Zeino

Ellinor Zeino

Leiterin des Regionalprogramms Südwestasien

ellinor.zeino@kas.de
Spring-School 26-03-2014 Casablanca KAS Rabat
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