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"Emotionaler Mittelpunkt"

Experten diskutieren über Berlins neue Mitte

Berlins Mitte ist eine Großbaustelle: Unter den Linden wird ein neuer U-Bahn-Tunnel gebohrt, die Staatsoper wird saniert, das neue Gebäude des BMI wächst und dort, wo einst der Palast der Republik stand, haben seit diesem Jahr die Bauarbeiten für das Stadtschloss, das sogenannte Humboldt-Forum, begonnen. Berlin und seine Mitte werden sich weiter verändern, so wie das die Stadt schon immer getan hat, mit wachsender Geschwindigkeit seit der Wiedervereinigung 1989.

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Große Runde mit viel Expertise aus dem In- und Ausland

Und dennoch ist vor allem die Wiedererrichtung des Stadtschlosses ein Politikum. Kritiker befürchten neben explodierenden Kosten vor allem eine Art Freilichtmuseum, einen mehr oder weniger toter Raum mit monolithischer Nutzung, der nach 18 Uhr wie ausgestorben ist. Zudem bemängeln sie einen fehlenden Gesamtplan für die Entwicklung der Mitte.

Auf Initiative der Stiftung Zukunft Berlin trafen sich jetzt Architekten, Stadtplaner und Vertreter anderer gesellschaftlicher Bereiche, um zu diskutieren, wie die Orientierungs- und Funktionsbestimmung der neuen Mitte aussehen und wie man ihr gerecht werden kann. Es war bereits das zweite Treffen dieser Art, nachdem im September 2013 die FES Gastgeber war, folgte nun, wie der Leiter der Akademie Andreas Kleine-Kraneburg sagte, eine „weitere Etappe im Dialogprozess“ in den Räumlichkeiten in der Tiergartenstraße.

Im Mittelpunkt stand dabei die Perspektive von außen. Fachleute aus New York, London und Zürich stellten ihr Bild von Berlins zukünftiger Mitte vor und warnten vor Fehlern. Dabei wurde deutlich, dass das Humboldt-Forum unzweifelhaft eine Bereicherung für Berlin werden wird. Als „größter Kulturbazar Europas“ könnten sich hier unterschiedlichste Nationen und Ethnien präsentieren und treffen, sich quasi „ein Stelldichein“ geben. Das Forum als“ maßgeblicher Akteur der Neubestimmung“ der Mitte würde mit dem globalen, kulturellen Diskurs ein neues Thema setzen, das auf die gesamte Umgebung bis hin zur Spree abstrahlt. Damit dies gelingt, müsse allerdings darauf geachtet werden, dass Umfeld und die zahlreichen Subzentren Berlins mit einzubeziehen. Die Experten machten hierzu viele Vorschläge: die bestehende Heterogenität aus Lessing-, Luther-, Mendelssohn- und Marx und Engels-Denkmal sollte geordnet werden, Radialen revitalisiert, eine moderne Nutzungsmischung angestrebt und Verkehrsschluchten gezähmt werden.

Freilich braucht gerade letztgenannter Punkt ein „radikales Umdenken“, bei dem „alle Register der Stadtplanung“ gezogen werden müssen. Und sicherlich wird manches noch viel Zeit in Anspruch nehmen. Doch so wie Stuttgart und zum Beispiel Rotterdam sich nach ihrer Zerstörung im Zweiten Weltkrieg auch nicht von eben auf jetzt neu aufgestellt haben, wird dies auch in Berlin so sein. Eine Faustregel besagt, dass es bis zu 50 Jahren dauern kann, bis eine gewachsene, lebendige und durchmischte Mitte entsteht, die „emotionaler Mittelpunkt“ der Stadt ist und nicht nur Anziehungspunkt für Touristen. Schneller soll es mit dem Schloss gehen: Dessen Fertigstellung ist für 2019 geplant.

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Andreas Kleine-Kraneburg

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14. Dezember 2012
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Humboldt-Forum (Modell) dalbera // Wikimedia

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