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Zur Hälfte in Bonn und zu Dreiviertel in Berlin

Das Buch von Norbert Kaczmarek berichtet über die Berliner Jahre Richard von Weizsäckers

Wenn jemand Richard von Weizsäcker kennt, dann Norbert Kaczmarek. Seine Erlebnisse und Eindrücke als Büroleiter und einer der engsten Mitarbeiter in von Weizsäckers Zeit als Regierender Bürgermeister von Berlin hat Kaczmarek in seinem Buch „...statt immer nur herumzudenken“ gesammelt. In der Akademie der Konrad-Adenauer-Stiftung in Berlin stellte er sein Buch vor und diskutierte im Anschluss mit Zeitzeugen über von Weizsäckers Berliner Zeit.

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Kaczmarek hole mit seinem klugen Rückblick auf die frühen achtziger Jahre lang vergessene Einzelheiten der damaligen Nöte und Schwierigkeiten, der Freuden und Erfolge, des geteilten Berlins, ins Gedächtnis zurück, schreibt Richard von Weizsäcker im Vorwort. „Menschen werden wieder gegenwärtig, die in unterschiedlichsten Funktionen meinen Weg gekreuzt haben,“ schreibt er. 1978 ging der damalige Bundestagsabgeordnete von Weizsäcker nach Berlin und blieb dort Oppositionsführer, bis er 1981 für vier Jahre zum Regierenden Bürgermeister gewählt wurde.

Der ehemalige Leiter des ARD-Hauptstadtstudios Jürgen Engert war zu von Weizsäckers Berliner Zeit Chefredakteur der Zeitung „Berliner Abend“ und später Chefredakteur im SFB. Das Erfolgsgeheimnis von Weizsäckers als Bürgermeister sei dessen Mischung aus einem monarchischen Prinzip und Bodenständigkeit gewesen, die von Weizsäcker - ohne sich anzubiedern - habe verbinden können. „Er sprach nicht in Worthülsen zu den Menschen, er hatte eine eigene Sprache“, sagte Engert in der Diskussionsrunde anlässlich der Buchvorstellung, zu der rund 90 Gäste in die Akademie der Konrad-Adenauer-Stiftung kamen. „Seine überzeugende Ausstrahlung schlug sich in politischen Resultaten nieder.“

„Er hat immer für den Osten mitgedacht.“

Von Weizsäcker habe die Stadt Berlin in einer tiefen Krise ihres Selbstverständnisses wiedergefunden, sagte Eberhard Diepgen, von Weizsäckers Nachfolger als Regierender Bürgermeister. „Das geteilte Berlin war auf der Suche nach Normalität inmitten der DDR.“ Der gebürtige Pfälzer von Weizsäcker „hatte als einer von außen mehr Glaubwürdigkeit.“

So habe es von Weizsäcker als Bürgermeister entgegen des allgemeinen politischen Kurses geschafft, eine Entspannungspolitik mit Ostberlin und der DDR zu verfolgen, sagte Kaczmarek. „Die war aus damaliger Sicht abenteuerlich.“ Heute sei diese Politik eine seiner größten Leistungen. „Es ist ihm ein ungeheures Anliegen gewesen, die Beziehungen zu entspannen,“ sagte auch Engert. „Er hat immer für den Osten mitgedacht, wenn er über Deutschland nachdachte,“ sagte Brigitte Grunert, Journalistin in der Berliner von-Weizsäcker-Zeit und Moderatorin bei der Buchpräsentation.

„Seine Beziehung zu Berlin war immer eine ganz besondere“

„Bundespräsident zu werden, war aber sein Traum, sagte Diepgen. Bereits 1974 stellte sich Richard von Weizsäcker als Kandidat der Union zur Bundespräsidentenwahl, verlor aber gegen Walter Scheel. Als von Weizsäcker 1983 dann tatsächlich in das höchste Amt gewählt wurde, hätten die Berliner ihm das anfangs etwas übel genommen, dass er Berlin schon wieder verlasse, um in seinen Dienstsitz nach Bonn zu ziehen, sagte Grunert. Dabei sei von Weizsäcker nach Berlin gekommen, weil er anders als in Bonn habe handeln wollen, „statt immer nur herumzudenken“, wie es von Weizsäcker selbst ausdrückte. Seine Beziehung zu Berlin sei immer eine ganz besondere gewesen, so Kaczmarek. „In Berlin hat er einen Neuanfang geschaffen.“ Dafür habe von Weizsäcker als Bürgermeister viel Zeit und Energie aufgewandt, sagte Kaczmarek. „Er war quasi immer zur Hälfte in Bonn und zu Dreiviertel in Berlin.“

Das Buch "...statt immer nur herumzudenken" ist im Vergangenheitsverlag erschienen und kostet 19,90 Euro.

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Stellvertretender Leiter Politische Bildungsforen und Leiter Politische Bildungsforen Süd

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