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Veranstaltungsberichte

Städte als Akteure in der Zusammenarbeit zwischen der EU und Asien

Internationaler Workshop mit dem UACES-Netzwerk “China-EU-Beziehungen”

Zusammen mit dem UACES-Netzwerk “China-EU Beziehungen” organisierte die KAS Shanghai einen internationalen Workshop zum Thema "Städte als Akteure in der Zusammenarbeit zwischen der EU und Asien". Nachwuchswissenschaftler und Vertreter aus der Praxis diskutierten Chancen und Herausforderungen, die sich aus der zunehmenden Bedeutung von Städten und Metropolräumen als Zentren für Innovation und nachhaltige Entwicklung ergeben.

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Im Zuge eines rasanten Urbanisierungsprozesses sehen sich Entscheidungsträger in Europa und Asien drängenden Herausforderungen gegenüber. Ein wachsender Energiebedarf, die Suche nach effizienten Verkehrssystemen und die Auswirkungen einer steigenden Ungleichheit zwischen ländlichen und urbanen Räumen sind wesentliche Herausforderungen für die Gewährleistung nachhaltigen und inklusiven Wachstums. Vielfältige Ressourcen für Innovation und nicht zuletzt viele Beispiele bürgerlichen Engagements verdeutlichen die Potentiale, die sich in städtischen Räumen ergeben. Diese gilt es durch eine verstärkte inter-städtische Zusammenarbeit zu vervielfältigen.

Im Eröffnungspanel diskutierten Experten die Rolle von Städten im grenzüberschreitenden Kontext. Prof. MEN Jing vom College of Europe in Brugge skizzierte dabei die vom chinesischen Staats- und Parteichef XI Jinping ausgerufene Strategie einer neuen Seidenstraße. Sie verwies darauf, dass Europa und China die Chancen dieses Projektes bislang sehr unterschiedlich wahrnehmen. Dies sei bisher ein erhebliches Hindernis für eine erfolgreiche eurasische Kooperation. Frau Dr. Frauke Austermann von der International School of Management in Köln unterstrich die historische Rolle von Städten im internationalen Austausch. Zugleich bleibt die Frage, ob Städte tatsächlich eine eigenständige Rolle als Akteure in den internationalen Beziehungen spielen können, da sie häufig Zwängen des Zentralstaates untergeordnet seien.

Prof. SHEN Wei, Direktor des Konfuzius Instituts an der Lancaster University und Professor an der dortigen Business School, verwies auf eine Zunahme polyzentrischer Clusterregionen zu Regionen, in denen Städte zunehmend in ihrer regionalen Einbettung wahrgenommen werden würden.

Im ersten Panel wurde die Rolle von Städten als Akteure in Internationalen Beziehungen diskutiert. Thomasz Jurczyk veranschaulichte am Beispiel der polnischen Stadt Lodz und ihrer Partnerschaft mit der Stadt Chengdu, dass bottom up - Initiativen komplementär zu Initiativen von Zentralregierungen verlaufen müssten. Shintaro HAMANAKA von der Asian Development Bank stellte das hier relevante Konzept des „Sub-regionalismus“ vor, die auf Kooperationen zwischen verschiedenen Regionen mehrerer Staaten beruhen würden und dabei von nicht-staatlichen Akteuren mit einer politischen Logik betrieben werden. Dr. DENG, Dozent am Beijing Shunyi District Administrative College konzentrierte sich darauf, wie verschiedene Städte praktisch voneinander lernen können - am Beispiel der Flughäfen (als Wirtschaftszentren) in Peking und Amsterdam und unterstrich die Wichtigkeit einer koordinierten Governance. In der anschließenden Diskussion wurden die Abhängigkeit von Städten gegenüber Staaten oder internationalen Akteuren stärker betont. Trotz eigener Interessen dienen sie mehr als Vehikel, “tools“ oder Plattformen von Akteuren.

