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Veranstaltungsberichte

Dr. Michael Borchard zu Besuch bei der KAS Ramallah

Der KAS-Hauptabteilungsleiter für Politik und Beratung, Dr. Michael Borchard, war vom 11. bis 13. März Gast der KAS Ramallah und in den Palästinensischen Gebieten.

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Am ersten Tag wurde Hebron besucht. Der auch al-Khalil genannte Ort ist neben Ost-Jerusalem die einzige palästinensische Stadt, in deren Kern jüdische Siedlungen liegen. In der Konsequenz kommt es dort seit Jahren immer wieder zu schweren Ausschreitungen. Die internationale Beobachtermission TIPH (Temporary International Presence in the City of Hebron) versucht durch ihre Anwesenheit und die Veröffentlichung periodischer Lageberichte die Situation der Palästinenser zu verdeutlichen. Im Gespräch mit Mirza Ajdinovic, Wissenschaftlicher Mitarbeiter bei TIPH, bekam Dr. Borchard erst eine kurze Einführung in die Geschichte der Stadt und einen Einblick in die Arbeit von TIPH bevor es zu einem Rundgang in den Stadtkern ging. Dort konnten sich die Besucher selbst einen Eindruck machen. Es ging vorbei an israelischen Straßenblockaden, Checkpoints und einer Einkaufsstraße, deren Dach aus einem feinmaschigem Draht besteht, um die Menschen vor Steinwürfen durch Siedler zu schützen. „Das ist wirklich eine beklemmende Atmosphäre.“ fasste Dr. Borchard seine Eindrücke zusammen.

Danach ging es zu einem kurzen Besuch zum Tent of Nations (deutsch: Zelt der Nationen), einer internationalen palästinensischen Begegnungsstätte auf einem Weinberg in mitten eines israelischen Siedlungsblocks. Daoud Nassar, dessen Familie seit Generationen das Land bewirtschaftet, erzählte von dem mehr als 20-jährigem Gerichtsprozess, in dem seine Familie versucht, der Enteignung ihres Grundes durch Israel zu entgehen. Er betonte dabei mehrfach den friedlichen Charakter seiner Mission: „Wir weigern uns Feinde zu sein!“ lautet das Motto seiner Initiative. Im Anschluss besuchte Dr. Borchard gemeinsam mit den Mitarbeitern der KAS Ramallah die Stadt Bethlehem. Bei einer Führung durch die Geburtskirche Jesu Christi erhielt er nicht nur einen Eindruck von einem der letzten erhaltenen Bauten aus frühchristlicher Zeit, sondern zugleich auch Informationen über die aktuelle Lage des Christentums in den Palästinensischen Gebieten. Mit weniger als 2 % Anteil an der Gesamtbevölkerung bilden sie mittlerweile eine verschwindend kleine Minderheit in den Palästinensischen Gebieten.

Tag zwei des Besuchs begann für Dr. Michael Borchard im Gespräch mit dem Negotiations Affairs Department im Büro der Konrad-Adenauer-Stiftung in Ramallah. Xavier Abu Eid, Kommunikationsberater der PLO (Palestine Liberation Organisation) stellte in einer anregenden Unterhaltung die aktuelle Verhandlungsposition der Palästinenser dar und ging auch auf deren Schwierigkeiten ein. Als einen wichtigen Akteur im israelisch-palästinensischen Friedensprozess bezeichnete Abu Eid die Europäische Union.

Anschließend war Herr Dr. Borchard als Gastredner zum Thema „Deutschlands neue Rolle in der EU und im Blick auf die arabische Welt“ am Ibrahim Abu-Lughod-Institut für Internationale Studien der Birzeit Universität geladen. In der anschließenden Gesprächsrunde entwickelte sich eine rege Diskussion zwischen den anwesenden Studenten, Professoren und Dr. Borchard über die Absichten, Ziele und Möglichkeiten deutscher Außenpolitik in den Palästinensischen Gebieten.

Letzter Programmpunkt des zweiten Tages bildete der Besuch bei Dr. Khalil Shikaki vom palästinensischen Umfrageinstitut PSR (Palestinian Center for Policy and Survey Research). Das Gespräch drehte sich zunächst um verschiedene politische Themen bis Dr. Borchard und Dr. Shikaki auf ihr gemeinsames Fachgebiet, die empirische Meinungsforschung, umschwenkten. In einem äußerst anregenden Expertengespräch diskutierten beide den neuesten Stand der Forschung, sowie Vor- und Nachteile quantitativer und qualitativer Methoden. Dr. Borchard zeigte sich im Anschluss vom hohen Niveau des KAS-Partners sichtlich beeindruckt.

Tag drei startete für Dr. Borchard mit zwei Interviewterminen. Die Interviews drehten sich vorrangig um die Rolle Deutschlands und Europas in der arabischen Welt mit besonderem Schwerpunkt auf den Palästinensischen Gebieten. Außerdem wurde die Frage diskutiert, ob durch die anstehenden Wahlen zum deutschen Bundestag ein Wechsel in der Nahostpolitik Deutschlands zu erwarten sei. Den Tagesabschluss bildete ein Stadtrundgang durch die historische Stadt und den Markt von Nablus.

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