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Présentations & compte-rendus

Friedrich der Große: Der große Versteller

Ein rhetorisches Duell um Friedrichs Ehre im Rahmen einer KAS Diskussion in Potsdam

Veranstaltungsbericht in der Märkischen Allgemeinen Zeitung vom 15. Februar 2012

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Der große Versteller

Ein rhetorisches Duell um Friedrichs Ehre

Von Lothar Krone

POTSDAM / INNENSTADT - Der Auftakt der Geburtstagsfeierlichkeiten für den vor 300 Jahren geborenen Alten Fritz in der ersten Januar-Ausgabe der MAZ hätte herzloser nicht sein können. Da kränkte der frühere MAZ-Herausgeber Alexander Gauland Friedrichs Fan-Gemeinde unter der Überschrift „Er war ein armer Teufel“ mit Sätzen wie: „Nein, Friedrich habe ich nie gemocht“ und „Größe, so lehrt uns Friedrichs Wirken, ist nur nützlich in Verbindung mit Maß, Mitte und Menschlichkeit; davon aber hatte er zu wenig“. Leser schrieben böse Briefe und so luden das Brandenburgische Literaturbüro und die Konrad-Adenauer-Stiftung am Montag zu einem Gesprächsabend in die Villa Quandt ein.

Für die Rolle des Gegenredners konnte Johannes Kunisch geworben werden, dessen Friedrich-Biografie eine große Zeitung als Limousine unter den Büchern über den Preußenkönig bezeichnet hatte. Die MAZ stellte mit Kulturredakteur Frank Kallensee den Moderator für das zu erwartende rhetorische Duell um Friedrichs Ehre.

Die ausverkaufte Veranstaltung begann wegen Überfüllung mit Zuhörern in zwei Räumen, wobei die im Nachbarraum Sitzenden kaum Sichtkontakt zum Podium hatten. Nachdem Kallensee noch einmal an die ersten drei Reformen des Königs erinnert hatte, kam Gauland zum Zuge und nannte Friedrich „Eine furchtbare Figur“ voller „Hinterlist“ und „Verstellungsfähigkeit“. Als Kronprinz sei er durch den Anblick der Hinrichtung seines Freundes Katte schwer traumatisiert worden. Das habe nicht nur sein Verhältnis zum Vater geprägt, sondern war auch Ursache für spätere Grausamkeiten, befand Gauland. Besonders mit dem Raub Schlesiens, dem Überfall auf Sachsen und dem folgenden siebenjährigen Kriegselend zur Verteidigung dieser Beute habe er die Entwicklung eines europäischen Völkerrechtsverständnisses zurückgeworfen: „Das bleibt ein großes Verbrechen“.

Kunisch widersprach dem nur teilweise. Er relativierte den psychoanalytischen Aspekt in der Persönlichkeit des Königs und befand zudem nur den Raub Schlesiens als „Verbrechen“. Die folgenden Kriege aber hätten die Gegenspieler Friedrichs mit viel größerer Energie betrieben. Der reifere König habe seine Jugendsünde Schlesien tief bereut. Gauland befand, dass der Monarch mit seiner Ruhmsucht „Die preußische Existenz auf die Spitze eines Degens gestellt“ habe.

So wogte das Für und Wider bis in die Schlussrunde, als Kunisch seine Friedrich- Begeisterung mit dem Satz „Er hatte Phasen wo er grandios war“ spürbar relativierte. Auf die Schlussfrage des Moderators: „Was ist von Friedrich geblieben?“ schockierte Kunisch die Zuhörer mit „gar nichts! Er gehört ins 18. Jahrhundert“. Gauland konterte mit geradezu friderizianischem Gespür für Pointen „Ich würde widersprechen – Sanssouci“.

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Interlocuteur

Stephan Georg Raabe

Stephan Georg Raabe bild

Landesbeauftragter und Leiter Politisches Bildungsforum Brandenburg

Stephan.Raabe@kas.de +49 331 748876-0 +49 331 748876-15

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