Immer mehr Journalisten verwenden für ihre Arbeit Mobiltelefone. Sie nutzen diese, um Videos, Audios und Fotos zu erstellen, bearbeiten und veröffentlichen – diese Entwicklung ist international als Mobile Journalism bekannt. Journalisten in Europa, Afrika und Lateinamerika tauschen sich schon seit einigen Jahren dazu auf Konferenzen aus. Die von der KAS nunmehr ausgerichtete Konferenz war die erste ihrer Art und Größe auf dem asiatischen Kontinent.
Mehr als 250 Chefredakteure, Journalisten und Wissenschaftler nahmen am 28. und 29. Juni 2019 in Bangkok an der ersten „Mobile Journalism Conference Asia“ teil. 28 Referenten, allein 21 von ihnen aus Asien, führten den Teilnehmern in Panels und Workshops die Chancen aber auch Risiken einer unmittelbaren Einbindung von Mobiltelefonen für einen qualitativ hochwertigen, ethischen und verantwortungsvollen Journalismus in Asien vor Augen.
Eine der meistbesuchten Veranstaltungen war das Panel „Bringing mobile journalism to our communities“. Dabei wurden Projekte aus Sri Lanka, den Philippinen, Thailand und dem Libanon vorgestellt, die beweisen, dass Journalisten sich gezielt den Umstand zu Nutze machen können, dass internet- und fotografie- sowie videofähige Mobiltelefone mittlerweile in den entlegensten Winkeln der Erde verbreitet sind. Indem Journalisten ihre Leser dazu ermutigen, ihre Wirklichkeit mit all ihren Problemen mit einem Mobiltelefon aufzuzeichnen, können sie zwei Dinge erreichen: Sie können sich Themen für eine tiefere Recherche erschließen, auf die sie ansonsten niemals gekommen wären. Indem sie diese Themen aufgreifen, journalistisch aufbereiten und die Missstände adressieren, können sie verloren gegangenes Vertrauen in die Relevanz der Medien im Zeitalter der Digitalisierung zurückgewinnen. Wohlgemerkt mit Hilfe des Inbegriffs der Digitalisierung: dem allgegenwärtigen Mobiltelefon.
Nesar Fayzi, Journalist der Nachrichtenagentur AP in Afghanistan, berichtete über Smartphones in der Kriegs- und Krisenberichterstattung. Bei einem Dreh in einem Dorf der Taliban konnte er nur mit seinem Mobiltelefon filmen. „Die Taliban hassen Journalisten. Wenn sie jemanden mit einer großen Videokamera aufgreifen, stirbt derjenige“, so Fayzi. Mit seinem Smartphone fällt er nicht auf und schützt sich selbst. Als Fayzi von zwei jungen Taliban-Kämpfern aufgegriffen wurde, nahmen sie ihn als Reporter nicht ernst – sie machten lustige Selfies mit ihm und gaben damit sogar ihre eigene Identität preis.
Während Mojo bei Medienunternehmen in Europa und den USA häufig noch als Spielerei oder Ergänzung zur Videokamera gesehen wird, sind Smartphones in Asien bereits fest in vielen Redaktionen integriert. Ein Grund dafür ist, dass große Smartphone-Hersteller sowie App-Entwickler wie Samsung, KineMaster und Alight Motion ihren Sitz in Asien haben. Davon profitieren mobile Journalisten, da die Entwickler mit dem Arbeitsalltag der asiatischen Redaktionen vertraut sind. Einige Medienunternehmen wie News5 in den Philippinen produzieren Videos sogar ausschließlich mit dem Smartphone, wie Reporterin Ana Puod berichtete. Auch beim indischen Fernsehunternehmen NDTV sowie bei Radio Padma aus Bangladesch werden Videos ausschließlich mobil erstellt. Für Live-Streams und Sondersendungen greift der Sender auf Facebook Live sowie seinen populären YouTube-Kanal zurück.
Ein Höhepunkt der Konferenz war die Rede des thailändischen Journalisten Suthichai Yoon, welcher eine führende Rolle in der Etablierung des von der KAS ins Leben gerufenen Asia News Network (ANN) gespielt hat. In diesem Jahr feiert das Netzwerk seinen 20. Geburtstag. Der heute 72-jährige ist aus dem Tageszeitungsgeschäft ausgestiegen und betreibt einen täglichen Videoblog auf Facebook mit knapp 376 000 Followern. In einem leidenschaftlichen Vortrag betonte er, dass der Journalismus die Digitalisierung endlich als Chance begreifen und sich erneuern muss, um zu überleben. „Heute ist es schwierig. Morgen wird es noch schwieriger. Aber übermorgen wird es wunderbar. Leider geben die allermeisten morgen schon auf.“
Im Anschluss an die Konferenz führte die Thomson Reuters Foundation ein zweitägiges MoJo-Training für zwölf Journalisten durch. Aufgrund des hervorragenden Feedbacks werde die Konferenz im nächsten Jahr fortgesetzt, so Christoph Grabitz, Direktor des Medienprogramms Asien der Konrad-Adenauer-Stiftung.
Die zunächst interne, von der KAS ins Leben gerufene, Facebook-Gruppe „Mobile Journalism in Asia“ wurde zum Ende der Konferenz feierlich für die Allgemeinheit geöffnet. Die KAS trifft dafür Sorge, dass die Gruppe sachkundig moderiert wird. Mehr Eindrücke von der Konferenz sind im Abschlussvideo sowie bei Twitter unter #mojoasia2019 zu finden.
Praktische Hinweise können in unserem Mobile Journalism Manual abgerufen werden.