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Event Reports

Deutschland nach Klimawahl und dem Glasgower Klimagipfel

Was in den 2020er Jahren angepackt werden muss?

Lingen

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Das Hermann-Ehlers-Bildungsforum Weser-Ems lud am 03.05.2022 zu einer Diskussionsveranstaltung unter dem Titel „Deutschland nach der Klimawahl und dem Glasgower Gipfel“ ein. Nach einer Einführung seitens der Stiftung durch Manuel Ley, in der er auf die aktuellen Projekte Klimareader und Navigator Nachhaltigkeit der Stiftung hinwies, führte Prof. Dr. Nitschke von der Universität Vechta mit einem Inputvortrag in den Abend ein.

Prof. Nitschke betonte, dass es schon immer Klimawandel gegeben habe, jedoch sei der menschengemacht Klimawandel die Neuerung, die Frage sei hierbei, wie wir mit den aktuellen Entwicklungen umgehen würden. Deutschland könne dabei alleine voranschreiten, jedoch wäre ein deutscher Alleingang nicht zielführend bei der Erreichung der Klimaziele. Kohlendioxidemission und besonders Methan aus verschiedensten Quellen führe zum Treibhauseffekt, Naturkatastrophen und degradierten Ökosystemen, so Nitschke. Die Menschheit versucht seit den 1980er Jahren durch Vereinbarungen auf Klimakonferenzen den Entwicklungen etwas entgegenzuhalten, jedoch sind diese Prozesse sehr langsam und die meisten Staaten würden sich an die vereinbarten Ziele nicht halten, so der Professor. Zudem verdeutlichte er, dass der deutsche Strom Mix momentan noch zur Hälfte aus fossilen Brennstoffen erzeugt wird und dass die Umstellung auf erneuerbare Energie nur durch erhebliche Mehraufwände möglich wäre. Unsere Energiewirtschaft komplett auf Wind, und Solarenergie umzustellen, sei zudem auch nicht zielführend, da es zu große Schwankungen im System geben würde. Daher wäre es nach prof. Nitschkes Aussage sinnvoller, eine globale Perspektive einzunehmen und die globalen Wälder, Moore etc. zu schützen und erneuerbare Energie dort zu fördern, wo es auch zielführend sei. Als Beispiel nannte er hier die Solarenergie im der Sahara. Des Weiteren können man bei der letzten Bundestagwahl von keiner Klimawahl sprechen, da die Wahlergebnisse, gerade der Grünen, eine andere Sprache sprechen würde, so Prof. Nitschke. Insgesamt sei Klimapolitik ein schwieriges Feld in der schnelllebigen Politik, da die Ergebnisse der aktuellen Politik erst in Generationen spürbar seien und die Entscheider, dann nicht mehr im Amt seien.

Nach dem Vortrag ging es dann in die von Nils Thieben, Studienleiter im Ludwig-Windhorst-Haus, geleitet Diskussion mit Prof. Nischtke, dem lokalen Bundestagsabgeordneten Albert Stegemann und Peter Diehl, einem Mitbegründer der Fridays for Future Ortsgruppe in Lingen.

Zu Beginn der Debatte ging es um die Laufzeitverlängerung der drei gerade abgeschalteten bzw der drei noch laufenden Atomkraftwerke in Deutschland. Diese könnte eine aktuelle Leistungskraft von ca. 16.000 Windkrafträdern kompensieren, was ungefähr die Hälfte aller Anlagen in Deutschland sei. Jedoch wäre ein plötzlicher Weiterbetrieb nicht einfach umsetzbar, so Albert Stegemann, da bspw. die Brennelemente und der TÜV zum Ende des Jahres auflaufen würden. Zudem bestehe ein breiter gesellschaftlicher Konsens, dass Atomkraft nicht mehr Teil der deutschen Energieversorgung sein soll, so Peter Diehl. Stegemann sieht das größte Potential in Offshore Windanlagen, jedoch müsse dabei die Anbindung aus dem Norden in den Süden schneller und einfacher ausgebaut werden müssen. Hier komme es immer wieder zur großen Verzögerung, durch Klagen von Bürgerinitiativen etc. Es ist großer Konsens, dass solche Trasse wichtig sind, jedoch möchte keiner diese vor der eigenen Haustür haben, ähnliches gelte auch bei der Windkraftanlage. Stegemann sei daher für schneller Genehmigungsverfahren, Planfeststellung und Bewilligung, auch wenn dies zu Lasten der Mitsprach bei den Bürgerinnen und Bürgern gehen würde, andernfalls sehe er keine Möglichkeit in der Kürze der Zeit diese Großprojekte durchzuführen. Andere Formen, wie Biomasseanlage und Photovoltaik, müssen zudem auch dezentral gefördert werden. Insgesamt sieht er seine Region als Energiestandort gut gerüstet für den Wandel. Aus dem Teilnehmerkreis kam zudem die Anmerkung, dass jeder und jede bei sich selbst anfangen muss und mit seinem Konsum eigene Entscheidungen treffen würde. Dies wurde durch Peter Diehl deutlich bekräftigt. Das Panel war sich einig, dass der aktuelle Wandel nur durch Innovation möglich sei und dass die Politik einen innovationsfreundlichen Rahmen setzten muss, sodass neue Ideen in der Fläche wirken könnten. Hier kamen die Themen Nutzung der guten Energieinfrastruktur im Emsland, die Wasserstofftechnologie und Erzeugnisse wie Biomethan zur Sprache. Herr Diehl betonte, dass die Fridays for Future die aktuellen Prozesse auf politischer Ebene gerne beschleunigen möchten und daher vermehr Druck auf der Straße ausüben.

Bei der abschließenden Frage wie weit die Entwicklungen 2030 sein werden, sah Peter Diehl die Dringlichkeit auf Einhaltung der bereits bestehenden Abkommen, Prof. Nitschke sah die Zukunft eher gemischt. Es werde einen Fortschritt zum aktuellen Stand geben, jedoch werde Deutschland nicht so weit sein, wie es die aktuelle Regierung gerne hätte, so der Professor. Herr Stegemann plädierte noch einmal dafür, dass es nicht an Ideen mangele, sondern an der konsequenten Umsetzung fehle.

Nach der Diskussionsrunde gab es noch eine rege Diskussion mit den Teilnehmerinnen und Teilnehmern der Veranstaltung.

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