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Veranstaltungsberichte

Die Rolle von Nichtregierungsorganisationen in China

Ein internationaler Workshop in Hangzhou / Provinz Zhejiang

Zusammen mit der Abteilung Kultur und Bildung des deutschen Generalkonsulats in Shanghai organisierte die KAS Shanghai vom 10. bis 11. Mai einen Workshop zur wachsenden Rolle von NGOs in China. Der Workshop fand in Hangzhou, Provinz Zhejiang, statt und brachte Vertreter chinesischer und internationaler NGOs mit Experten aus Wissenschaft und Praxis zusammen.

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Nichtregierungsorganisationen (NGOs) spielen auch in der VR China eine immer wichtigere Rolle. Zunehmend engagieren sich chinesische Bürgerinnen und Bürger auf den Gebieten des Umwelt- und Klimaschutzes und der sozialen Hilfe. Fehlende gesetzliche Grundlagen, unzureichende Finanzierung und mangelndes Management begrenzen vielfach den gesellschaftlichen Einfluss und mindern die Qualität der Arbeit.

Um das Wirken und den Einfluss von NGOs in China zu steigern, hat die Konrad-Adenauer-Stiftung |Shanghai zusammen mit der Abteilung Kultur und Bildung des deutschen Generalkonsulats in Shanghai einen Trainings-Workshop in Hangzhou durchgeführt. Vertreterinnen und Vertreter chinesischer und internationaler NGOs wurden dabei mit Experten aus Wissenschaft und Praxis zusammengebracht. Ziel der Veranstaltung war es, die Kapazitäten und die internationale Vernetzung chinesischer NGOs zu steigern. In Vorträgen, Diskussionsrunden und Trainingseinheiten wurden junge (Nachwuchs-)Führungskräfte chinesischer NGOs geschult.

Zunächst begrüßten Konsul Dr. Claus HEIMES, Abteilung für Kultur und Bildung des Generalkonsulates der Bundesrepublik Deutschland in Shanghai, und David MERKLE, wissenschaftlicher Mitarbeiter der KAS | Shanghai, die Teilnehmer. Herr XIN Hao, Executive Director von Green Zhejiang / Hangzhou Eco-Culture Association, und lokaler Partner der KAS, betonte in seiner Begrüßungsrede, dass NGOs entgegen einer in China vorherrschenden Meinung keine Problemerzeuger, sondern Problemlöser seien.

Im ersten Panel zum Thema „Verbesserung des politischen und rechtlichen Rahmens für NGOs in China“ gab die NGO-Beraterin ZHANG Lanying (u.a. Action Aid International, Beijing) einen Überblick über die gesetzlichen und administrativen Rahmenbedingungen von NGOs in China. Der gesetzliche Rahmen würde zwar die Registrierung von NGOs in China ermöglichen; in der Praxis gestalte sich dies allerdings aufgrund vieler Vorschriften als schwierig. NGOs müssten lernen, transparent und verantwortlich zu arbeiten, um sich einen rechtlichen Status zu erarbeiten.

Herr NGUYEN Trung Dung vom People’s Aid Coordinating Committee (PACCOM), Hanoi/Vietnam gab einen Überblick über die Kooperation von Staat und internationalen NGO (INGO) in Vietnam, die sich vor allem an den lokalen Entwicklungsherausforderungen orientieren würden. Dabei ging er auf den Beitrag von internationalen NGOs (INGOs) bei der Bildung lokaler NGOs ein. Probleme sieht er vor allem darin, dass manche lokale Organisationen nur gegründet wurden, um externe Geldquellen anzulocken.

Professor Dr. Berthold KUHN (School of Public Affairs, Xiamen Universität) kommentierte die rechtlichen und administrativen Rahmenbedingungen Chinesischer NGOs und ihre zukünftigen Entwicklungsperspektiven.

