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Veranstaltungsberichte

"In kürzeren Zeiträumen denken"

von Rita Schorpp

Abstimmung mit der Verwaltung erwünscht!

Drei Vertreter der Kunst- und Kulturszene und der stv. Vorsitzende der CDU-Fraktion Stevan Evers MdA diskutieren über Stadtentwicklung und Kunst.

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Die Kunst- und Kulturszene hat einen ganz entscheidenden Anteil an der Attraktivität Berlins und an der positiven Entwicklung der Wirtschaftskraft, betonte Stefan Evers. Die aktuelle Kunstszene sei das Ergebnis einer ungeplanten Entwicklung und der günstigen Umstände nach der Wiedervereinigung: Zahlreiche leerstehende Gebäude und freie Flächen konnten von Künstlern genutzt werden. So entwickelte sich schnell eine blühende Szene in Berlin. Seit geraumer Zeit steige jedoch der Druck auf dem Wohnungsmarkt, immer mehr Gebäude würden (luxus-)saniert und damit unerschwinglich für viele Kunstschaffende. Bei der Stadtentwicklung würden die Probleme und Wünsche der Kunst- und Kulturszene nur selten genügend berücksichtigt. Aber für das Selbstbild Berlins sei eine lebendige Kulturszene von grundlegender Bedeutung.

 

 

 

Christophe Knoch schilderte die sehr unterschiedliche und äußerst komplexe Situation der Künstler. Deren Bedürfnisse seien so verschieden, dass sie auch vielfältiger Lösungsansätze bedürften. Notwendig sei generell, Interessenvertreter der Künstler von Beginn an in die Planung von Stadtentwicklungsmaßnahmen einzubeziehen. Prozesse und Maßnahmen müssten von unten nach oben entwickelt werden.

 

 

 

„Es sollen keine Monokulturen entstehen.“, so Florian Schmidt, der sich für eine dynamische Berliner Kunst- und Kulturszene aussprach. Er wies auf das große Investitionspotenzial in den außerhalb des S-Bahn-Rings gelegenen Stadtteilen hin. Viele Künstler würden aus den „begehrten“ – und damit teuren - Quartieren in der City in Fabrikhallen und leerstehende Betriebsgebäude in anderen Stadtbezirken ausweichen. Im Stadtzentrum seien bezahlbare Ateliers, Übungsstätten oder Wohnungen kaum noch zu finden. Er forderte eine Flächenpotenzialanalyse vor dem Verkauf von Liegenschaften, die sich im Besitz des Landes befinden. Grundstücke sollten nach ihrem stadtentwicklungspolitischen Potenzial und nicht nach dem aktuellen Höchstkaufpreis bewertet und entsprechend vergeben werden. Außerdem müsse das Land entsprechend genutzte Liegenschaften erwerben, wo dies möglich ist. So könnten die staatlichen Fördermittel langfristig tatsächlich Künstlern zugutekommen anstatt großenteils von steigenden Mieten aufgezehrt zu werden.

 

 

 

„Der Organismus der Kulturszene muss verstanden werden“, erläuterte Marc Wohlrabe. Er forderte die Einbeziehung auch der Clubszene in die Landesförderung. Bei neu entstehenden Projekten lägen die hohen finanziellen Risiken stets bei den Aktivisten. Die Lärmemissionen seien ein großes Problem, wenn etwa die Wohnbebauung an die Clubs heranrücke. Wohlrabe forderte Bestandsschutz für bereits vorhandene Einrichtungen. Bereits bei der Planung von an diese Einrichtungen heranrückenden Wohnungsbauprojekten müssten technisch mögliche Lärmschutzmaßnahmen verbindlich mit vorgesehen werden.

 

 

 

Diesem Anlegen stimmten alle Diskutanten zu. Stefan Evers zeigte sich außerdem optimistisch, dass eine Überarbeitung des Bundesbaugesetzbuches möglich werden könnte. Die Notwendigkeit, schnell dringend benötigten preisgünstigem Wohnraum zu bauen, könnte diese Gesetzesanpassung beschleunigen. Davon würde dann auch der Atelier-, Bühnen- oder Clubbereich profitieren.

 

 

 

Positive Signale seien erforderlich, damit die Künstler nicht Berlin – ähnlich wie dies bereits in New York, London oder Paris der Fall ist – den Rücken kehren. Man müsse in kürzeren Zeiträumen denken: Zwischennutzungen leerstehender Gebäude oder offener Flächen für fünf Jahre beispielsweise könnten ein solches Zeichen sein.

Eine weitere Forderung des Podiums war die regelmäßige Abstimmung der Vertreter der Künstlerverbände und der Abgeordneten mit der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung. In die Planungsprozesse müsste bereits frühzeitig externe Expertise einbezogen werden.

 

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