Länderberichte
Nachhaltigkeit und Umweltschutz sind ein bedeutendes Themenfeld in den deutsch-chinesischen Beziehungen. Nicht zuletzt wegen der großen Herausforderungen, denen China sich gegenübersieht: In einem nicht vergleichbaren Ausmaß wachsen die Städte und mit ihnen der Verkehr und die umweltpolitischen Fragestellungen. Ein Augenmerk liegt dabei auf Projekten, die die Umsetzung von energiesparenden Leitlinien verfolgen. Mit dem Deutsch-Chinesischen Ökopark in Qingdao wurde vor einigen Jahren ein ambitioniertes Projekt ins Leben gerufen, das eine Führungsrolle für Chinas nachhaltige Stadtentwicklung einnehmen soll.
Frau Dr. Kristina Heußner, Wirtschaftsreferentin der deutschen Botschaft, wies in ihren Begrüßungsworten auf den Modellcharakter des Ökoparks Qingdao hin. Von der Konferenz sollten auch Impulse zu neuen technologischen Umsetzungsmöglichkeiten ausgehen.
Im ersten Teil der Konferenz, gaben die Beiträge von Wissenschaftlern einen Einblick in die Problematik und Herausforderungen, die sich in Chinas städtischer Entwicklung ergeben.
In ihrem Vortrag warf Frau Prof. Wang Hui, Xiamen Universität, die Frage auf, ob der Prozess der Verstädterung in China einem nachhaltigen Modell folge. So würden 53% der Erweiterung von Städten in China auf Grundlage von Ackerland erfolgen, in deren Ergebnis oft eher Probleme erzeugt werden, die sie am Beispiel der Geisterstädte – großangelegte Stadtentwicklungsprojekte, die letztendlich verwaist sind – aufzeigte.
Prof. Dong Nannan, Tongji Universität Shanghai, unterstrich in seinem Vortrag die Bedeutung von Grünflächen für die Dynamik einer Stadt und die Lebensqualität seiner Bewohner. Er verwies auf die Notwendigkeit, durch internationale Zusammenarbeit Erfahrungen zu sammeln und dadurch die operativen Fähigkeiten im Bereich Stadtplanung verbessern zu können.
Christian Junge, Urbanlogic, ging in seinem Vortrag auf das historisch sich stets ändernde Verständnis von Stadt ein. Sei die Stadt im Prozess der Industrialisierung in Europa ganz dessen Zwecke untergeordnet worden, werde im postmodernen Verständnis die Frage nach dem Eigenwert der Stadt aufgeworfen. Was die Perspektiven für das Thema Stadtentwicklung im deutsch-chinesischen Dialog angeht, sei auch eine Reflektion des eigenen Verständnisses von Stadt erforderlich und man müsse die Überlegung anstellen, worin letztendlich der Mehrwert bei Städten liege.
Die von Roland Winkler, MUDI, moderierte Podiumsdiskussion stellte Fragen rund um die Entwicklung der chinesischen Städte in den Mittelpunkt. Prof. Wang Hui betonte, dass die sozio-ökonomischen Herausforderungen im jetzigen Urbanisierungsprozess auch Tendenzen erkennen lasse, mit der eine zukünftige Entwicklung der ländlichen Regionen gestärkt werde und zur Annahme führen, dass man langfristig vom Konzept der Boom- und Megastädte abkehren werde.
Der zweite Tag der Konferenz behandelte die eher technischen Fragen und Investitionsmodelle zum Sino-German Ecopark Qingdao und verdeutlichte die Chancen und Herausforderungen für energieeffizientes Bauen in China.
Herr LÜ Zhanzhi, vom Planungs- und Bauamt des Sino-German Ecoparks stellte die einzelnen Bauprojekte- und Abschnitte des Ökoparks vor und verwies auf Details zu ökologischen Baumaßstäben, die der Park vorsieht.
Ralf Marohn, Far Eastern Consulting, stellte Maßnahmen und konkrete Projekte im Rahmen des Ökoparks vor, die vor allem private Initiativen sind und mit Unterstützung der Bundesregierung durchgeführt werden.
Roland Winkler, MUDI, sprach die Herausforderungen für eine kohlenstoffarme Bauweise an, die in China vor allem durch knappe Planungsphasen bestehen, das Fehlen einer praxis-orientierten Ausbildung von Architekten, sowie einen fehlenden Marktbedarf für energieeffiziente Bauweise. Er betonte, auch aus der Erfahrung in Deutschland schlussfolgernd, dass es notwendig sei, politische Anreize zu setzen, um sowohl die Käufer von Immobilien als auch den Endverbraucher dahinzubringen den Wert energieeffizienten Bauens schätzen zu lernen.
Rudolf Freundorfer (Deutsche Passivhaus Transfer GmbH) stellte das Passivhauskonzept vor und unterstrich dessen Vorteile in allen Klimazonen Chinas. Er verwies auf den langfristig wirtschaftlichen Nutzen und betonte die Dringlichkeit, sich diesem Modell zu widmen.
Die Konferenz ermöglichte den Austausch und die Vermittlung von inhaltlichen wie technischen Ansätzen, die in dem Projekt Ökopark Qingdao miteingebaut werden können. Der Ökopark Qingdao bietet die Möglichkeit, Modell für eine nachhaltige Stadtentwicklung zu werden. Nicht nur die mangelnde Luftqualität, die derzeit das Antlitz vieler Städte in China prägt, auch die Frage nach der langfristigen Gewährleistung der Energieversorgung, zeugen von der Dringlichkeit, Nachhaltigkeit als ernsthaften Maßstab zu nehmen.