Im zweiten Panel wurden Innovations- und Lösungsmöglichkeiten für eine höhere Lebensqualität im städtischen Raum diskutiert. Dabei wurde das Wachstumsmodell chinesischer Städte diskutiert und veranschaulicht, dass die Rolle von Nachbarschaften und Communities aufgrund eines kapitalgetriebenen Wachstums an den Rand gedrängt worden sei. Gerade diese gelte es aber zu bewahren, seien sie doch Quelle für eine partizipative und aktive Stadtkultur. Viele Dimensionen der Markenbildung (branding) von Unternehmen wie auch Städten in China seien im internationalen Vergleich äußerst schwach ausgeprägt. Hierbei gelte es aber für die Städte, sich stärker sichtbar zu machen und damit auch den eigenen Standort für Unternehmen attraktiv zu machen.

William Tompson, Leiter des Urban Units bei der OECD in Paris, gab erste Einsichten in einen jüngst vorgestellten OECD-Bericht zu Chinas urbanem Wachstum. Dieses verlaufe sehr auf Ballungszentren konzentriert, was die Diskrepanz mit dem Hinterland noch weiter vertiefen würde. Er betonte, dass Urbanisierung in China bisher vor allem von günstigen Arbeitskräften und einer robusten Exportnachfrage getrieben sei, eine nachhaltige Form von Urbanisierung allerdings nur anhand einer stärker inklusiven Ausrichtung erreicht werden könne.

Ignacio Asenjo, Zweiter Sekretär für Urbanisierung der EU Delegation in Beijing stellte das EU-China Urbanisierungsprogramm vor, das stark auf die Anpassung des nationalen Rechtsrahmens, eine bottom-up-Implementierung sowie die Unterstützung von nationalen Programmen ausgerichtet sei. Zwar bestehe eine unterschiedliche Erwartungshaltung zwischen China und der EU und die Frage der Anpassung und Normensetzung sei ein wesentlicher Grund für die unterschiedliche Bewertung der Umsetzungsmaßnahem. Dennoch liege in der Programmpartnerschaft ein großes Potential um mittelfristig Fortschritte erzielen zu können.

Im dritten Panel wurde das Thema „smarte“ und grüne Städte beleuchtet. Yang Yao vom College of Architecture and Environment beschäftigte sich mit Ökostädten allgemein und kam zu dem Schluss, dass China trotz den vielen schon existierenden selbsternannten „Öko-Städten“ hiervon noch weit entfernt sei. In einem Vergleich zwischen Malmö, Schweden und Tianjin betonte er, dass Malmö Anwohner deutlich stärker in das Projekt einbände. Han Luo vom Environment Science Department der Sichuan Universität beschäftigte sich gezielt mit nachhaltiger Transportinfrastruktur in Chengdu, und untersuchte die Feinstoffbelastung an verschiedenen Orten der Stadt, aus der die Notwenigkeit breitere Straßen und mehr Grünflächen hervorging. In der anschließenden Diskussion wurde die Wichtigkeit der Verbindung von Bottom-Up und Top-down-Ansatzes und eines Mentalitätswandels ebenso wie Chinas Entwicklungsstand zwischen Entwicklungs- und Industrienation betont.

Beispiele aus dem Kultursektor sowie die zunehmende Verknüpfung durch grenzüberschreitende Infrastruktur- und Entwicklungsprojekte machten bei dem Workshop das Potential von städtischen und regionalen Initiativen auf bilateraler und multilateraler Ebene deutlich. Gemeinsame wirtschaftliche Interessen sind dabei oft das Vehikel und Aushängeschild der Partnerschaften. Dass das Engagement von zivilgesellschaftlichen, institutionellen und privaten Initiativen allerdings erst den komplementären Charakter erfüllt, zeigte die Konferenz mit ihren unterschiedlichen Beiträgen. Dies gilt es weiter zu fördern und zu einem festen Bestandteil der internationalen Kooperation zwischen Asien und der EU zu machen.

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Tim Wenniges

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