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Veranstaltungsberichte

"Die Würde des Menschen stand für ihn im Mittelpunkt"

Vortragsveranstaltung aus Anlass 125. Todestag von Ludwig Windthorst

Im unvergleichlichen Ambiente des mit knapp 120 Personen ausgebuchten Rittersaales des Iburger Schlosses stellte Generalleutnant a.D. Rüdiger Drews detailliert und kenntnisreich wichtige Stationen im Leben des wichtigsten Politikers des politischen Katholizismus vor: Eine gemeinsame Veranstaltung der Ludwig-Windthorst-Stiftung und der Konrad-Adenauer-Stiftung.

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In seiner Begrüßung verwies der Vorsitzende der Konrad-Adenauer-Stiftung, Dr. Hans-Gert Pöttering, zunächst auf die wichtige Vorreiterrolle, die Ludwig Windthorst in seiner langen politischen Laufbahn für die programmatische und inhaltliche Ausrichtung der CDU in der Gründungsphase, nach der Katastrophe der Nazizeit, und darüber hinaus gespielt hat. Vor allem stand die unantastbare Würde des Menschen im Mittelpunkt seiner Politik. Dabei verstand er sich als Anwalt aller Minderheiten im Deutschen Reich. Die Herausforderungen mit denen Ludwig Windthorst und seine Mitstreiter zu kämpfen hatten, waren im Vergleich zu denen, die sich aus der aktuellen Flüchtlingskrise ergeben durchaus vergleichbar. Heute wie damals geht es darum, die dramatischen Entwicklungen offen anzunehmen. Schon oft habe die EU vor enormen Problemen gestanden, an denen sie zu scheitern drohte. Im Gegensatz zu der Zeit vor hundert Jahren seien jetzt immerhin friedliche Lösungen möglich.

Ulrich Waschki, Vorstandsmitglied der Ludwig-Windthorst-Stiftung, machte deutlich, wie sehr Ludwig Windthorst auch und gerade für die heutige Zeit als Vorbild dienen könne. Sein festes christliches Wertefundament, sein Eintreten für Minderheiten und Engagement für die rechtliche Gleichstellung, aber auch seine Demut und die Bereitschaft, das eigene Tun kritisch zu hinterfragen, stünde auch den amtierenden Politikern gut zu Gesicht.

Rüdiger Drews stellte die eher bittere Bilanz des Politikers Windthorst an den Anfang seiner Ausführungen. Etwas erstaunlich aus heutiger Sicht war der Politiker mit dem Resultat des langjährigen Kulturkampfes alles andere als zufrieden gewesen. "Das ganze Ding muss weg", hätte er immer wieder gefordert, konnte sich am Ende damit aber nicht durchsetzen und fand sich dazu in zunehmender Isolation wider, auch in der eigenen Fraktion. Wie ein roter Faden durchzog die Windthorstsche Politik die Skepsis gegenüber einem als allzu mächtig empfundenen Staat. Dazu passte naturgemäß seine - auch durch seine juristische Vorprägung - Bemühungen, die Allmacht des Staates durch die Vorherrschaft des Rechts zu beschränken und - gleichermaßen nationale und religiöse - Minderheiten jeglicher Art vor den Vereinnahmungsversuchen des Staates zu schützen. Als Monarchist stand er der demokratischen Regierungsform eher distanziert gegenüber. Das gleich galt für seinen anfänglich Skepsis gegenüber dem Parlamentarismus. Erst mit der Zeit wandelte er sich zu einem glühenden Befürworter dieser Institutionalisierung der politischen Bürgerbeteiligung und als Kontrollinstanz und Gegengewicht gegenüber der Exekutive. In zahlreichen Drahtseilakten gelang es ihm schließlich, den politischen Katholizismus aus der Isolierung und Opferrolle herauszuführen und das Zentrum zu einem festen Bestandteil des politischen Systems in Deutschland zu machen.

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