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Veranstaltungsberichte

Die Freiheit des Wortes

von Jana Biesterfeldt

Lesung und Buchvorstellung verfolgter Schriftsteller

Weltweit sind 65 Millionen Menschen auf der Flucht. Dies stelle auch Deutschland vor „enorme Herausforderungen“, sagte Christian Schleicher, Abteilungsleiter Politische Bildungsforen und Regionalbüros Nord der Konrad-Adenauer-Stiftung, zu Beginn der Veranstaltung, die die Konrad-Adenauer-Stiftung in Zusammenarbeit mit dem PEN-Zentrum Deutschland durchführte.

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„Zu den Flüchtlingen gehören auch Schriftsteller, denen wir jetzt etwas von dem zurückgeben können, was deutschen und deutschsprachigen Schriftstellern wie Bertolt Brecht, Erich Maria Remarque, Hilde Domin oder Thomas Mann während des Nationalsozialismus an Schutz und Hilfe von anderen Ländern gewährt wurde.“

Dies sei die erste Zusammenarbeit der Konrad-Adenauer-Stiftung und des PEN-Zentrums, lobte Josef Haslinger, Präsident des deutschen PEN-Zentrums, diese neue Kooperation. Dabei betonte er die vielen Gemeinsamkeiten der Institutionen. Beide träten für die „Freiheit des Wortes“ ein. „Ihr Engagement wird dringender und notwendiger denn je“, denn „die Länder, in denen Autoren verfolgt werden kommen uns näher“ beschrieb Haslinger die internationale Weltlage. Dabei blickte er auch auf die Türkei. Um diesen Entwicklungen die Stirn zu bieten hat die Organisation vor 17 Jahren das „Writers-in-Exile-Programm“ für verfolgte Autoren ins Leben gerufen.

„Oft ist es nur ein Wort, welches die Despoten stört“, nannte die Vizepräsidentin und „Writers-in-Exile“-Beauftragte Franziska Speer als einen der Gründe für Verfolgungen. Die Beauftragte bedauerte es, dass das Programm nur jeweils acht Stipendiatenplätze für drei Jahre anbieten könne, da doch die Zahl der verfolgten Schriftsteller wesentlich höher sei. Das Angebot der PEN sei daher „nur eine Geste“ und der sprichwörtliche „Tropfen auf den heißen Stein“.

Doch zumindest in den drei Jahren könnten die Autoren ihrer Arbeit in Deutschland nachgehen. Denn „Schriftsteller arbeiten nicht für die Schublade“, so Speer. Es werde ihnen die Möglichkeiten von Lesungen und Veröffentlichungen geboten. Außerdem koordiniere die Organisation Solidaritätskampagnen, schreibe Briefe an Politiker und vieles mehr. Nach drei Jahren kehren die Autoren entweder in ihr Land zurück oder beantragen hier Asyl.

Die Anthologie „Zuflucht in Deutschland. Texte verfolgter Autoren“ umfasst 20 Beiträge von internationalen Autoren, die in ihren Heimatländern bedroht wurden und nach Deutschland ins Exil geflüchtet sind. Zwei Autoren trugen ihre Texte vor. Amir Valle aus Kuba war von 2006 bis 2009 Stipendiat. Seine Arbeit wurde von Kubas Regierung kritisch betrachtet und Fidel Castro habe persönlich eines seiner Bücher geächtet. Valle lebt nun als freier Schriftsteller mit seiner Familie in Berlin. Deutschland habe er viel zu verdanken. Zwar fühle er „Nostalgie für sein Land“, aber das Kuba, das er als Landesbewohner kennengelernt habe, gäbe es heute nicht mehr. Sein fiktiver Essay über eine Begegnung mit einer Ameise, symbolisiere das „Wesen der Macht“ und die Verzweiflung der Verfolgten wie er im Nachgang erläuterte.

Sergej Lebedew aus Russland gehört zu der Gruppe der aktuellen Stipendiaten des PEN. Er vermutet, dass er aufgrund seiner Arbeit als Schriftsteller und Journalist auf die sogenannte „schwarzen Liste Russlands“ gesetzt wurde. Lebedew arbeitete für die Zeitung „The First September“, die wegen ihrer russlandkritischen Haltung in der Ukraine-Krise indirekt verboten war. Russland investiere sehr viel Geld um das, für sie, „wahre Bild von Russland“ in der Welt zu zeigen, sagte Lebedew. Seine Gedichte, die erst auf Russisch und dann auf Deutsch vorgetragen wurden, seien von der russischen Geschichte und seiner eigenen Familiengeschichte beeinflusst worden.

„Die Stipendiaten bringen uns die Welt ins Haus“, sagte Speer und zeigte sich dankbar dafür. Es finde eine gegenseitige Bereicherung statt. „Man lernt viel über das Leben und das kann ja nicht schaden“, bekräftigte Speer.

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