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Veranstaltungsberichte

Eine neue politische Normalität

Junge afrikanische Politiker diskutieren über Kampagnenstrategien

Wie wirkt sich der wachsende Populismus in den USA und in Europa auf Politik und politische Kampagnen in Afrika aus? Diese Frage wurde von 16 jungen Politikern, Teilnehmer der diesjährigen E-lection Bridge Academy in Daressalam, Tansania, leidenschaftlich diskutiert.

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Die talentierten Nachwuchspolitiker aus dem Senegal, Tansania, Malawi, Uganda, Ghana, Namibia, Mosambik und Angola waren vom Medienprogramm Sub-Sahara Afrika eingeladen worden, um miteinander Erfahrungen aus ihren eigenen Parteien zu teilen und zu diskutieren. Heather Thuynsma, die an der Universität Pretoria in Südafrika politische Strategie lehrt, und Christian Echle, Direktor des Medienprogramms, arbeiteten sich zusammen mit den Teilnehmern durch Kampagnentheorien, analysierten Erfolgsrezepte und gescheiterte Versuche und gaben wertvolle Tipps für die Kampagnenführung in den sozialen Medien. Ein zu diesem Zweck von der KAS entwickeltes E-learning Programm spielt im fiktiven Staat ‘Kasiland’ und wurde von den Teilnehmern in Kleingruppen bearbeitet. Fanta Diallo, Elvis Kintu und Mirriam Mzanda, die beim E-Learning im letzten Jahr am besten abgeschnitten hatten, teilten ihre Erfahrungen und motivierten ihre Gruppenmitglieder. Das Programm habe ihnen geholfen, ihre Fähigkeiten bei der Kampagnenführung zu verbessern: “Bearbeitet die E-learning Module, bleibt bis zum Schluss dran, Ihr tut es für Euch,” so Fanta Diallo aus dem Senegal.

Bereits am ersten Tag des Workshops, das Echo der Wahlen in den USA war noch nicht verhallt, diskutierten die Teilnehmer den Aufstieg des Populismus. Aus Trumps Sieg ergäben sich interessante Möglichkeiten und Lektionen für Kampagnen auf dem afrikanischen Kontinent, so das Fazit. Ein vieldiskutiertes Phänomen war die Twitternutzung Donald Trumps. Die Tatsache, dass er auf Twitter regelmäßig zum Schlag gegen seine Kritiker ausholte, sparte ihm Millionen an Werbegeldern, da seine Äußerungen ohnehin ständig in den Nachrichten diskutiert wurden. Christian Echle fügte hinzu, dass die Menschen generell genug hätten von ‘etablierten’ Politikern und Parteien, was für einen Outsider wie Trump den Weg noch einmal zusätzlich geebnet hätte. Gleichzeitig sei diese Situation aber eine Chance für die afrikanische Jugend, neue und frischere Ansätze in die Politik ihres Landes zu einzubringen. Auch dass Trump von Big Data Rechercheergebnissen Gebrauch machte, und so seine Wähler direkt überzeugte, ihm ihre Stimme zu geben, wurde diskutiert.

Zur Kampagnenführung in den Sozialen Medien betonte Echle, wie wichtig es sei, die eigene sogenannte ‘Filter Bubble’ zu verlassen. Diese führt in den meisten Fällen dazu, dass man kaum abweichende Meinungen auf seiner Facebook Timeline liest. Hätten die Clinton Anhänger diesen Ratschlag befolgt, wären sie möglicherweise weniger überrascht gewesen von der großen Zahl der Trumpwähler. Heather Thuynsma fügte hinzu, dass man in jedem Fall immer wissen solle, was die Themen des politischen Gegners sind.

Ein Höhepunkt des Workshops war der Besuch der Parteizentrale von CHADEMA, Tansanias größter Oppositionspartei. Der ehemalige Parlamentsabgeordnete Tundu Lissu hielt eine beeindruckende Rede dazu, wie man mit der ‘neuen politischen Realität’ in seinem Land umgehe, in der Medienhäuser geschlossen und politische Versammlungen verboten werden – eine sehr reale Situation im heutigen Tansania unter Präsident Magufuli. Lissu betonte die Notwendigkeit für politische Parteien, über neue Arten der Organisation und Kampagnenführung unter restriktiveren Umständen nachzudenken.

Die beiden Teilnehmer aus Ghana, Maame Yaa Dufie und Atick Yakubu von der New Patriotic Party (NPP), präsentierten Fallstudien aus ihrer sehr erfolgreichen Kampagne im Rahmen der bevorstehenden landesweiten Wahlen. Der Frauenverband wusch beispielsweise Autos, um so mit Wählern das Gespräch zu suchen und Aufmerksamkeit zu bekommen. Auch war Facebook in ihrer Kampagne das mit Abstand am meisten genutzte Medium.

Für die Gruppenarbeit teilten sich die Teilnehmer auf und formten zwei Parteien im fiktiven Kasiland – Regierung und Opposition. Für ihre jeweilige Partei setzten sie die Ergebnisse um, die sie in den Sessions zuvor erarbeitet hatten. Insgesamt bildete der einwöchige Workshop eine gute Grundlage für das nun folgende E-Learning Programm: Die Stimmung unter den Teilnehmern war durch und durch positiv und es wurden neben politischen Allianzen auch Freundschaften über die Ländergrenzen hinweg geschlossen.

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Kontakt

Christoph Plate

Christoph Plate bild

Leiter des Medienprogramms Südosteuropa

christoph.plate@kas.de +359 2 942-4971 +359 2 94249-79

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