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Zwischen Erinnerung und Leugnung - Online-Seminar

25 Jahre Völkermord von Srebrenica - Veranstaltungsbericht

Das Online-Seminar befasste sich mit dem politischen und gesellschaftlichen Umgang mit Srebrenica 25 Jahre nach den Massakern. Wie gehen die früheren Kriegsparteien heute mit der Vergangenheit und offenen Wunden um? Wie wird der Völkermord in Srebrenica nach 25 Jahren gedeutet? Wer erinnert sich der Opfer – und wie? Welche Rolle spielen ethnische Zugehörigkeiten und Religionen? Wie beeinflusst Srebrenica die europäische Integration Serbiens und Bosnien und Herzegowinas? Über diese und weitere Themen sprach Dr. Emir Suljagić, Leiter des Srebrenica Genocide Memorial Centers. Weitere Mitwirkende waren Dr. Julia Gerlach, Studienleiterin an der Evangelischen Akademie Meißen, Dr. Joachim Klose, Landesbeauftragter und Leiter Politisches Bildungsforum Sachsen und Sven Petke, Leiter des Auslandsbüros der Konrad-Adenauer-Stiftung in BiH.

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Online-Seminar

Dr. Emir Suljagić, geboren in 1975, kam als Flüchtling nach Srebrenica und überlebte dort den Völkermord – Dank seiner Tätigkeit als Dolmetscher der Vereinten Nationen. Er studierte Politikwissenschaften sowie Demokratie und Menschenrechte in Sarajevo und Bologna und promovierte in Hamburg zu serbischen Kampagnen ethnischer Säuberungen. Als politischer Aktivist und Autor gibt er den Opfern und Hinterbliebenden von Srebrenica seit vielen Jahren eine Stimme. Er lehrt an der Universität von Sarajevo und leitet seit 2019 die Gedenkstätte in Potočari.

Dr. Suljagić sprach über seine Erfahrungen mit den Ereignissen dieser Zeit und über die Bedeutung von Bildung und Versöhnung, damit die Schrecken von Srebrenica für niemanden wiederholt werden und an die Opfer mit Respekt erinnert wird. Er sagte, es sei äußerst wichtig, offen zu diesem Thema zu sprechen und einen Dialog zu führen, der von der Öffentlichkeit gehört werde.

Srebrenica steht für das größte Verbrechen gegen die Menschlichkeit in Europa seit Ende des Zweiten Weltkriegs. Im Bosnienkrieg (1992-1995) eroberten Einheiten der bosnischen Serben im Juli 1995 die Stadt. Trotz Stationierung von Friedenstruppen der Vereinten Nationen wurden tausende bosniakische Männer verschleppt und in der Umgebung von Srebrenica ermordet. Mehr als 8.300 Menschenleben wurden ausgelöscht, das Schicksal von Hunderten ist bis heute ungeklärt. Der Internationale Strafgerichtshof für das ehemalige Jugoslawien sowie der Internationale Gerichtshof stuften die Massaker als Völkermord ein. Während die juristische Aufarbeitung weitgehend abgeschlossen ist, bleiben die gesellschaftliche Aufarbeitung der Ereignisse und der Umgang mit ihnen weiterhin Schauplatz von Auseinandersetzungen. Im Jahre 2003 wurde in Potočari ein Gedenkfriedhof eingeweiht, auf dem tausende Opfer beigesetzt wurden. Inzwischen beherbergt der Ort auch eine staatliche Gedenkstätte, das Srebrenica Genocide Memorial Center. Seine Mission beinhaltet die Aufarbeitung und Dokumentation der Vergangenheit für eine breite, auch internationale Öffentlichkeit sowie einen Dialog in die Gesellschaft.

Herr Petke erinnerte daran, wie wichtig es ist, sich an die Opfer des Völkermords zu erinnern. Er sagte, dass alle Völker von Bosnien und Herzegowina, unabhängig davon, welcher Religion sie angehören, in erster Linie Europäer sind und dass europäische Werte der Schlüssel zur Schaffung einer gemeinsamen Zukunft sind - vor allem die Rechtsstaatlichkeit, die die Grundlage jeder demokratischen Gesellschaft bildet.

Dr. Klose bemerkte, dass jedes Verbrechen einen Vor- und Nachnamen hat und dass man sich fragen sollte, wie stabil eine bestimmte Gesellschaft ist. Er wies darauf hin, dass die Einheit der Bevölkerung häufig angegriffen wird und dass es in Deutschland Beispiele gibt, die dies bestätigen. Wir müssen uns bewusst sein, dass Konflikte, die in einer Gesellschaft aufgetreten sind, in anderen Gesellschaften häufig gleich intensiv auftreten können. Konversation und Lernen sind der Schlüssel, um solche Ergänzungen zu verhindern.

Das Online-Seminar war eine Kooperation der Evangelischen Akademie Meißen sowie der Konrad-Adenauer-Stiftung, Auslandsbüro Bosnien und Herzegowina und des Politischen Bildungsforums Sachsen.

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