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Zukunft Gesundheit – Chancen für Jung und Alt?

by Isabella Meixner
Seit Bismarcks Einführung der Krankenkassen 1883 steht das System vor neuen Herausforderungen: medizinischer Fortschritt, Fachkräftemangel und demografischer Wandel treiben Kosten. Anfang 2025 stieg der Zusatzbeitrag auf 17%. Bei einer Podiumsdiskussion der Konrad-Adenauer-Stiftung in Jena am 18.11.25 betonten Vertreter aus Politik, Ärzteschaft und Zivilgesellschaft Reformbedarf. Kurzfristig wurde eine Senkung der Mehrwertsteuer vorgeschlagen, langfristig Prävention, Gesundheitskompetenz und Arbeitgeberförderung. Auch eine Zuckersteuer kam zur Sprache. Alle Teilnehmenden zeigten Optimismus für gemeinsame Lösungen.

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Schon seit der Etablierung der Gesetzlichen Krankenkassen durch Otto von Bismarck (1883), gibt es immer wieder neue Herausforderungen, die bewältigt werden müssen.

Einerseits schreitet der medizinische Fortschritt voran, andererseits führt der Fachkräftemangel und der Demographischer Wandel zu steigenden Kosten, die vom Finanzierungssystem nicht mehr getragen werden können.

Zuletzt gab es Anfang des Jahres 2025 eine deutliche Erhöhung des Zusatzbetrags auf knapp 17% , weitere Steigungen sind wahrscheinlich.

Doch wie kann das System stabilisiert oder zukünftig reformiert werden?

Dies diskutierten Podiumsteilnehmer aus der Politik, der Zivilgesellschaft und dem Gesundheitswesen am 18.11.25 im Rahmen der Veranstaltung der Konrad-Adenauer-Stiftung „Zukunft Gesundheit- Chancen für Jung und Alt?“ an der FSU in Jena.

Zu Gast waren Christoph Zippel MdL (Gesundheitspolitischer Sprecher der CDU-Fraktion im Thüringer Landtag), Dr. med. Annette Rommel (erste Vorsitzende der Kassenärztlichen Vereinigung Thüringen), Marius Schlichting (Vertreter der Bundesarbeitsgemeinschaft Selbsthilfe von Menschen mit Behinderung, chronischer Erkrankung und ihren Angehörigen e.V.) und Robert Schöning (Leiter der Landesvertretung Thüringen des vdek).

Gleich zu Beginn startete Patrick Riegner, der die Moderation leitete, in die Podiumsdiskussion mit der Frage „Wie kann man das System austarieren?“

Dafür gibt es leider keine kurze, einfache Antwort, da das Problem vielschichtig und komplex ist. Die Krankenhausstruktur ist über die Jahre marode geworden und die Beitragslast für die Versicherten ist erreicht. Der größte Druck kommt erst noch, wenn die Babyboomer-Generation in Rente geht. Durch die Inflation und weitere medizinischen Fortschritte, die notwendig, aber auch kostspielig sind, ist eine niedrige Beitragssumme realistisch kaum erreichbar.

Um die Situation kurzfristig zu entlasten, schlug Herr Schöning eine Senkung der Mehrwertsteuer von 19% auf 0% vor, wie es in anderen Ländern bereits umgesetzt wird. Gleichzeitig muss eine Reform grundsätzlich gedacht werden. Dies ist auch bereits in der Politik angekommen- so ist das Thema „Gesundheit“ im Thüringer Koalitionsvertrag an dritter Stelle vertreten.

Im Vergleich zu anderen Bundesländern steht Thüringen gut da: Die Flächen sind ausreichend abgedeckt und die Krankenhäuser in vertretbaren Zuständen, wie Frau Rommel berichtet. Zudem sind in Thüringen die Ärztinnen und Ärzte nicht von Privatpatienten abhängig.

Langfristig lassen sich Kosten sparen, indem in die Prävention investiert wird, sodass die Gesellschaft insgesamt länger gesund bleibt. Die Verantwortung dieser Aufgabe teilt sich auf verschiedene Akteure:

Zum einen sollten die Ärztinnen und Ärzte den Lebensstil der Patienten miteinbeziehen und auf Verbesserungen hinweisen. Jedoch ist die Behandlungszeit kaum für eine ausführliche Aufklärung ausreichend, noch erzielt ein einmaliges Gespräch nachhaltige Effekte.

Zudem muss die Gesundheitskompetenz zuhause und in der Schule gefördert werden, damit die Kinder von Anfang an einen gesunden Lebensstil gelernt bekommen und grundlegendes ernährungsphysiologisches Wissen erlangen. Besonders für Kinder, die tendenziell eher ungesund aufwachsen sind, ist es schwerer im Erwachsenenleben gesundene Routinen zu entwickeln, so Herr Schöning.

Auch Arbeitgeber könnten die Gesundheit der eigenen Angestellten unterstützen z.B. mit Zuschüssen für Gesundheitsangebote oder gesünderen Arbeitsbedingungen.

Eine weitere Maßnahme, die aus dem Publikum angesprochen wurde, ist eine Lebensmittelsteuer, insbesondere eine Zuckersteuer. Diese Debatte wird schon seit einiger Zeit geführt und auch Herr Zippel könnte sich solche Maßnahme vorstellen. Dabei muss auf den feinen Grad zwischen Unterstützung und Fremdbestimmung durch den Staat geachtet werden. Der aktuelle Koalitionsvertrag beinhaltet bereits ein neues Konzept zur Suchtprävention und möglicherweise zukünftig auch Maßnahmen gegen „Zucker-Sucht“.

Welche Maßnahmen in der Zukunft beschlossen werden, steht noch zur Debatte. Gewiss ist jedoch, dass die Problematik tagesaktuell ist und ernst genommen wird. Alle Podiumsteilnehmenden teilen einen Optimismus, die prekäre Lage zu verbessern. Frau Rommel spricht von einer Partnerschaftlichkeit, bei der Politik, Wirtschaft und Vertreter aus der Praxis gemeinsam nach Lösungen suchen und diese umsetzen können.

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