Die Kommunalverwaltung und die Befugnisse des Gouverneurs in Tunesien - Auslandsbüro Tunesien
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Der Gouverneur, gewählt von der Zentralregierung, stellt seit der Unabhängigkeit Tunesiens ein wichtiges Kernstück in der territorialen Organisation des Landes dar.
Die territoriale Gliederung Tunesiens erfuhr seit seiner Unabhängigkeit zahlreiche Veränderungen: Die Anzahl der Regierungsbezirke erweiterte sich seit 1956 von 14 auf 24 Bezirke. Diese Erweiterung geschah aus dem politischen Wunsch heraus, Tunesien stärker zu dezentralisieren und vor allem den landesinneren Regionen die Möglichkeit zu geben, sich wirtschaftlich zu entwickeln.
Dieser Wunsch nach einer stärkeren Dezentralisierung wurde auch in der neuen tunesischen Verfassung (Jahr 2014) aufgegriffen. So sieht der Artikel 14 der Verfassung von 2014 vor, die Befugnisse und Kompetenzen stärker zu regionalen und lokalen Behörden zu verschieben.
Dieser Verfassungsartikel sowie ein aktueller Gesetzesentwurf zur Umgestaltung der Gemeindeverwaltung werden die Befugnisse und Pflichten des Gouverneurs, der in der lokalen Politik und Verwaltung einen großen Macht- und Handlungsspielraum besaß, modifizieren. Wie sich der Aufgabenbereich des Gouverneurs dabei genau ändern und wie sich seine Beziehung zu den gewählten Repräsentanten der regionalen und lokalen Versammlung gestalten wird, lässt der Gesetzesentwurf bisher offen.
Die Fachtagung, die am 28. Januar 2017 von der Konrad-Adenauer-Stiftung (KAS) und dem Forum für Politische Akademie (FOAP) veranstaltet wird, beschäftigt sich mit der Frage, welchen Platz der Gouverneur im neuen Kommunalverwaltungssystem einnehmen wird.