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Veranstaltungsberichte

„Der Kommunismus hatte 1975 abgedankt!“

von Lilly Ehlers

Ausstellungseröffnung

Am 6. März 2018 präsentierte die Konrad-Adenauer-Stiftung (KAS) gemeinsam mit Prof. Dr. Werner Müller anlässlich des 100. Jahrestages der Oktoberrevolution im vergangen Jahr die Ausstellung „Der Kommunismus in seinem Zeitalter“ an den Kaufmännischen Lehranstalten in Bremerhaven. Die Ausstellung des Historikers Gerd Koenen umfasst über 200 zeithistorische Fotos und Dokumente, die auf 25 Schautafeln gezeigt werden.

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Zu Beginn stellte Alexander Johnen, Lehrer der Kaufmännischen Lehranstalten, den Schülerinnen und Schüler die Gäste der KAS und Prof. Dr. Müller vor. Nach einer kurzen Einleitung durch Marcus Oberstedt, Tagungsleiter der KAS, begann Werner Müller, ehemals Professor an der Universität Rostock, mit seinem Vortrag über den Aufstieg und Niedergang des Kommunismus.

Anfangs beschrieb der Referent, dass das im Ersten Weltkrieg entstandene Leid der Menschen und die zahlreichen Opfer der optimale Nährboden für den Kommunismus waren. Müller zitierte den U.S.-amerikanischen Historiker George F. Kennan, der den Ersten Weltkrieg einst als die „Urkatastrophe Europas“ charakterisiert hatte. Diese zeichnete sich laut Müller durch Massentöten, Hunger, physische Gewalt und rund 18 Millionen Tote aus. Der Unmut in der Bevölkerung sei deutlich spürbar gewesen. Lenin gewann im Laufe des Ersten Weltkrieges Massen von Anhängern. Prof. Müller erklärte, dass kommunistische Parolen, die der Bevölkerung „Brot und Frieden“ versprachen, eine der größten Massenbewegungen im Oktober 1917 entstehen ließen. Diese totalitäre Bewegung sei der Inbegriff einer geschlossenen Ideologie gewesen und beanspruchte damit das Wahrheitsmonopol für sich. Alle, die das Gegenteil behaupteten, mussten bekämpft werden, so Müller.

Darüber hinaus berichtete der Referent der Schülergruppe, dass die Geheimpolizei Tscheka präventiv gegründet worden sei, um eine mögliche Konterrevolution bekämpfen zu können. Die Utopie einer gerechten Gesellschaft sei der Bevölkerung versprochen worden, aber dennoch erfuhr diese nur Unterdrückung und wiederholt großes Leid.

Prof. Müller beschrieb zusätzlich die für den Kommunismus zentrale Rolle von Josef Stalin. Dieser trat 1922 das Amt des Generalsekretärs der bolschewistischen Partei an. Nach Lenins Tod 1924 erlangte Stalin die uneingeschränkte Macht, so Müller. Stalin war der Schöpfer des Parteiapparates in Form des Zentralkomitees und des Politbüros. Die Sowjetunion führte die Militarisierung, Industrialisierung und Modernisierung nach Stalins Vorstellung durch. Der Fokus lag dabei vor allem auf dem Bergbau und der Schwerindustrie. Für das Aufrüsten wurde Kapital benötigt, was letztlich durch Zwangsarbeit und die Kollektivierung der Landwirtschaft ermöglicht wurde. Die Bauern wurden in Arbeitslager geschickt und von ihrem Besitz getrennt.

Das System der Rätediktatur war militärisch organisiert und forderte von seinen Anhängern totale Loyalität ein. In den 1930er Jahren gab es große Schauprozesse, bei denen die Partei sich säuberte. Laut Stalin stärkte sich die Partei mit jenen Säuberungen. Müller erklärte, dass Stalin so seine größten Kontrahenten aus dem Weg räumte und hinrichten ließ. Die Säuberungen fingen bereits bei Lenin an und wurden von Stalin weiter geführt, sagte Müller. Das Bild des guten Lenins und des bösen Stalins sei dem Referenten zufolge also nicht angebracht.

„Der Kommunismus als Ideologie hatte 1975 abgedankt“, urteilte Müller. Die Revolutionäre hätten einst aus der Krise des Ersten Weltkriegs ihren Sieg gezogen und scheiterten nun an denselben Problemen: dem Mangel an Brot und Frieden. Darüber hinaus legte Prof. Müller dar, dass das System der Zwangsarbeit für die Entwicklung zu einem modernen Industriestaat ungeeignet. Die Kollektivierung versagte beim einfachsten: das Volk zu ernähren. Die Wirtschaft stützte sich fast ausschließlich auf Rohstoffe und Rüstung. Die Ausgaben für Rüstung waren, laut Müller, zu dieser Zeit so hoch wie die von Deutschland 1944. Es herrschte eine Mangel- und Tauschwirtschaft. Die Sowjetunion war auf dem Sinkflug.

Müller berichtete, dass Michail S. Gorbatschow 1985 den Parteivorsitz übernahm. Er war ein Leninist und versuchte durch Reformen wie Glasnost (Offenheit) und Perestroika (Umgestaltung) zu retten, was zu retten war. Jedoch schlussfolgerte Müller, dass dem Kommunismus zum damaligen Zeitpunkt keine Reformen mehr nutzten. Westliche Kredite und das „Know-how“ aus dem Westen hätten gefehlt und so brach die Sowjetunion schließlich zusammen.

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Kontakt

Dr. Ralf Altenhof

Dr

Landesbeauftragter und Leiter Politisches Bildungsforum Bremen

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