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Darüber hinaus forderte Denkel Veränderungen in den Lebensbereichen. Da Wachstum und Verbrauch nicht entkoppelt werden könnten, „müssen wir unseren Lebensstil in Frage stellen und überdenken“, so Denkel. Andere Formen des Wohlstandes müssten entwickelt werden. „Lebensqualität wird zum zentralen ‚Stadtortfaktor‘“, sagte der Städteplaner. Aber ein intelligenter Ressourcenschutz bedeute nicht Verzicht auf Annehmlichkeiten des Lebens. Die Entwicklung dürfe nicht dahin führen, dass beispielsweise sparsame Leuchtkörper verwendet werden, aber im Gegenzug mehr Lampen installiert würden. Dieser Rebound-Effekt führe nicht zum Ziel.
Zu einer globalisierten Welt gehört natürlich auch die Mobilität, die der Herzschlag einer jeden Stadt ist. Doch einen Infarkt gilt es zu vermeiden. „Der Verkehr muss wieder eine dienende Funktion einnehmen“, forderte Denkel. Öffentliche Flächen würden in den Städten als Parkraum genutzt und das öffentliche Nahverkehrsnetz werde oftmals vernachlässigt, kritisierte er. Aber mit der Mobilität einer Stadt entscheide sich auch, ob sie für junge Menschen attraktiv ist, ergänzte Dipl.-Ing. Sigurd Trommer, ehemaliger Bonner Stadtbaurat. Mit Mut, Visionen und Charisma könne man neue Ideen durch- und umsetzen, wie er am Beispiel der Förderung des Fahrradverkehrs in Bonn beschrieb. Die Bürger müssen dann auch sehen, dass der Stadtbaurat oder die Oberbürgermeisterin ebenfalls mit dem Drahtesel unterwegs sind. Trommer war jahrelang Präsident der Bundesarchitektenkammer und engagiert sich als Kurator für die Carl Richard Montag Förderstiftung in Bonn.
Als weiteren Risikofaktor benannte Denkel die in Zukunft immer weiter aufklaffende Schere zwischen Arm und Reich. Zur Kompensation empfahl er, mehr öffentlichen Grünraum in den Städten zu schaffen, „insbesondere für die, die sich aus finanziellen Gründen privaten Grünraum nicht leisten können“. Es entwickele sich gerade ein Trend, dass junge Menschen Grünanlagen nicht nur als Erholungsinsel, sondern auch als Eventfläche nutzen wollen. Diese Entwicklung sollten die Stadtplaner beachten sollten, sagte Denkel. Dazu setzt Trommer auch ein gewisses Engagement und Ehrenamt der Bürger voraus, an Entwicklungsprozessen mitzuwirken.
Der Dialog mit den Bürgern ist essenziell für die gedeihliche Entwicklung einer Stadt, darin sind sich Benning, Trommer und Denkel einig. Für alle Prozesse in der Entwicklung neuer Stadtflächen seien Transparenz bei der Planung und Partizipation der Bürger oberstes Gebot. Denkel sieht allerdings Bürgerabstimmungen zu städtischen Bauvorhaben kritisch. Städteplanung sei zu komplex um sie auf "Ja-Nein-Fragen" zu reduzieren. Dazu forderte er von den Bürgern, dass sie mehr Vertrauen in die Verantwortlichen auf kommunaler Ebene haben sollten. Sybille Benning unterstützt dies, betont aber: „Nachhaltigkeit bedeutet auch, dass Vereine, Politik und Wirtschaft frühzeitig in die Planung einbezogen werden.“ Sie sprach sich für individuelle Förderprogramme für Städte, Stadtteile oder Projekte aus, die als Impulsgeber für weitere Entwicklungen dienen könnten und dadurch auf Dauer angelegt seien. Die Bundestagsabgeordnete aus Münster lobte die Initiative Zukunftsstadt im Wissenschaftsjahr 2015.