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Présentations & compte-rendus

PFLEGEKONGRESS II

de M.A. Regina Dvořák-Vučetić

PFLEGESTUFEN- UND BEDÜRFTIGKEITSBEGRIFF

Weg vom Minutentakt und hin zu Einstufung nach Pflegebedürftigkeit Fachkonferenz in Freudenstadt gibt Einblicke in die kommende Pflegegesetzreform

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Weg vom Minutentakt und hin zu Einstufung nach Pflegebedürftigkeit

Fachkonferenz in Freudenstadt gibt Einblicke in die kommende Pflegegesetzreform

„Der Staat ist für die Menschen da. Auch mit einem Pflegewesen, das dem Rechnung trägt“

betonte der Parlamentarische Staatssekretär und Bundestagsabgeordnete der Region, Hans-

Joachim Fuchtel gleich bei der Begrüßung der Teilnehmerinnen und Teilnehmer. Eine

sorgfältige Reform zum Wohle der Menschen sei daher vom noch in diesem Jahr zu

beschließenden „Zweiten Pflegestärkungsgesetz“ zu erwarten. Dessen Neuerungen standen im

Mittelpunkt der Veranstaltung mit Multiplikatoren, Praktikern und allgemein interessierten

Bürgerinnen und Bürger am Samstagmorgen im Klinikum Hohenfreudenstadt.

Als Referent konnte das Politische Bildungsforum Baden-Württemberg der Konrad-

Adenauer-Stiftung Herrn Bernhard Fleer begrüßen, Diplom-Pflegewirt und als Fachberater

im Team Pflege beim Medizinischen Dienst des Spitzenverbandes Bund der Krankenkassen

(MDK) tätig. Mit ihm konnte ein ausgewiesener Experte für die Thematik der Einordnung in

Pflegestufen –bzw. zukünftig Pflegegrade und den Bedürftigkeitsbegriff für die Veranstaltung

im Nordschwarzwald gewonnen werden.

Experte Fleer stellte gleich zu Beginn klar: Das neue Begutachtungsassessment und die neuen

Pflegegrade stellen eine der größten Veränderungen, die es bisher im Pflegebereich gab, dar.

Es sind jedoch signifikante Verbesserungen für Betroffene, Angehörige und Fachkräfte zu

erwarten. Zudem wird in aller Regel ein Anstieg der Leistungen, die voraussichtlich zum 01.

Januar 2017 in das System der fünf neuen Pflegegrade erfolgen wird, erwartet. Dazu wird

voraussichtlich der Beitrag zur Pflegeversicherung um 0,3 Prozent werden, was jedoch nicht

die bereits erfolgten Mehrausgaben in den letzten Jahren und die zu erwartenden neuen

Gelder für die Pflegebedürftigen auffangen kann.

Zentrale Veränderung im Ansatz ist der Fokus auf einen neuen Pflegebedürftigkeitsbegriff:

„nicht Minuten sondern der Grad der Selbstständigkeit“ seien nach der Reform entscheidend

für die Einstufung in Pflegegrade. „Was kann die Person noch selbst?“ Dabei sind die

„Erwartungen hoch und auch die Veränderungen von Rahmenbedingungen müssen

gewährleistet werden“. Dennoch sei dieser Schritt wichtig, so Fleer, denn das „Schlagwort

‚Minutenpflege‘ ist nicht nur nicht positiv besetzt“, sondern das bestehende System sei

zunehmend nicht mehr praktikabel, in der Praxis entstünden Probleme zum Beispiel durch

den hohen bürokratischen Aufwand so Fleer vor Gästen nicht nur aus dem Kreis

Freudenstadt.

Die anschließende Diskussion wurde vom Landtagsabgeordneten des Wahlkreises

Freudenstadt Norbert Beck moderiert. Er verwies auf die Expertise vieler in der Region

tätiger Fachkräfte und betonte die Wichtigkeit struktureller Reformen, um besonders diese

ländliche Region für den aktuellen und kommenden Pflegebedarf „fit“ zu machen. Der hohe

Bedarf an Pflegekräften werde erhalten bleiben: „Wo sollen diese herkommen?“ Neben der

Anwerbung Ländern der Europäischen Union müsse auch das Berufsbild attraktiver und die

Möglichkeiten der Branche bekannter gemacht werden.

Diskussionsbeiträge aus dem Feld der Teilnehmerinnen und Teilnehmer betonten unter

anderen, das viele Betroffene und Angehörige vom bürokratischen Aufwand und den

rechtlichen Rahmenbedingungen im Bereich Pflege überfordert sind. Hier müssten der

Gesetzgeber, Behörden, Krankenkassen und Pflegedienstleister vorweg gehen und Wege

finden, um ein größeres Bewusstsein zu schaffen und Aufklärungsarbeit zu leisten – gerade mit Hinblick auf ein neues und zumindest zunächst als hochkomplex wahrgenommenes Begutachtungs- und Einstufungssystem.

In Reaktion auf die Beiträge aus den Reihen interessierten Publikums war sich Fleer sicher:

Das neue System bringe eine „gerechtere Einstufung der Pflegebedürftigen“, dazu seien aber

„viele weitere Bemühungen nötig, an denen wir alle gemeinsam arbeiten müssen.“

Die Konferenz war die zweite Veranstaltung einer Reihe, die ihre Fortsetzung im Januar

2016 finden wird. Weitere Informationen zu dieser Veranstaltung wie zur kommenden in der

Reihe der Pflegekonferenzen finden Sie unter www.kas.de/bw.

Text: Jonas Gasthauer

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Interlocuteur

M.A. Regina Dvořák-Vučetić

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