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Présentations & compte-rendus

"Politischer Salon" zum Thema "Finanzkrise"

Hier können Sie das Resümée unserer Veranstaltung nachlesen

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Was müssen wir fürchten – was dürfen wir hoffen? Sicherheiten in Zeiten der Finanzkrise

Politischer Salon, 6.12.2008, Erbacher Hof, Mainz

mit

Dirk Müller, Börse Frankfurt

Prinz Michael zu Salm-Salm, Manager von Fonds mit Wandelanleihen

Hans-Günter Mann, Sparkasse Mainz

Moderation: Konrad Pohl

Angesichts der derzeitigen Finanzkrise drängt sich immer mehr die Frage auf: Wer ist für diese prekäre Situation überhaupt verantwortlich? Hans-Günter Mann, Vorstandsvorsitzender der Sparkasse Mainz, sieht die Verantwortung für die Misere bei denjenigen, die offenbar falsche Entscheidungen getroffen haben und meint damit die Spitzen der Kreditinstitute. Doch auch die Aufsichtsgremien trügen hier eine gewisse Mitschuld, da sie ihrer Kontrollpflicht gegenüber Vorständen nicht in genügendem Maße nachgekommen seien, so Mann.

Prinz Michael zu Salm-Salm sieht die Schuld zunächst bei jedem Einzelnen: "Jeder wollte an möglichst hohen Renditen verdienen", womit er auf eine gewisse Gier des Menschen anspielte und sich selbst als Fondsmanager dabei nicht ausnahm. Laut Prinz Salm habe es aber auch an Reglementierungen für den Finanzmarkt gefehlt und sprach damit auch ein Versagen der politischen Riege an. Trotz alledem warnte er vor all zu schnellen Schuldzuweisungen.

Dirk Müller von der Frankfurter Börse hingegen sieht die geringste Schuld beim Bürger selbst. " Der Bürger ist sicherlich das schwächste Glied in der Kette", so der Börsenfachmann." Vielmehr sieht er das Problem in dem Finanzsystem an sich, dem wichtige Regulierungen fehlten. Mit seinen Ausführungen machte Müller diesbezüglich auch auf das Kernproblem der Asset Backed Securities - dem Verkauf von Forderungen - aufmerksam, wodurch im Sommer 2007 ein "regelrechter Tsunami" entstanden wäre. "Schon zu dieser Zeit habe ich Alarm geschlagen und gewarnt: Diese Blase wird platzen!" Vor diesem Hintergrund kritisiert Müller auch die mit dem Finanzsystem eng verstrickte Globalisierung und fordert folglich internationale Regulierungen, die Ausflüchte - beispielsweise durch Verlagerung von Firmensitzen in ein weniger reguliertes Drittland - weitestgehend verhinderten.

Wie aber könnten solche Regulierungen der Finanzmärkte aussehen und müssten sie tatsächlich notwendigerweise internationaler Natur sein? Prinz zu Salm-Salm erläuterte hier die Möglichkeit, auch auf nationaler Ebene eigene Ausnahmeregelungen für das Verhalten von Banken zu treffen und verwies dabei auf ein Beispiel einer spanischen Bank, der es verboten wurde, bei dem internationalen Wettbewerb um hohe Rendite mitzuspielen. Folglich seien so mehrere spanischen Banken von dem Finanzcrash weitaus weniger betroffen als so manche anderen europäische Kreditinstitute.

Diesbezüglich mahnte der Fondsmanager auch das Prinzip der Nachhaltigkeit an, dass dringend geboten sei, wenn man nicht weiterhin auf Kosten künftiger Generationen leben wolle. Wie man in der Politik oft nur bis zur nächsten Wahl denkt, würde auch in der Wirtschaft immer mehr auf den nächsten Quartalsbericht eines Unternehmen geschaut werden, anstatt an eher langfristigeren Zielen festzuhalten.

Ähnliche Worte fand auch Hans-Günter Mann, dessen Bank - die Mainzer Sparkasse - sich zu keinem Zeitpunkt an schwer durchschaubaren internationalen Geschäften beteiligt hatte und somit nun weitestgehend unbeschadet die Finanzkrise überleben werde. So sei eine über längere Zeit als wenig interessante, weil als konservativ geltende Bank, nun wieder für Anleger attraktiv geworden.

Dirk Müller erläuterte anschließend die Macht der Rating-Agenturen, die er als mächtigste Institutionen der Welt bewertet. „Sie bestimmen, wer auf der Welt zu welchen Konditionen Kredite bekommt.“ Gleichzeitig aber müssten sie niemandem Rechenschaft ablegen und sich an keiner Stelle verantworten. Die Hintergründe der Rating-Agenturen erachtet Müller als zweifelhaft, da sie immer subjektiv motiviert agieren würden und sich in der Vergangenheit einige auffällige zeitliche Korrelationen ergeben hätten. Prinz Michael zu Salm-Salm ergänzte, dass jedes Unternehmen sein eigenes Rating bezahlen müsse und somit auch die Neutralität der Rating-Agenturen nicht immer gewährleistet sei.

Eine deutsche Alternative zu den US-Rating-Agenturen ist derzeit jedoch nicht in Aussicht. Gäbe es eine solche Initiative, würde Dirk Müller die Angliederung einer solchen Agentur an Institutionen des Bundes (z. B. an die BaFin) bevorzugen, während Prinz zu Salm-Salm hierbei das Problem der Staatshaftung und in Teilen auch der Kompetenz sieht: „Die größten Fehler wurden von staatsnahen Banken gemacht".

