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Veranstaltungsberichte

Herausforderung und Chance

Alternde Gesellschaft und demographischer Wandel

"Will man 20 Jahre Gartenarbeit? Da muss man sich was überlegen!" Mit einem Aufruf, aktiv alle Lebensphasen zu gestalten, schloss Prof. Dr. Harald Künemund am Mittwochabend das Grafschafter Gesprächs der Konrad-Adenauer-Stiftung im Nordhorner Hotel am Stadtring. Zum Thema "Die alternde Gesellschaft als Herausforderung" hatten neben dem Gerontologie-Experten an der Hochschule Vechta auch Dr. Hermann Kues, Staatssekretär im Bundesfamilienministerium, und Landrat Friedrich Kethorn rund 50 Gästen Rede und Antwort gestanden. In der zweistündigen, vom Landtagsabgeordneten Reinhold Hilbers moderierten Debatte traten die Referenten für ehrenamtliches Engagement und eine bewusste Gestaltung des Alters ein. Sie warben dafür, den demographischen Wandel vor allem als Chance und Herausforderung zu sehen.

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"In den 70-er Jahren haben wir vor der Entwicklung gewarnt – und keiner hat uns zugehört. Aber jetzt schießen wir über das Ziel hinaus!". Prof. Dr. Harald Künemund verschwieg nicht, dass die sinkende Zahl von Beitragszahlern und die wachsende Zahl von Leistungsempfängern die Sozialversicherungen vor Probleme stellten. Doch werde übertrieben, welche Lasten aus der Pflegebedürftigkeit entstünden. Die – nicht bezahlte – Produktivität bei der Pflege von Familienangehörigen und der Betreuung von Enkelkindern sei enorm und betrage umgerechnet über 40 Milliarden Euro im Jahr. Das Bild vom Generationenkonflikt werde oft übertrieben: "Das Verhältnis der Generationen war noch nie so gut."

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Friedrich Kethorn (l.), Reinhold Hilbers, Dr. Hermann Kues, Prof. Dr. Harald Künemund (Foto: Stefan Hofmann)

"Die Frage ist, wie man alt wird!" resümierte Staatssekretär Dr. Hermann Kues. Unsere Gesellschaft stehe vor gewaltigen Veränderungen: längeres Leben, mehr Ältere und erheblich mehr Hochbetagte. Doch wer nur die Probleme sehe, unterschlage die Vorteile des Alters: Erfahrung und Lebensweisheit. Daher sei auch das herausdrängen der Älteren aus dem Beruf in vielen Unternehmen ein Irrweg gewesen. Es handele unklug, "wer Erfahrung aussortiert". "Wir müssen die Älteren stärker einbinden, damit auch diese Lebensphase mit Sinn erfüllt wird." Kues warb für ehrenamtliches Engagement der Älteren, eine familienfreundlichere Arbeitswelt und innovative Wohnkonzepte, an sich persönlich und politisch auseinandersetzen.

Grafschaft Bentheim gegen den Trend

Mit einem prognostizierten Bevölkerungswachstum von heute rund 136.000 auf 143.000 Einwohner im Jahr 2021 stellte Landrat Friedrich Kethorn ein dem Trend zuwiderlaufendes Bild der Grafschaft Bensheim. Gründe seien unter anderem die gute Geburtenziffer, die Bodenständigkeit der Menschen der Region, die Wertschätzung der Familie und die positive Zuwanderungsrate. Dennoch müsse mehr für die Vereinbarkeit von Familie und Beruf getan werden, die Mittel für den Ausbau von Betreuungseinrichtungen müssten steigen, die Investitionen ins Bildungssystem ausgebaut werden. Problematisch, so Kethorn, sei der aktuelle Fachkräftemangel in der Region. Das resultierende geringere Wachstum könne die wirtschaftliche Attraktivität der Region behindern.

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Rund 50 Teilnehmer diskutierten engagiert mit den Referenten (Foto: Stefan Hofmann)

Die Gäste der Grafschafter Gespräche beschäftigten vor allem die Themen Altersarmut, sinkenden Schülerzahlen und ein eventuell niedrigerer Lebensstandard der Älteren. Auch die Qualität der Pflege wurde aufgegriffen. Reinhold Hilbers, in der vergangenen Legislaturperiode Sprecher der Enquête-Kommission des Landtages zum demographischen Wandel, verwies darauf, dass in den kommenden Jahren 160.000 zusätzliche Pflegeplätze in Niedersachsen benötigt würden. Deren Aufbau sei bereits geplant. Um weiterhin Handlungsspielraum zu haben, sei es gerade angesichts der aktuellen Lage wichtig, dass die Wirtschaftskraft des Landes erhalten bliebe.

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