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Veranstaltungsberichte

28.-31.05.2009 „Berlin - Ort der Politik und Geschichte“

Einen Rückblick auf unsere Studientagung vom 29. bis 31.Mai 2009 in Berlin finden Sie hier als .pdf.Datei...

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Im Mai 2009 veranstaltete die Konrad-Adenauer-Stiftung, Bildungswerk Saarbrücken eine Studientagung in Berlin, die aufgeteilt in die Themenbereiche „Stadt Berlin“, „Geschichte der DDR“ und „Das politische Berlin“ den Teilnehmern einen äußerst umfassenden, interessanten und nachdenkenswerten Einblick in die ehemals geteilte und heutige Bundeshauptstadt bot.

Die 23 Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus dem Saarland starteten am Donnerstag in aller Frühe vom Flughafen Saarbrücken-Ensheim.

Nach Einchecken im zentral gelegenen Hotel in Berlin begann die Exkursion vor Ort mit dem Besuch der Landesvertretung des Saarlandes beim Bund.

Gelegen in den Ministergärten steht die 2001 bezogene und 18 Millionen Euro teure Stadtvilla auf dem ehemaligen Todesstreifen, 50 m entfernt vom Führerbunker.

Dr. Anton Markmiller, Referent für Kultur, Bildung, Wissenschaft und Forschung führte die Gruppe durch die öffentlichen Räume, stand Rede und Antwort und berichtete über Entstehung und aktuelles Tagesgeschehen sowie, durch Vergabe von drei Büros an das Departement Moselle – einzigartige Besonderheit der saarländischen Landesvertretung.

Obwohl das Gebäude streng bewacht wird und bei Staatsbesuchen beim gegenüberliegenden Holocaust-Denkmal sogar Scharfschützen auf dem Dach platziert werden, hat der saarländische Berlin-Besucher hier immer die Möglichkeit seine Vertretung unangemeldet zu besuchen und sich von einem der 26 Mitarbeiter (davon nur 5 Saarländer) führen zu lassen.

Zwei Stunden später, nach einem gemeinsamen Mittagessen am Brandenburger Tor ging es zum Reichstagsgebäude.

Nach einer flughafenähnlichen Sicherheitskontrolle wurden die Saarländer von einem Bundestagsmitarbeiter in Empfang genommen.

Er referierte während einer Führung durch das Reichstagsgebäude über Geschichte und Architektur des über Tunnel und Gangsystem mit den drei Parlamentsgebäuden verbundenen historischen Gebäudes.

Etwas störend aber wiederum sehr interessant wurden seine Erläuterungen immer wieder durch eine Sirene unterbrochen, die unüberhörbar den sich irgendwo auf dem Gelände befindlichen Abgeordneten das Nahen einer namentlichen Abstimmung signalisiert.

Angekommen im Fraktionssaal der CDU berichtete MdB Annette Hübinger über ihre Arbeit und den politischen Alltag in Berlin.

Abgerundet wurde der Besuch des Bundestages durch die Besichtigung der Dachterrasse und der imposanten Glaskuppel, die jährlich von 4-5 Millionen Besuchern bestiegen wird.

Der zweite Tag in Berlin startete mit einer 4-stündigen Stadtrundfahrt unter dem Motto „von der geteilten Stadt zur Bundeshauptstadt“.

Die ehemalige Hauptstadt des 1000-jährigen Reiches ist noch heute zerfleddert und spiegelt auch 20 Jahre nach der Wiedervereinigung die unterschiedlichen Auffassungen der beiden Systeme wieder.

So ist z.B. das Prestige-Objekt Ost-Berlins – der Alexanderplatz – ähnlich angelegt wie der rote Platz in Moskau. Er geht über in die „erste sozialistische Strasse Deutschlands“ - die Karl-Marx- Allee, die über ein Lotterie-Verfahren finanziert wurde.

Weitere Stationen waren Fernsehturm, Siegessäule, Museumsinsel, Gendarmenmarkt, Checkpoint Charly und die „Abgeordnetenschlange“ direkt an der Spree, die inzwischen, weil mit 28 m² und ohne Balkon den Abgeordneten zu klein, als sozialer Wohnungsbau fungiert.

Absolut sehenswert auch das Bundeskanzlermat, mit 12 000 m² eines der größten Regierungsgebäude der Welt.

Am frühen Nachmittag machte sich die Studiengruppe auf zum Bundesrat in der Leipziger Strasse. Die Besichtigung der zweiten Kammer der Legislative der Bundesrepublik Deutschland war sehr interessant.

Der historische Baustil und die Verbindung von architektonischer Vergangenheit und Gegenwart verweisen auf die einstige prunkvolle Ausgestaltung des Gebäudes. Einen Gegenpol dazu bietet der zweckmässig eingerichtete Plenarsaal, in welchem sich die Gruppe nach einer Führung zum Vortrag über Funktion und Aufgaben des Bundesrates traf.