Da in der gegenwärtigen Situation Gewinne privatisiert, Verluste aber sozialisiert werden, stellt sich die Frage, wie der Staat agieren müsste, um die vorherrschende Finanzpraxis in einen sozialverträglichen Rahmen zu bringen. Prinz Michael zu Salm-Salm schlug diesbezüglich vor, den Bonussystemen künftig auch Malussysteme gegenüberzustellen, um so die Verantwortlichen gegebenenfalls auch für ihr Handeln haftbar machen zu können.

Dirk Müller sieht das Problem in erster Linie in der engen Verwobenheit zwischen Politik und Wirtschaft. Das Bedürfnis der Politiker, tiefgreifende Veränderungen der Wirtschaftsstrukturen vorzunehmen, müsse nicht unbedingt sehr hoch sein, da oftmals dieselben Leute auch in den Aufsichtsräten der großen Unternehmen säßen, gab Müller zu bedenken. Außerdem fehle es auch aufgrund großer Ahnungslosigkeit mancher Volksvertreter an einer Kontrolle eben dieser Kontrolleure.

Dennoch:" Die deutsche Politik hat die Vorzeichen, die die gegenwärtige Finanzlage ankündigten, teilweise erkannt und bereits im Vorfeld versucht, dem entgegenzuwirken", lobte Müller Merkels Versprechen zur Sicherung aller bundesdeutschen Spareinlagen.

Für das Zuhilfekommen der Bundesregierung und die Rettung deutscher Banken durch staatliche Bürgschaften fand auch Mann positive Worte. Man müsse nicht denken, dass die Bürgschaften zum Nulltarif gegeben werden würden. Im Gegenteil müssten die hilfebedürftigen Banken hohe Zinsen für das bereitgestellte Geld zahlen. Wichtig sei allerdings, dass die entsprechenden Zinserträge später wieder denen zurückgeführt werden würden, die sie im Vorfeld bereitgestellt hätten - den Bürgern nämlich.

Hinsichtlich der derzeitigen und künftigen Lage der US-Wirtschaft zeichnete besonders Müller und Prinz zu Salm-Salm ein sehr düsteres Bild. Laut des Börsenfachmanns betrüge die amerikanische Gesamtverschuldung schon heute das etwa 4-fache des eigenen jährlichen BIP. Für eine Entschuldung der Vereinigten Staaten sieht Müller demnach nur noch zwei Optionen: Einen "Big Bang", sprich eine radikale Abwertung des US-Dollars durch eine Währungsreform oder ein konstantes Abschmelzen der Schulden durch Inflationsraten, die den vom Staat zu zahlenden Zinssatz übersteigen.

Wegen eben dieser prekären Situation hält der Finanzexperte durchaus auch eine neue, dann durch Edelmetall gedeckte US-Währung für denkbar, wenn diese ohnehin nicht schon geplant sei.

Dirk Müller vertritt die Ansicht, dass die Globalisierung kein Naturgesetz, sondern vielmehr bewusst geschaffen sei. Den Begriff des Protektionismus negativ zu bewerten, erachtet Müller ebenfalls als falsch, da er lediglich den Schutz eigener Werte im Sinn habe. Hohe Steuern und Zölle für ausländische Waren und freier Handel im eigenen Land würden mehr Arbeitsplätze schaffen und dafür sorgen, dass die Menschen wieder mehr verdienten, so die Einschätzung Müllers. Prinz Michael zu Salm-Salm mahnte globale Regelungen an, gleichzeitig aber auch die Verantwortung jedes Einzelnen (z. B. in der Rolle als Verbraucher und Konsument) und die Notwendigkeit eines verantworteten Lebens. Trotzdem hält er eine Rückentwicklung der mit der Globalisierung einhergehenden totalen Urbanisierung und dem daraus entstandenen vernetzten Leben für unwahrscheinlich. Hans-Günter Mann verwies auf das mangelnde Vertrauen, das momentan in Deutschland vorherrsche: „Es wird nur negativ geredet und die Menschen durch die Medien verängstigt.“

Die Frage nach der Möglichkeit, wieder Vertrauen aufzubauen, beantworteten die Teilnehmer des Podiums einhellig mit der Notwendigkeit eines Einschreitens der Politik und des Staates. Verantwortungsvolle Politik müsse zu vernünftigen Verhältnissen zurückkehren, so Prinz zu Salm-Salm. Und auch wenn es im Leben keine Sicherheiten gibt, bieten Sachwerte wie beispielsweise Immobilien, Grundstücke und Staatsanleihen auch künftig wenigstens in gewissem Maße eine Absicherung. „Die größte Sicherheit aber“, so Salm-Salm, „ sei jedoch immer die Investitionen in die Familie!“ Mit seinem Schlusswort bekräftigte der Regionalbeauftragte der Konrad-Adenauer-Stiftung und Leiter der Veranstaltung Karl-Heinz B. van Lier den hohen Wert der Familie, da diese in ihrer Erziehung Werte wie Zuverlässigkeit, Ehrlichkeit und Vertrauen nachhaltig entwickle und zur Geltung brächte.

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