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Jüdisches Leben in Deutschland

David Ranan stellt in Berlin sein neuestes Buch vor

Bestsellerautor David Ranan hat in Berlin bei einer Kooperationsveranstaltung der Konrad-Adenauer-Stiftung mit der Deutsch-Israelischen Gesellschaft und der Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit sein jüngstes Werk mit dem Titel „Die Schatten der Vergangenheit sind noch lang“ vorgestellt.

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In dem Buch kommen 21 junge Juden anonym zu Wort, die offen und unverstellt berichten, wie sie sich als Mitglieder der dritten Generation nach dem Holocaust in Deutschland fühlen und wie sie ihr Jüdischsein empfinden. „Ich habe die Interviews nicht geführt, um die Geschichte der Großeltern aufzuschreiben, sondern um in die Köpfe der jungen Menschen zu blicken“, erklärte Ranan. Herausgekommen sind zutiefst bewegende Schilderungen, eine oft überraschende Sicht auf Deutschland und zugleich ein Spiegel unserer aktuellen gesellschaftlichen Situation.

Beispielhaft zitierte Ranan zwei Interviews mit – wie er sie genannt hat - Naomie und David. Sie, eine 30-jährige Künstlerin, die wegen der Geschichte es sich selber gegenüber nicht zulassen kann, sich deutsch zu fühlen und er, ein 26-jähriger Arzt, der in der Schule als Exot und „Quotenjude“ herumgereicht wurde, im Schweinsteiger-Trikot deutsche Tore bejubelt und mit seiner Religion am liebsten ganz normal und unverkrampft umgehen möchte.

Ranan hätte auch jeden anderen seiner Interviewpartner zitieren können. In allen Beiträgen in fast jeder Passage wird deutlich und schimmert durch, dass den Befragten ihre Religion sehr wichtig ist. Ganz pragmatisch weist David darauf hin, dass er sich, obwohl derzeit mit einer Nicht-Jüdin zusammen, eine jüdische Freundin wünscht. Ihr müsste er nicht erklären, warum er welchen Feiertag begeht oder was eine Matze ist. Dazu passt, dass es - ob bewusst oder unbewusst - einen intensiveren Kontakt untereinander gebe als mit Nicht-Juden. David: „In der Kneipe sitzen am Ende immer alle Juden zusammen.“

Auch stimmen die Befragten darüber überein, dass sie sich noch nie mit judenfeindlichen Äußerungen konfrontiert sahen. Allerdings gebe es zwei Ausnahmen. Antisemitismus könne man erleben, wenn der Gesprächspartner nicht wisse, dass man Jude sei und zum anderen unter Kindern. Diese „kennen die Spielregeln noch nicht“, erklärte Ranan. „Sie wissen nicht, dass das in einer zivilisierten Gesellschaft Tabu ist.“

Und noch eine Gemeinsamkeit erkennt Ranan. David und Naomi sowie alle anderen haben den Wunsch nach einem unverkrampften Miteinander und teilen die Sehnsucht zum Beispiel gemeinsam über einen bösen Witz lachen zu können. Das bleibt aber schwierig. Es ist eben kein „normaler Umgang“, solange junge Juden untereinander anders sprechen würden als mit jungen Nicht-Juden, etwa wenn es um die Rolle Israels gehe. Ranan sprach in diesem Zusammenhang auch von einem „Eiertanz“.

Fazit: Die Beziehungen von Juden zu Nicht –Juden von Juden zu Deutschland bleiben speziell. „Wir sitzen auf gepackten Koffern“, war in den 50er und 60er Jahren ein geflügeltes Wort von Juden, die nach dem Zweiten Weltkrieg in Deutschland geblieben waren, der jungen Bundesrepublik aber misstrauten. Es drückte die historische Traumatisierung aus, das nächste Mal schneller zu sein und zu entkommen. Dies, Gott sei Dank, hat sich bei jungen Juden in Deutschland offenkundig geändert. Nur David erinnert in seinem Interview noch einmal an diesen Satz. Gut findet Ranan das nicht.

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