Comptes-rendus d'événement
In Zusammenarbeit mit der Deutsch-Israelischen Gesellschaft e.V., Arbeitsgemeinschaft Magdeburg, und der Staatskanzlei und Ministerium für Kultur des Landes Sachsen-Anhalt hatte das Politische Bildungsforum Sachsen-Anhalt der Konrad-Adenauer-Stiftung e.V. zu einer Festveranstaltung anlässlich des 70. Jahrestages der Staatsgründung Israels in die Staatskanzlei des Landes Sachsen-Anhalt in Magdeburg geladen. Mehr als 130 Gäste nahmen an der Festveranstaltung teil.
In ihren Grußworten betonten Dr. Reiner Haseloff MdL (Ministerpräsident des Landes Sachsen-Anhalt) und Jeremy Issacharoff (Botschafter des Staates Israel in der Bundesrepublik Deutschland) die Bedeutung der Freundschaft zwischen Israel und Deutschland. Sie sprachen über die politischen Beziehungen und über die wirtschaftlichen Kontakte, aber auch über die Zusammenarbeit in Bereichen wir Kultur, Wissenschaft und Sport. Der Ministerpräsident war erst wenige Tage zuvor aus Israel zurückgekehrt und berichtete über seine Eindrücke und über die freundschaftlichen Beziehungen des Bundeslands Sachsen-Anhalt in Israel. Insbesondere hoben Haseloff und Issacharoff die gelebte Freundschaft zwischen den Menschen hervor – etwa bei Schüleraustauschen oder bei gegenseitigen touristischen Besuchen. Beide warnten allerdings auch vor einem Anwachsen des Antisemitismus in Deutschland und in weiteren europäischen Staaten
Die Festrede hielt Prof. Dr. Bernhard Vogel, Ehrenvorsitzender der Konrad-Adenauer-Stiftung e.V. und Ministerpräsident a.D. von Rheinland-Pfalz und des Freistaats Thüringen. Prof. Vogel erinnerte an Staatsgründung Israels vor 70 Jahren, als David Ben-Gurion am 14. Mai 1948 die Unabhängigkeitserklärung verlas und damit den modernen Staat Israel proklamierte – dies nur wenige Jahre nach Ende des Zweiten Weltkrieges und der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft. Die Nationalsozialisten hatten das Ziel verfolgt, das jüdische Volk auszulöschen – dem Terror und Massenmord im Holocaust fielen sechs Millionen Menschen zum Opfer. Unmittelbar nach der Unabhängigkeitserklärung war Israel erneut bedroht, als eine Allianz von sechs arabischen Staaten noch in der Nacht den neu gegründeten Staat angriff. Seither musste sich Israel mehrmals gegen militärische Attacken und Terroranschläge behaupten und sieht sich auch bis zur Gegenwart durch seine Feinde gefährdet.
Für die heutige Freundschaft zwischen Deutschland und Israel war die von Bundeskanzler Konrad Adenauer und dem israelischen Ministerpräsidenten David Ben-Gurion lancierte Aussöhnung die wichtigste Voraussetzung. Prof. Vogel erinnerte an die Freundschaft der beiden Politiker, an die Verträge zwischen der Bundesrepublik und Israel sowie an die Aufnahme diplomatischer Beziehungen. Angesichts der von den Nationalsozialisten an den Juden verübten Verbrechen gilt die deutsch-israelische Freundschaft heute als Wunder, aber „Nur wer an Wunder glaubt, ist ein Realist“, wie David Ben-Gurion einst betont hatte.
Heute ist Israel ein modernes, blühendes, vitales, junges, hoch technologisches, militärisch starkes, in seiner Existenz nicht bedrohtes, demokratisch legitimiertes Land mit 7 Millionen Einwohnern. Bernhard Vogel hatte Israel erstmals vor 60 Jahren besucht und war dort seitdem mehrfach zu Gast. Enge Freundschaften verbanden ihn mit Teddy Kollek, dem langjährigen Bürgermeister Jerusalems, mit Shimon Peres sowie mit Avi Primor, dem ersten Botschafter Israels in Deutschland. Die Konrad-Adenauer-Stiftung ist seit 1982 in Israel aktiv.
Der Ehrenvorsitzende erinnerte daran, dass der damalige Bundespräsident Johannes Rau im Jahr 2000 als erster Politiker der Bundesrepublik Deutschland vor der Knesset sprach. Vor zehn Jahren – zum 60. Jahrestag der Staatsgründung - weilte Bundeskanzlerin Angela Merkel zum Staatsbesuch in Israel; auch kam es zum Treffen der Kabinette beider Staaten. Merkel sprach damals ebenfalls vor der Knesset und hob die Mitverantwortung Deutschlands für den Staat Israel hervor: „Israel ist für uns kein Staat wie jeder andere, wir Deutschen tragen eine Mitverantwortung für diesen Staat“. Während die Bundesrepublik sich zu Rechtsnachfolge des Deutschen Reiches bekannt hatte und damit auch zu ihrer Verantwortung, was in deutschem Namen nach 1932 geschehen ist, wurde die Existenz Israels von der DDR lange geleugnet. Auch wurden Juden als eigenständige Opfergruppe im Dritten Reich weitgehend verschwiegen und keinerlei „Wiedergutmachung“ geleistet. Erst 1990 bat die freigewählte Volkskammer „das Volk in Israel um Verzeihung für Heuchelei und Feindseligkeit der offiziellen DDR-Politik gegenüber dem Staate Israel“.
Heute ist in Deutschland ein jüdisches Leben ohne Angst möglich, wie Prof. Vogel betonte. Zugleich ist Wachsamkeit geboten, nicht jedoch Ängstlichkeit – wichtig seien Wachsamkeit und Entschiedenheit! Die Beziehungen können die Routine sein, sondern es gilt, stets neu Position zu beziehen. Dabei ist Mut nötig, die Herausforderungen der Gegenwart und Zukunft zu bewältigen – dies auch mit Blick auf jene, die frühere Herausforderungen bewältigt hatten, schloss der Ehrenvorsitzende Prof. Dr. Bernhard Vogel seine Festrede. Dabei erinnerte er an die Worte, die er vor Jahren in das Gedenkbuch in Yad Vashem geschrieben hatte: „Wir wollen nicht vergessen, aber wir wollen gemeinsam eine bessere Zukunft gestalten“.
Als Beispiel der freundschaftlichen Beziehungen nahm Nir Lasri an der Diskussion teil. Der junge Israeli absolviert derzeit ein Studium an der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg und hat in Sachsen-Anhalt auch eine Familie gegründet. Moderiert wurde die Kooperationsveranstaltung von Gerhard Miesterfeldt (Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft Magdeburg der Deutsch-Israelischen Gesellschaft e.V.), die Klezmer-Band „Foyal“ bereicherte das Programm mit musikalischer Umrahmung.