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"Schlafender Riese Afrikas"

Außenpolitischer Gesprächskreis mit Bernd Althusmann in Berlin

Seit Dezember 2013 leitet Dr. Bernd Althusmann das Auslandsbüro der Adenauer-Stiftung in Windhoek. Der ehemalige Kultusminister Niedersachsens ist über Namibia hinaus auch für Angola zuständig - zwei Länder, die unterschiedlicher nicht sein könnten, wie er selbst beim Außenpolitischen Gesprächskreis in Berlin sagte, die in ihrer außenpolitischen Bedeutung jedoch beide unterschätzt würden.

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In der öffentlichen Wahrnehmung der Bevölkerung des südlichen Afrikas spiele die Außenpolitik ihrer jeweiligen Länder eine untergeordnete Rolle. Dabei komme der ‚economic diplomacy‘ eine immer größere Bedeutung zu und ihre internationale Interessenwahrnehmung wachse, erklärte Dr. Bernd Althusmann. „Subsahara-Afrika mit seinen ca. 800 Millionen Einwohnern steht auch heute noch vor sehr großen Problemen, bedenkt man allein, dass nur jeder Vierte täglichen Zugang zu Stromversorgung hat.“

Von den 48 ärmsten Ländern weltweit befänden sich 34 in dieser Weltregion und das, obwohl der Export von dort zwischen 2000 und 2013 von 113 Milliarden US-Dollar auf 448 Milliarden gestiegen sei. „Dieser Anstieg geht jedoch ausschließlich auf den Ressourcenreichtum der Länder zurück, am Beispiel Namibias etwa Uran, Öl, Diamanten und Gas.“ Es seien diese Rohstoffe, die zu einem zunehmend aggressiven Engagement anderer Länder geführt hätten, allen voran China und Japan, aber auch der Türkei. Was jedoch fehle, sei die Umwandlung der Rohstoffvorkommen in verarbeitende Wirtschaft im Land, weshalb noch immer eine hohe Arbeitslosigkeit herrsche.

Der Definition der Weltbank zufolge handele es sich bei Namibia heute nicht mehr um ein Entwicklungsland, sondern vielmehr um ein ‚upper middle income country‘. Für Althusmann basiere diese Bezeichnung auf problematischen Statistikberechnungen, weil das Einkommen so ungleich verteilt sei, wie in keinem anderen Land. „Fünf Prozent Reiche stehen den restlichen Armen gegenüber und die Jugendarbeitslosigkeit liegt bei zirka 70 Prozent.“ Auch die Gesundheitslage im Land sei dramatisch.

Gleichzeitig spiele das Land international eine immer größere Rolle. „Namibia hat drei Sicherheitsmissionen der Afrikanischen Union geleitet und seine Stimme wird in Afrika gehört.“ Deutschland und Europa, die traditionell enge Partner bei der Entwicklungshilfe waren, müssten heute jedoch feststellen, dass ihre Rolle zunehmend dadurch relativiert werde, dass ihre Zahlungen durch andere Länder wie China übernommen würden, ohne an Bedingungen geknüpft zu werden. Asien und die Türkei drängten mit Macht auf den Markt und Europa gerate dadurch ins Hintertreffen. China baue etwa den weltweit größten Tiefseehafen in der Walfisch-Bucht, der einen strategisch wichtigen Zugang zum Atlantik ermöglicht und auch militärisch genutzt werden soll.

Angola habe, anders als Namibia, zwar kein Wasser- oder Nahrungsproblem, aber auch dort herrsche eine große soziale Schere zwischen den reichen drei Prozent und der restlichen Bevölkerung. „Wirtschaftlich äußerst schwierig ist der niedrige Ölpreis, der die Wirtschaft teilweise hat erliegen lassen.“ Eine Wirtschaft, die dringend diversifiziert werden müsste, so Althusmann. Er halte das Land, das er als „Diktatur“ bezeichnete, jedoch für „einen schlafenden Riesen Afrikas“, denn es übernehme zunehmend auch militärische Verantwortung bei Einsätzen auf dem Kontinent. „Angola hat eine wirtschaftliche und militärische Bedeutung, die bislang nicht erkannt wird.“ Umso wichtiger sei es, dass Deutschland einen neuen Anlauf für engere Wirtschaftsbeziehungen unternehme.

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