Am dritten Tag der Bildungsfahrt stand die Geschichte der DDR im Vordergrund.

Erste Station: Gedenkstätte Berlin-Hohenschönhausen.

Zunächst wurde ein etwa 20-minütiger Film über die Entstehungsgeschichte der ehemaligen Untersuchungshaftanstalt des Ministeriums für Staatssicherheit gezeigt.

Die Vernehmer in Hohenschönhausen, wo auch z.B. Heinrich George für 1 Jahr einsass, wurden eigens an der Hochschule in Potsdam speziell psychologisch geschult.

Das Sperrgebiet war in keinem Stadtplan eingezeichnet und kaum ein Ost-Berliner wußte von seiner Existenz. So blieb das Gefängnis auch nach dem Mauerfall zunächst unbehelligt bis zur Wiedervereinigung und wurde erst 1995 zur Gedenkstätte.

Ehemalige Gefangene führen durch die Haftanstalt, die sich zum Großteil durch den Freikauf inhaftierter Gefangener finanzierte (3,8 Milliarden DM).

Die Gruppe des Bildungswerks Saarbrücken wurde von Mario Röllig, einem 42-jährigen Berliner, der im Alter von 19 Jahren drei Monate hier einsass sehr anschaulich, einfühlsam und beeindruckend durch die äußerst beklemmenden Gemäuer geführt.

Er berichtete aus eigener Erfahrung wie die insgesamt im Laufe der Jahre rund 42 000 politischen Häftlinge und Kriminelle ab den 60er Jahren vorwiegend psychisch gefoltert wurden, damit sie, wenn sie in den Westen verkauft wurden, keine sichtbaren Misshandlungsspuren aufwiesen.

Über 1,3 Millionen Besucher – darunter nur 9,2 % aus den neuen Bundesländern – kamen bisher nach Hohenschönhausen; sehr zum Leidwesen der in den umliegenden Einfamilienhäusern wohnenden ehemaligen Funktionäre.

Einige dieser ehemaligen Stasi-Leute – es gab 191 000 Stasi-Spitzel – sind heute Mitglieder des deutschen Bundestages, da im Staatsvertrag verankert ist, dass Funktionäre auch nach der Wiedervereinigung nur nach den damals in der DDR geltenden Gesetzen verurteilt werden dürfen.

Nachhaltig beeindruckt ging es am Nachmittag zur Forschungs- und Gedenkstätte Normannenstrasse.

Hier im jetzigen Stasi-Museum und ehemaliger SED-Zentrale kann u.a. das Büro Erich Mielkes besichtigt werden. Es war einfach ausgestattet um zu demonstrieren, dass man sich nicht bereicherte (das private Jagdschloss lag ausserhalb).

Zu sehen im Stasi-Museum ausserdem diverse Abhöreinrichtungen, wie z.B. Gießkannen oder Benzinkanister mit integrierter High-Tech-Fototechnik.

Der vierte und letzte Tag in Berlin begann mit einer herausragenden Institution in der Museumslandschaft: dem jüdischen Museum.

Auch hier – ebenso wie in Bundestag und Bundesrat strenge Sicherheitsbestimmungen.

Zwei Themenführungen „Jüdisches Leben auf dem Lande“ und „Judentum - Christentum - Islam – ein kulturhistorischer Vergleich“ wurden angeboten.

Beide führten mit verschiedenen Schwerpunkten und Stationen durch die Dauerausstellung, die zwei Jahrtausende deutsch-jüdischer Geschichte zeigt.

Es schloss sich ein gemeinsames Mittagessen im jüdischen Museum an, und danach ging es zum Denkmal der ermordeten Juden.

Das Mahnmal wurde in unmittelbarer Nähe von Reichstag und Brandenburger Tor, wo sich ehemals Garten und Villa von Hermann Göring befanden auf einem 20 000 m² großen Grundstück (Verkehrswert 40 Mio €) errichtet.

Initiatorin Lea Rosh arbeitete 18 Jahre an der Idee bzw. deren Umsetzung und konnte schließlich am 12. Mai 2005 das 30 Millionen teure Mahnmal eröffnen.

Es besteht aus 2711 Stelen (die Zahl hat keine Bedeutung) in verschiedenen Höhen, die symbolisch speziell für die 2,5 Millionen Juden stehen, deren Namen wir nicht kennen.

Unter dem Mahnmal befindet sich ein Ort der Information, der über Opfer und Orte der Vernichtung informiert.

Die Besichtigung desgleichen bildete dann auch den Abschluss dieses Berlin-Seminars.

Diese Bildungsreise der Konrad-Adenauer-Stiftung zeigte Berlin als Ort der Politik und Geschichte, ein etwas anderes Berlin, teilweise ab von touristischen Attraktionen welches nachhaltig beeindruckte und die Teilnehmer sicherlich auch noch über die 4 Tage hinaus beschäftigen wird.

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