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Veranstaltungsberichte

Wiederaufbau des Berliner Stadtschlosses im Kosten- und Zeitplan

Eröffnung 2019 auch ohne die Ausstellung „Welt.Stadt.Berlin“ denkbar

Zu einem guten Start in den Tag gehört für die allermeisten neben einem guten Frühstück auch ein gutes Gespräch. So gesehen war die Neuauflage des „Politischen Frühstücksgesprächs“ der Akademie geradezu perfekt. Bei Rührei, Lachs, verschiedenen Wurst- und Käsesorten, Orangensaft und frischem Kaffee, brachte Vorstand und Sprecher der Stiftung Berliner Schloss - Humboldtforum, Manfred Rettig, seine Zuhörer auf den aktuellen Stand rund um den, wie er sagte, „kulturell zukünftig wichtigsten Ort des Landes“, der „Stadträume ganz neu definieren wird“.

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Der Zeitpunkt seines Kommens war ideal gewählt. Vor wenigen Tagen hat das Schloss mit der Metamorphose begonnen und verwandelt sich gerade von einem „massiven Betonklotz“ zu einer Melange aus moderner Ostfassade von Franco Stella und Barockelementen inklusive Steinadlern, Schweifgiebeln und Kuppel, so dass am 12. Juni wie geplant das Richtfest und der anschließende Tag der offenen Baustelle stattfinden können.

Voll im Zeitplan

Womit ein erstes wichtiges Thema angeschnitten wäre: der Zeitplan. Nicht immer war auf dem langen Weg von der ersten Idee des Wiederaufbaus des Schlosses bis heute wirklich sicher, dass sich das Projekt nicht doch zu Staatsoper und Flughafen gesellt. Das es anders gekommen ist, ist auch Rettigs Verdienst. Als er 2009 in Verantwortung kam, sah er sich mit den euphorischen, emotional aufgeladenen Plänen eines Wolfgang Tiefensees konfrontiert, die eine Eröffnung 2014 vorsahen. Unrealistisch wie sich schnell herausstelle. Allein ein Jahr braucht es zum Beispiel, bis sich ein Haus mit seinen unterschiedlichen Ausstellungen, Projekten und Akteuren aufeinander einspielt. Stand heute, sagte Rettig nicht ohne erkennbare Erleichterung, ist der, dass man inhaltlich wie baulich gut vorbereitet ist und voll im Zeitplan ist. Das heißt: Das Schloss mit Humboldtforum wird 2019 fertig sein. Ein wichtiges Signal auch ans Ausland, betonte Rettig. Auf seinen Reisen habe er mit Erschrecken feststellen müssen, dass man sich mittlerweile gar nicht mehr so sicher sei, ob Deutschland überhaupt noch in der Lage sei, Projekte von der Größe eines Schlosses zu stemmen.

Kritik am Kultursenator

Keinen Hehl macht Rettig daraus, dass ihm daher die Idee vom Staatssekretär für Kultur Tim Renner besonders bitter aufgestoßen ist. Sie sieht vor, die für die Landesbibliothek vorgesehen Flächen nun für eine Ausstellung mit dem orthographisch merkwürdigen Namen „Welt.Stadt.Berlin“ zu nutzen. Für die bereits begonnene Baustelle sei das eine enorme Herausforderung gewesen, die man aber gemeistert habe. Anders sieht es bei der inhaltlichen Konzeption aus. Das hierzu bekannt gewordene sechsseitige Papier des Kultursenators nannte Rettig „beunruhigend“. Auch gebe es bis jetzt weder einen Kurator noch einen Betreiber. „Da tickt die Uhr. Man wird sich sputen müssen“, sagte Rettig und schob sicherheitshalber hinterher, dass man das Schloss auch ohne diese Ausstellung eröffnen könne.

Spendenziel von 105 Millionen Euro "realistisch"

Zweites wichtiges Thema bei einer Großbaustelle sind immer die Kosten. Die Bausumme für das Schloss beläuft sich auf 595 Millionen Euro. Davon tragen der Bund 483 Millionen und das Land Berlin 32 Millionen Euro. Zur Wiedererrichtung der Barockfassaden ist man wiederum einzig auf Spendengelder angewiesen, die noch nicht vollständig eingegangen sind. Rettig ist aber optimistisch. Allein im vergangenen Jahr seien 15 Millionen eingesammelt worden. Und für 2015 sehe es ähnlich gut aus. „Das Gesamtspendenziel in Höhe von 105 Millionen Euro ist daher realistisch“, sagte Rettig.

Zu den Eigenheiten der Berliner gehört es ganz sicher, dass man neuen Dingen erst einmal mit Skepsis und Griesgram begegnet. Doch allein die kurze virtuelle Reise durch das Innere des Schlosses, die Rettig anbot, erzeugte bei den Frühstücksgästen große Vorfreude. Die Entwürfe der großen Eingangshalle, des Multifunktionssaals und Forums im Erdgeschoss, den Sälen für die Humboldtuniversität im ersten Obergeschoss sowie der neuen Flächen für das ethnologische Museum und für die asiatische Kunstsammlung im zweiten Obergeschoss - nicht zu vergessen die des Schlüterhofs mit seinen 4.500 Quadratmetern im Innern– transportierten die schiere Größe des neuen alten Schlosses und machten deutlich, dass das Humboldtforum ein integraler Bestandteil der Museumsinsel sein wird sowie seinem Anspruch den Blick auf Europa zu schärfen, gerecht werden wird.

Die Hoffnung Rettigs scheint daher nicht vermessen, wenn er sagt: „Das Humboldtforum hat die Chance das Wiedererkennungsmerkmal der Kulturstadt Berlin weltweit zu werden“.

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