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Veranstaltungsberichte

Workshop Poetry Slam

Jugendpolitiktag

Die jungen Erwachsenen schrieben unter Anleitung eines SLAM-Poeten eigene Texte und trugen sie dann in Form eines Dichterwettstreits vor. In den Gedichten und Wortbeiträgen sollten die eigenen Gedanken und Empfindungen wiedergegeben werden.Workshopleiter:Wolf Hogekamp, Slampoet

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Israels Gedanken

Nicola Dahle, Jüdisches Gymnasium Moses Mendelssohn

Hallo, mein Name ist Israel. Ich wurde am 14. Mai 1948 geboren. Ich werde euch jetzt einmal meinen Tagesablauf schildern.

Ich stehe früh auf, die Sonne weckt mich. Ich habe Schmerzen in meinem rechten Fuß. Ich stehe auf und dusche, ich spüre das Wasser, jedoch nur auf meiner rechten Körperhälfte. Ich bereite mich auf etwas vor. Was ist es? Ich weiß nicht. Prävention.

Dieses Wort schwirrt mir durch den Kopf. Aber weshalb. Muss ich heute kämpfen?

Ich hoffe nicht. Ich habe den ganzen Tag Angst. Aber wovor?

Und was ist mit Vorurteilen? Weshalb haben wir Vorurteile?

Wir haben Vorurteile, weil wir nicht wissen. Weil wir uns noch keine eigene Meinung gebildet haben. Ist es möglich keine Vorurteile zu haben. Vermutlich nicht. Wir können so schnell beeinflusst werden. Sei es durch die Medien oder auch nur durch die Worte von Familien oder von Freunden. Sobald wir von einem neuen Thema hören, denken wir uns etwas dazu.

Israel. Wenn ich Israel höre, denke ich an meine Schule, schöne Sandstrände und jede Menge Süßigkeiten, doch was ist mit den ganzen Problemen der Politik? Natürlich interessieren sie mich, doch kann ich sie ändern?

Willkommen im Konjunktiv: Hier könnte es so schön sein

August Reus Diederich, Königin-Luise-Stiftung

1. Es wäre schön, wenn die jüdische Bevölkerung endlich ein eigenes Land besitzen würde, doch kann man den Palästinensern ihr Land wegnehmen?

2. Es wäre schön, wenn man den ewigen Konflikt beenden könnte, doch wie soll man den Leuten klarmachen sie hätten umsonst gekämpft.

3. Es wäre schön, wenn Medien nicht beeinflusst würden, wenn die Politik im Interesse des Volkes handelt, und wenn endlich eine Lösung gefunden wird, doch ist eine Lösung überhaupt möglich?

4. Es wäre schön, wenn Deutsche und Juden eine lockere Beziehung zueinander haben, doch kann man die Vergangenheit mit Zahlungen oder diplomatischen Beziehungen nicht vergessen machen.

5. Es wäre schön, wenn Diskriminierung und Vorurteile nicht mehr vorhanden sind, doch ist dies überhaupt möglich?

6. Genauso sicher wie ich heute im Lotto gewinne, wird für alles eine Lösung gefunden werden.

7. Genauso sicher wie ich morgens dusche und gemütlich frühstücke, fürchten in Israel Menschen um ihr Leben.

8. Es wäre schön wenn bessere Maßnahmen zum Zusammenleben aller eingeführt werden, doch es wäre schön.

Wäre es nicht schön?

Henriette Glatter, Barnim-Oberschule

Es ist schön, in Frieden zu leben. Aber es ist anscheinend nicht einfach in Frieden zu leben. Sollte es nicht einfach sein, etwas Schönes zu tun?

Es ist schön, akzeptiert zu werden. Aber nicht jeder akzeptiert sein Gegenüber. Sollten wir nicht andere so behandeln, wie wir selber auch behandelt werden wollen?

Es ist schön, Neues zu entdecken. Aber vieles Unbekannte wird als schlecht eingestuft. Sollten wir nicht mit weniger Vorurteilen, sondern Vertrauen durchs Leben gehen?

Denn Vertrauen ist:

Keine Vorurteile hegen, seine eigenen Schwächen einsehen können.

Vertrauen ist:

Verantwortung zeigen, Stärke und Mut besitzen.

Vertrauen ist:

Verzeihen können, innere Größe beweisen.

Wäre es nicht schön?

