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Veranstaltungsberichte

"Die deutsche Christdemokratie"

Eine Buchpräsentation

Die Tätigkeit des KAS-Büros in Sofia umfaßt auch Publikationen zu relevanten politischen Themen, die stets auf großes öffentliches Interesse gestoßen sind.Das jüngste einschlägige Projekt der Stiftung war das Buch „Die deutsche Christdemokratie“, ein umfangreicher Sammelband in bulgarischer Sprache mit dem Anspruch, dem Leser einen repräsentativen Überblick über Geschichte, Wesen und Hintergründe der deutschen Christdemokratie zu vermitteln. Das Buch ist die erste derartige Veröffentlichung über die Christdemokratie in Bulgarien in diesem Sinne einzigartig für das Land.

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Herausgeber und Autor des Vorworts ist der angesehene Politologe Swetoslav Malinov. Er ist Dozent an der Sofioter Universität und Spezialist auf dem Gebiet der konservativen und christdemokratischen Parteien in Europa. Der Band ist in vier größere Kapitel gegliedert: Historische Entwicklung; Wahlen und Prinzipien; die Vorsitzenden der CDU sowie Dokumentation. Bei der Auswahl der Texte hat der Herausgeber auf ein ausgewogenes Verhältnis von Theorie und Praxis geachtet. Neben Wissenschaftlern wie Winfried Becker und Rudolf Uertz kommen auch Politiker von Konrad Adenauer bis Angela Merkel mit Reden und Aufsätzen zu Wort. Eine Dokumentensammlung mit Grundsatzpapieren der CDU rundet den Band ab.

Der Andrang zur Präsentation des Buches im Sofioter Hotel Radisson am 11.12.2006 überstieg die Erwartungen. In den Verzeichnissen haben sich ca. 500 Teilnehmer eingetragen. Der Saal erwies sich als zu klein für alle Interessenten.

In seinen einführenden Worten verwies Swetoslav Malinov auf die enorme Bedeutung der Christdemokratie für die Entwicklung Deutschlands nach 1945. Er bezeichnete sie als „Politikwunder“, ohne welches das deutsche „Wirtschaftswunder“ nicht möglich gewesen wäre.

Im Mittelpunkt der Veranstaltung standen die Ausführungen des CDU-Politikers Christoph Böhr. Sein mit großem Interesse aufgenommenes Referat beschäftige sich mit den historischen Wurzeln der Christdemokratie sowie dem christlichen Menschenbild und den christdemokratischen Werten. Böhr sieht die Wurzeln der Christdemokratie weit zurück im Alterum, und zwar im ägyptisch-jüdischen Kulturkreis. Die Christdemokratie sei kein direktes Produkt des Christentums, wäre aber ohne das Christentum undenkbar. Die soziale Marktwitschaft mit ihrem Streben nach Ausgleich ist nach seinen Worten untrennbar mit der christlichen Idee verbunden. Böhr bezog sich auch auf die Veränderungen in Osteuropa nach 1989, die er unter dem Aspekt der wiedergewonnenen Freiheit betrachtete. Die Sinnkrise, die der Zerfall der alten Ordnung nicht allein bei Mittel- und Osteuropäern ausgelöst habe, resultiere vor allem daraus, daß die alte Ordnung der Unfreiheit zerstört, die neue Ordnung der Freiheit aber noch nicht gefunden sei. Bei der Rückkehr in die Freiheit zeigten sich in allen Teilen Europas, also im Westen wie im Osten, Entwicklungen, bei denen der Siegeszug des Individualismus in einen extremen Egoismus und Besitzstandsdenken umzuschlagen drohe. Böhr plädierte für die Konzeption einer Verantwortungsgesellschaft als gesamteuropäisches Projekt.

Die Teilnehmer richteten eine Reihe von Fragen an Böhr, auf die er ausführlich und nach übereinstimmender Meinung sehr überzeugend antwortete. Es ging dabei um die Christdemokratie grundsätzlich, um christdemokratische Familienpolitik, das Verhältnis zwischen Marxismus und Stalinismus, die Beziehung zwischen Kollektivismus und Individualismus u.a. Das angeregte Diskussion wurde nach Abschluß der Präsentation noch lange in informeller Atmosphäre fortgesetzt.

Augrund des großen Publikumsinteresses ist eine Folgeveranstaltung für kommendes Frühjahr geplant.

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