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Veranstaltungsberichte

Afrikas Medienmacher bereiten sich auf digitalen Umbruch vor

Zusammenfassung der Africa Media Leadership Conference 2010

Es sind beträchtliche Unterschiede, die jedes Jahr bei der Africa Media Leadership Conference aufeinandertreffen: Von der offenen und vielfältigen Medienlandschaft Südafrikas bis nach Marokko, wo die einzigen beiden landesweiten TV-Sender dem Staat gehören, treffen Medienmanager und Journalisten mit äußerst verschiedenen Hintergründen aufeinander. Doch auch in diesem Jahr wurde dabei ein Trend deutlich: Mit der zunehmenden Ausbreitung von Digitalisierung und Social Web steht die gesamte afrikanische Medienlandschaft vor einem großen Umbruch.

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70 Konferenzteilnehmer kamen auf Einladung des Medienprogramms Sub-Sahara der Konrad-Adenauer-Stiftung und des Sol Plaatje Institute for Media Leadership der Rhodes University nach Dar es Salaam, wo die dreitägige Konferenz dieses Mal stattfand. „In diesem Jahr haben Blogger und Journalisten aus den 'neuen Medien' erstmals ein Drittel der Teilnehmer ausgemacht – das zeigt deutlich, wohin der Weg geht“, sagte Frank Windeck, der Leiter des Medienprogramms Sub-Sahara, am Rande der Konferenz.

Absage an Helikopter-Journalismus

Bei vielen der Konferenz-Sessions wurde deutlich, dass die afrikanischen Medienmacher gewillt sind, die Berichterstattung über den Kontinent noch stärker als bisher in die eigene Hand zu nehmen. „Der Helikopter-Journalismus, bei dem Journalisten Business Class einfliegen, in einem Fünf-Sterne-Hotel einchecken, eine Stunde rausgehen und daraus ihre Geschichte machen, darf nicht länger das Bild des Kontinents prägen“, sagte beispielsweise Salim Amin, der Gründer der kenianischen Medien-Agentur A24.

Sein Vater Mohamed hatte in den 80er Jahren mit seinen Bildern von der äthiopischen Hunger-Katastrophe eine weltweite Hilfsaktion ausgelöst. „Er war überzeugt davon, dass über den afrikanischen Kontinent am besten von Afrikanern berichtet werden kann – sie haben den besten Zugang“, so Amin weiter. Dies sei vor allem als Verantwortung zu verstehen.

Unterstützung in dieser Position erhielt Amin von Gary Alfonso, dem COO von CNBC Africa. Über 90 Prozent der Mitarbeiter an den Standorten des Nachrichten-Netzwerks seien Einheimische, so Alfonso: „Nur so können wir neue und ungewöhnliche Geschichten erzählen.“ Als Beispiel nannte er die CNBC-Berichterstattung über die Unruhen nach den Wahlen in Kenia, die im Unterschied zu den globalen Medien nicht nur Tote und Verletzte zeigte, sondern auch von den Orten berichtete, an denen es ruhig geblieben war.

Herausforderungen für die afrikanischen Medien

Während sich die Konferenz-Teilnehmer bei diesem Thema einig waren, brachte die Auseinandersetzung um neue Geschäftsmodelle im digitalen Zeitalter einige kontroverse Diskussionen mit sich. In seinem Grundsatz-Referat verwies Prof. Guy Berger, der Leiter des Medien-Instituts an der Rhodes University, auf eine strikte Trennung zwischen medialen Inhalten und Plattformen in dieser Diskussion. Er rief die Teilnehmer dazu auf, sich über ihr Geschäftsfeld bewusst zu werden: „Will ich Plattformen weiterentwickeln oder Inhalte vertreiben? Will ich publizieren, um Geld zu verdienen, oder Geld verdienen, um zu publizieren?“

Quer durch alle Glieder der Verwertungskette von medialen Inhalten bringe die Digitalisierung revolutionäre Veränderungen mit sich, so Berger weiter. Es gebe neue Konkurrenten und eine neue Machtstruktur – während in der Moderne die Macht über die mediale Kommunikation bei den Medienhäusern lag, liegt sie nun beim postmodernen Nutzer, ist sich Berger sicher.

Das Konferenzprogramm trug diesen Herausforderungen mit Workshops zu Social Media oder Internet-Tools für Journalisten Rechnung. In einer Gesprächsrunde mit Bloggern aus Kenia, Tansania, Kamerun und Marokko wurde das Selbstverständnis der neuen Konkurrenz deutlich: In klarer Abgrenzung von etablierten Medien, denen sie oft genug ob ihrer Nähe zum Staat mit Misstrauen begegnen, und in großem Vertrauen auf die Selbstregulierung. „Hasspredigten kommen von der Straße in die Blogs, nicht umgekehrt“, sagte der aus Kenia stammende Blogger Dibussi Tande – eine These, die nicht von allen im Auditorium geteilt wurde.

Großer Kontinent, große Unterschiede

Letztlich war die Diskussion um neue Herausforderungen für die Medien dann doch auch eine Diskussion über die unterschiedlich entwickelten Medienlandschaften. Auf der einen Seite standen Redner wie der südafrikanische Medienberater Nevo Hadas, der mit Blick auf die Entwicklung von facebook, iTunes und xBox den Sieg der Plattformen über den Inhalt ausrief. Oder Isis Nyong'o von Google Africa, die auf einen schnellen Ausbau der Netz-Infrastruktur in Afrika baut.

Auf der anderen Seite sprachen die Radio-Macher Mike Daka (Breeze FM; Sambia), Meaza Birru (Sheger 102.1; Äthopien), und John Masuku (Radio Voice of the People; Simbabwe) über den beschwerlichen Weg, den sie gingen, um in ihren Ländern gegen staatlichen Widerstand kleine, private Radiostationen aufzubauen.

Zumindest in einem Bereich zogen die Teilnehmer der Konferenz aber auch bei den neuen Medien an einem Strang. Die Vorträge der dreitägigen Konferenz wurden in über 500 Tweets mit dem Hashtag #amlc10 auf Twitter fast nahtlos zusammengefasst und kommentiert – schließlich ist das Twitter-Ur-Tool Handy die am schnellsten wachsende Plattform in ganz Afrika.

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