Veranstaltungsberichte
Wo fangen gemeinsame Interessen einer Region an und wie lassen sich diese in eine kooperative, institutionalisierte Vertiefung regionaler Zusammenarbeit einbinden? Scheint die Anzahl an bilateralen und multilateralen Handelsabkommen auf eine Intensivierung regionaler Kooperation hinzuweisen, machen aktuelle Ereignisse deutlich, welch komplexe Herausforderungen flächendeckend bestehen. Das zeigen einerseits die vorherrschenden Dispute in Ostasien, Südostasien und Südasien und die aktuellen Ereignisse auf der Krim; andererseits aber auch die Folgen der Eurokrise in den EU-Mitgliedsstaaten selbst.
Die rund 50 Teilnehmer, darunter vor allem Nachwuchswissenschaftler aus Europa und Asien, diskutierten in verschiedenen Panels Fragen zu regionalen Integrationsprozessen. Dabei wurde die Rolle von externen Akteuren in Asien wie der EU und den USA untersucht und die Bedeutung von sub-staatlichen Akteuren analysiert.
In der Auftaktveranstaltung der Konferenz wurde in einem Expertenpanel, das Dr. Peter Hefele, Leiter des KAS Büros Shanghai, moderierte, die Chancen und Herausforderungen für regionale Integration in Europa und Asien diskutiert. Vertrauensbildung im Kontext historischer Aufarbeitung; die Rolle von nicht-staatlichen Akteuren; aber auch eine über Handelsinteressen hinausreichende Zusammenarbeit zwischen Nachbarstaaten standen im Mittelpunkt der Diskussion. Prof. Segbers, Direktor des Center for Global Politics der FU Berlin betonte dabei, dass der relative Abstieg der USA auch mit sich bringen würde, dass die EU Antworten für internationale Streitfragen biete.
In einer Ansprache brachte der Ständige Vertreter des deutschen Generalkonsulats Guangzhou,Jochen Künzel, die Verantwortung der politischen Eliten für eine friedliche Entwicklung regionaler Beziehungen zum Ausdruck. Dies sei eine der wesentlichen Lehren, die man aus den verheerenden Ereignissen im Europa des 20. Jahrhunderts ziehen müsse.
In den folgenden Panels des zweiten Tages stand vor allem die Rolle von regionalen Führungsmächten; wirtschaftliche Perspektiven, wie etwa die Entwicklung von Handelsabkommen; sowie die Analyse von interregionalen Initiativen und substaatlichen Akteuren bei der Gestaltung regionaler Integration auf dem Programm. Junge Wissenschaftler und Vertreter aus der Praxis präsentierten dabei ihre Forschungsarbeiten und Einschätzungen und zeigten verschiedene Dimensionen von regionaler Integration auf.
So betonte Wang Wenjia von der Katholischen Universität Löwen, Belgien, die Dringlichkeit für die EU auf, ein Handelsabkommen mit den ASEAN Staaten aufzunehmen, da die EU drohe an Bedeutung in der Region zu verlieren.
Die Analyse ob China das russische Projekt einer Eurasischen Wirtschaftsunion unterstütze, offenbarte, dass China hier sehr zurückhaltend auftrete.
Für einen inter-regionalen Kooperationsansatz zwischen der EU und China wurde der Bereich der nicht-traditionellen Sicherheit aufgeführt, der Raum für eine substantielle Zusammenarbeit bieten würde. Ein wichtiger Katalysator für Integration, an dem es in den Subregionen Asiens fehlen würde, sei der Mangel an regionalem Identitätsbewusstsein.
Zentralasien und Osteuropa als Zankapfel zwischen der EU und Russland/China? Die außenpolitische Orientierung Chinas zu seinen westlichen Nachbarstaaten, hat Chinas Interesse auch auf die zentralasiatischen wie osteuropäischen Länder richten lassen. Anastas Vangeli Doktorant an der Polnischen Akademie der Wissenschaften, Warschau, verwies auf die steigende Nachfrage nach ausländischen Investitionen in den Balkanländern. China würde dabei dank eines verstärkten Entwicklungsengagements auf offene Arme stoßen. Dabei sei hier auch die EU gefragt, stärker in der Region zu investieren.
Frauke Austermann, Assistant Professor an der ESSCA School of Management, Shanghai, und mit ihrem Team Hauptorganisatorin des Workshops, fasste die Ergebnisse der Konferenz zusammen und schlussfolgerte, dass es mit Blick auf Deutschlands und Chinas regionale Rolle „Leadership“ bedarf, die allerdings in eine aus-geglichene Gestaltung des regionalen Integrationsprozesseses eingebettet sein müsse. Auch sei die Rolle externer Akteure nicht zu vernachlässigen. Eine der essentiellen Fragen von Integration sei zudem die der Identität. Was Asien auch von der EU lernen könne sei, dass es nicht nur eines von den Eliten geförderten Integrationsprozesses bedarf, sondern vielmehr auch einer von den Menschen selbst gefühlten Identifikation damit.