Welt der Kontraste

Simon Rohrbach, Königin-Luise-Stiftung

Es ist schön die Juden endlich in einem eigenen Land zu sehen, doch es ist nicht in Ordnung anderen das Land zu stehlen.

Es ist schlimm ein Volk leiden zu sehen, doch noch schlimmer ist es wenn andere tatenlos danebenstehen.

Es ist schön, dass die Schuld in Verantwortung übergeht, doch man darf nicht vergessen, dass im Wind die Asche der Opfer immer noch weht.

Es ist schlimm, dass Leute immer noch diskriminiert werden, doch noch schlimmer war der Holocaust, so viele mussten sterben.

Es ist schön, dass wir heutzutage diplomatische Beziehungen genießen, doch man darf nicht vergessen, dass sie anderswo noch Blut vergießen.

Es ist schlimm, dass Antisemitismus immer noch in den Köpfen mancher Menschen kursiert, doch noch schlimmer ist es, wenn es aus den Köpfen dieser Menschen heraustritt und ein Freund sein Leben verliert.

Es ist schön zu erkennen, dass Toleranz inzwischen weit oben steht, doch noch schöner wäre es, wenn das jeder versteht.

Denn die Prägnanz liegt auf der Nulltoleranz gegen Intoleranz.

Dieses Land

Cem Sayilgan, Königin-Luise-Stiftung

Dieses Land, welches drei Weltreligionen beherbergt.

Dieses Land, das endlich nach Jahren der Unterdrückung den Juden überlassen wurde.

Dieses Land, wo sie endlich ohne Angst um ihr Leben frei und ohne Bedenken ihre Religion und sich selbst ausleben können.

Dieses Land, das trotz menschenverachtender Taten trotzdem verzeiht.

Dieses Land, dessen Bürger sich immer noch vielen Vorurteilen gegenüber stellen mussen.

Dieses Land …

Letzten Freitag

David Stillmark, Jüdisches Gymnasium Moses Mendelssohn

Freitag, letzte Stunde Bibel. Die Schule ist vorbei. Ich nehme mein Fahrrad, gehe an den Polizisten und Israelis vorbei und fahre nach Hause. Auf dem Tisch liegt die Zeitung.

Erste Seite: Raketen in Tel Aviv. Ich schalte den Fernseher an.

Werbung, weiter,

Israelis und Palästinenser, weiter,

Raketen in Gaza, weiter,

Raketen in Tel Aviv, weiter,

Werbung. Ich schalte den Fernseher wieder aus.

Ich fahre einkaufen, fahre vorbei an einer Gruppe Israel beschimpfender Leute,

an einer Pegidademo

und an der Gegendemo.

Ich treffe einen Freund. Wir fahren zum Mauerpark.

Zwei Austauschgruppen chillen und grillen zusammen. Eine ist aus Gaza, die andere aus Israel. Sie ist kaum auseinanderzuhalten. Mit ihnen ist eine Gruppe Berliner Schüler. Wir chillen uns dazu.

Es gibt also doch Hoffnung.

Wieviel Hoffnung gibt es?

Kleines 1+1 der Freundschaft

Isabella Zorr, Barnim-Oberschule

Deutschland und Israel, das kann ja nicht gut gehen. Wie sollen Täter und Opfer Freunde werden? Ja, wie nur?

Ganz einfach: Man muss das kleine 1x1 der Freundschaft anwenden.

Um mit jemandem überhaupt auf einen Nenner zu kommen, sollte man alle Vorurteile beseitigen. Grundsätzlich alle Vorurteile! Nur weil einer aus der Gruppe etwas gemacht hat, müssen das die anderen nicht auch tun.

Als zweites kommt die Verantwortung. Gerade stehen für das, was man verbockt hat, ist nicht leicht, doch es hilft ungemein. Dann sollte man seinen Stolz auch mal etwas zurücknehmen und dem anderen verzeihen.

Die zweite Stufe ist in Kontakt zu kommen und zu bleiben. Reden, Briefe schreiben, Botschaften schicken oder am besten gleich selber kommen ist immer gut!

Die dritte Stufe und höchste Stufe ist die Ehrlichkeit. Ehrlich sollte man natürlich immer sein, doch hier ist eine andere Ehrlichkeit gemeint:

Wenn der eine etwas Falsches tut, dann sollte der andere ihn darauf hinweisen. Solltet ihr noch Fragen haben, seht euch einfach mal unser Beispiel Deutschland und Israel an.


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