Am Nachmittag stellte Jeffrey PHILLIPS vom International Republican Institute (IRI), Hong Kong, in seinem Vortrag Strategien beim Fundraising vor. Wichtig sei es, eine persönliche Beziehung zu Sponsoren herzustellen und zu pflegen. Im Anschluss gab er Tipps, wie man erfolgreich Projektanträge verfasst: Hierbei sei vor allem auf das Format und eine sprachlich korrekte Ausdrucksweise zu achten. Seiner Erfahrung nach erwarten viele Sponsoren einen klaren Plan für die Ausgaben genauso wie eine detaillierte und logisch strukturierte Projektplanung.

Frau LI Li (EnviroFriends, Beijing) sprach in ihrem Kommentar den Wunsch aus, dass sich ausländische Organisationen in Zukunft mehr über die besonderen Umstände in China informieren und dann mehr mit chinesischen Grassroots-NGOs zusammenarbeiten sollten. Konsul Dr. Claus HEIMES gab den Führungskräften der NGOs den Tipp, beim ersten Kontakt mit Sponsoren bereits detaillierte Informationen zu liefern. Seiner Meinung nach kann man das Interesse der ausländischen Organisationen vor allem durch überzeugende Konzepte gewinnen.

Im Panel "Increasing effectiveness through cooperation" stellte Dr. Patrick SCHRÖDER (China Association for NGO Cooperation (CANGO), Beijing) die neuesten Entwicklungen bei der globalen Vernetzung von NGOs vor. Er berichtete, dass nun auch zunehmend chinesische NGOs an diesem Prozess beteiligt sind. Beispiele hierfür sind die Ausarbeitung der "Proposal of World Civil Society Organizations" sowie die Beteiligung an der Klimakonferenz in Rio im Rahmen des Reports "China going Green".

Anschließend machte Frau LI Lina (Greenovation Hub, Beijing) in ihrem Vortrag darauf aufmerksam, dass bei den NGO-Mitarbeitern die Fluktuation relativ hoch ist, was Kooperationen über lange Zeit aufrecht zu erhalten schwierig mache.

Dr. Andreas RICKERT (Vorstandsvorsitzender des gemeinnützigen Aktiengesellschaft PHINEO, SIAA, Berlin) sprach in seinem Kommentar die drei Entwicklungstrends im sozialen Sektor an, nämlich Transparenz, Professionalität und Kooperation. Hierbei sei Kooperation besonders wichtig, da durch Wissensaustausch und Beratung die Effektivität der Arbeit der NGOs stark erhöht werden könne. Er unterstrich den Nutzen sektorübergreifender Zusammenarbeit.

Am zweiten Konferenztag gab Herr TANG Damin (Greenpeace, Beijing) in seinem Training zum Thema "Verbesserung der Kommunikationsstrategien von NGOs" eine Einführung zu Strategien im Umgang von NGOs mit Medien und betonte wie sehr beide Seiten von professionellem Umgang miteinander profitieren.

Anschließend stellte Dr. Andreas RICKERT in seinem Training „Evaluation und Impact-Measurement“ das „IOOI-Model“ vor. Hierbei geht es um die Aufgliederung eines Projektes in Input, Output, Outcome und Impact. Dies liefert einen festen Rahmen, der es ermöglicht, die Wirkung eines Projektes genau zu analysieren und dadurch letztendlich auch zu erhöhen. Im Anschluss führten die Teilnehmer für verschiedene selbst gewählte Projekte eine IOOI-Analyse durch.

Die Mischung aus Vorträgen, Diskussion und einem Trainingsworkshop ermöglichten einen lebendigen Austausch zwischen den Teilnehmern aus verschiedenen Regionen Chinas und dem Ausland. Es zeigte sich, dass sich viele chinesischen NGOs ähnlichen Herausforderungen gegenübersehen. Verbesserungsbedarf besteht nach wie vor bei den rechtlichen und politischen Rahmenbedingungen. Praxisnahe Expertenvorträge und Trainingseinheiten lieferten viele Empfehlungen für eine konzeptorientierte und strategische Arbeitsweise.

Der Workshop soll den Auftakt für einen tieferen Austausch mit zivilgesellschaftlichen Akteuren und politischen Entscheidungsträgern liefern und die Entwicklungsprozesse beratend begleiten.

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Tim Wenniges

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