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Veranstaltungsberichte

„Palestine Papers“ als bestimmendes Thema der ersten MIFTAH-Präsentation

von Jörg Knocha
Am 13. April 2011 fand die erste diesjährige Präsentation der palästinensischen Initiative zur Förderung von globalem Dialog und Demokratie MIFTAH zum Thema „A Critical Reading of Print Media“ statt.

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Die Konrad-Adenauer-Stiftung (KAS) Ramallah und MIFTAH arbeiten seit 2010 im Bereich der Stärkung der Medien zusammen. Das gemeinsam erarbeitete Projekt „Promoting Good Governance through Empowering Media Students: A Critical Reading of Print Media“ wurde durch die Schaffung einer die Medien beobachtenden Analystengruppe initiiert. Den Journalistikstudenten an den palästinensischen Universitäten werden dazu praxisorientierte Vorträge, Workshops und Schulungen zur verantwortlichen Berichterstattung angeboten. Dies soll die Studenten dazu befähigen, die palästinensische Medienberichterstattung kritisch aufzunehmen.

Die erste von fünf Präsentationen 2011 fand am 13. April in den Räumen von MIFTAH statt. Etwa 25 Medienstudenten verschiedener palästinensischer Universitäten nahmen daran teil. Das große Thema der Veranstaltung waren die sog. „Palestine Papers“. Dabei handelt es sich über 1600 Schriftstücke, die vom September 1999 bis zum September 2010 reichen und die hunderte Treffen zwischen Palästinensern, Israelis und Amerikanern abdecken. Diese wurden vom arabischen Satellitenfernsehsender al-Jazeera Ende Januar 2011 veröffentlicht. Analysiert wurde, wie die drei großen palästinensischen Tageszeitungen („al-Quds“, „al-Ayyam“ und „al-Hayat al-Jadida“) in den ersten drei Tagen nach der Veröffentlichung darüber berichteten.

Die Dynamik der Veranstaltung war vor allem dadurch geprägt, dass mehrere Vertreter der genannten Tageszeitungen anwesend waren. Diese sahen sich vehementer Kritik der Studenten ausgesetzt, da alle drei Zeitungen unisono schwere Mängel bei der Berichterstattung aufwiesen. Am ersten Tag wurde das Thema nahezu ignoriert, was von den Gästen damit gerechtfertigt wurde, dass die Zeit zu knapp gewesen sei und es nur eine einzige Quelle zum Thema (al-Jazeera) gegeben hätte. Aber auch in den nachfolgenden Tagen wurde der Inhalt der „Papers“ kaum besprochen. Stattdessen wurden offizielle Verlautbarungen der Palästinensischen Autonomiebehörde wiedergegeben. Andere Meinungen, wie die der Hamas, wurden weitgehend ignoriert. Außerdem wurde heftige Kritik an al-Jazeera geübt. Nur wenige Artikel setzten sich kritisch mit dem Thema auseinander.

Als Ergebnis wurde festgehalten, dass es im Bereich der unabhängigen Berichterstattung noch viel Nachholbedarf gäbe. Zwar seien viele Journalisten gut ausgebildet, doch würden kritische Meinungen oft intern unterdrückt. Daher sei die Selbstzensur der eigentliche Schwachpunkt der palästinensischen Medien. Interne redaktionelle Entscheidungsprozesse müssten reformiert werden. Auch sei es fragwürdig, dass führende Kräfte in den Zeitungen über keinen journalistischen Hintergrund verfügen bzw. enge private Kontakte zu Spitzenpolitikern pflegen. Genau dieser Punkt, die überparteiliche und kritische Arbeit eines Journalisten, ist ein Kernthema der Zusammenarbeit der KAS Ramallah mit MIFTAH.

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