Deutsch-Tunesische Journalistenakademie 2013 - Auslandsbüro Tunesien
Veranstaltungsberichte
Vom 12. bis 22. September 2013 arbeiten acht deutsche und neun tunesische Nachwuchsjournalisten im Alter von 21 bis 28 Jahren gemeinsam zum Thema ‚Politikberichterstattung und die Herausforderungen der Umbrüche in Nordafrika’. Ihre Recherchen werden sie aus ihren unterschiedlichen Perspektiven in eine Publikation einfließen lassen, die sie als einen ‚neuen Einblick’ und Ergebnis der Akademie derzeit gemeinsam erarbeiten.
‚Hands-on-Training’ – so lautet das Stichwort der Akademie. Durch ihre eigene Recherche vor Ort, erfahren die jungen Nachwuchsjournalisten in der Praxis einerseits die Begeisterung und Leidenschaft, die ihr Beruf erfordert, und andererseits die Herausforderungen vor die sie in ihrer Arbeit immer wieder gestellt werden.
Während der ersten Akademietage konnten sich die Teilnehmer im Rahmen verschiedener Gespräche mit ausgewiesenen tunesischen Experten im Kultur- und Medienbereich sowie der Zivilgesellschaft, so unter anderem mit Zyed Krichen, Redaktionsleiter der Zeitung ‚le Maghreb’, Nouri Lajmi, Präsident der Unabhängige Hohe Behörde für audiovisuelle Kommunikation (HAICA) und dem Chefredakteur der Zeitung ‚Nawaat’, Malek Khadhraoui, austauschen, ihre Fragen stellen und auf diese Weise in die aktuellen Herausforderungen und Perspektiven der Politikberichterstattung in Nordafrika ‚eintauchen’.
Die tunesische Verfassung und der Prozess ihrer Ausarbeitung waren das Thema des Vortrags von Mohamed Haddad, Präsident des Arabischen Observatoriums für Religionen und Freiheiten. Amira Yahyaoui, Präsidentin der Organisation ‚Al Bawsala’, sprach mit den Nachwuchsjournalisten über die Aufgabe und Rolle ihrer Organisation in der Überwachung der Arbeit der Verfassungsgebenden Versammlung (ANC). Auch Hamza Amor, Präsidentin der NRO ‚Tounes El Fatet’, konnte die Teilnehmer mit ihrem Beitrag über die dialektische Beziehung von Religion, Kultur und Staat im postrevolutionären Tunesien begeistern.
Der deutsche Botschafter in Tunesien, Jens Uwe Plötner, lud die Akademieteilnehmer zu Beginn ihrer Recherche im Rahmen eines Abendempfangs in seine Residenz, um gemeinsam mit den jungen Journalisten über die Medienlandschaft vor und nach der Revolution sowie die aktuellen politischen Entwicklungen in Tunesien zu diskutieren.
Am 17. September 2013, dem Tag des Generalstreiks der tunesischen Medien, trafen die Teilnehmer auch die Präsidentin des tunesischen Journalistenverbands (SNJ), Néjiba Hamrouni. Die parallele Demonstration der tunesischen Journalisten bot die perfekte Gelegenheit für exklusive Interviews mit dem Journalisten Zyed El Heni, der erst vor wenigen Tagen verhaftet, jedoch mittlerweile wieder freigelassen wurde.
Ein Besuch in der Verfassungsgebenden Versammlung (ANC) stellte einen weiteren Programmhöhepunkt der Akademie dar. Die Teilnehmer hatten die Möglichkeit an der ersten Sitzung nach Aussetzung der Arbeit des Parlaments teilzunehmen, die Arbeit des Parlaments näher kennenzulernen und verschiedene Abgeordnete zu interviewen.
Ein Ausflug nach Kairouan, auch als dritte Hauptstadt der islamischen Welt bezeichnet, krönte den Einstieg in die intensive Akademiewoche. In Kairouan besichtigten die Teilnehmer unter anderem die historische und weltberühmte ‚Okba Ibn Nafaa’ Moschee, um sich anschließend auf den Weg nach Hammamet zu machen und den bekannten tunesischen Urlaubsort aus einem ganz anderen Blickwinkel, bei einem Spaziergang durch die alten Gassen der Medina, zu erkunden.
Zur Zeit sind die jungen Nachwuchsjournalisten damit beschäftigt, ihre Recherchen für ihre Zeitungsartikel zu beenden. In gemischten tunesisch-deutschen Teams arbeiten die Teilnehmer unter
der Anleitung vier erfahrener deutscher und tunesischer Journalisten sowie Trainer zu Themen, die sie in den ersten Akademietagen gemeinsam definiert haben.
Mit dem heutigen Tag bleiben noch genau zwei Tage um die Arbeit im Rahmen der Akademie zu beenden und die Müdigkeit zeigt sich langsam in den Gesichtern der jungen Journalisten…aber gleichzeitig macht auch genau das wiederum den Charme des Journalismus-Geschäfts aus, das auch als ‚vierte Macht’ bezeichnet wird.
Nach einer achtjährigen Weltreise durch verschiedene arabische Länder, setzt die 2005 in Tunesien geborene interkulturelle Akademie für junge Nachwuchsjournalisten ihren Fuß wieder auf tunesischen Boden, die Heimat des Arabischen Frühlings…
