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Zweites Transozeanisches Wasserforum in Shanghai und Qinghai

Kreislaufwirtschaft und die Rolle von Wasser

Gemeinsam mit dem Oriental Danology Institute Shanghai, der ESSCA School of Management, dem Hamburg Liaison Office China und weiteren Partnern organisierte die Konrad-Adenauer-Stiftung das Zweite Transozeanische Wasserforum. Das Forum brachte Intellektuelle aus verschiedenen Bereichen zusammen, unter anderem Vertreter aus Wissenschaft, Unternehmer, Umweltschützer, Vertreter von Behörden und Medien. Zusammen diskutierten sie Ansätze für eine Verbindung praktischer und wissenschaftlicher Kenntnisse im wasserbezogenen Umweltschutz, Wassertechnologien und Wasserwirtschaft.

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Bei dem Forum wurden Konzepte und Best Practice-Beispiele für einen ressourcenschonenden Umgang mit Wasser aus verschiedenen Teilen der Welt vorgestellt und diskutiert. Eine zweite Projektphase verknüpfte die Herausforderungen der Urbanisierung mit konkreten Fragestellungen der nachhaltigen Wassernutzung in ländlichen Gebieten von Flussoberläufen und führte die Teilnehmer in den Landkreis Yushu, Provinz Qinghai, wo die Quelle der drei größten Flüsse Chinas, liegen.

Am 05. Juni wurde das Forum am Konservatorium in Shanghai eröffnet. Dabei wurde die elementare Rolle von Wasser für hervorgehoben.

Tim Wenniges, Leiter des Büros der Konrad-Adenauer-Stiftung in Shanghai schlug in seiner Ansprache vor, dass Wasserressourcen eine ökonomische wie soziale Aspekte ausweisen, bei denen es für Politiker gelte, sie im Zusammenhang mit dem kulturellen Erbe und technischen Fragen zu sehen um die dringlichsten Problemstellungen angehen zu können und die Ausgangssituation zu verbessern.

Mehrere Keynote-Vorträge beleuchteten das Thema aus verschiedenen Perspektiven: Naran Bilik von der Fudan-Universität zeigte das Bedürfnis von Wasser im Lebensalltag auf und appellierte für eine stärkere Berücksichtigung für Themen rund um das Zusammenspiel zwischen Mensch und Umwelt. Yang Yong, Wasser- und Umweltwissenschaftler klärte über die nordwestlichen Regionen in China auf und machte deutlich, dass das Problem der Wasserknappheit immer stärkere Auswirkungen auf den Osten Chinas habe.

Maximilian Rech, Assistenzprofessor an der ESSCA School of Management, verknüpfte das Thema nachhaltige Wasserversorgung mit der praktischen Form des Wirtschaftens. Dabei ging er auf die Beziehung zwischen Wasser, Energie und Müll ein. Um einen Rückgang sauberer Wasserressourcen zu vermeiden, bedürfe es in China eines machbaren Langzeitplanes, der lokale Entscheidungsträger, Wirtschaft, Wissenschaft und Zivilgesellschaft einbinde. Die Regierung müsse dabei auf nationaler wie regionaler Ebene Schutzmaßnahmen für den Erhalt der Wasserqualität einrichten und dafür sorgen, dass nicht noch mehr Abwasser entstehe und dieses besser recycelt werde.

Zhou Lei, Direktor des unabhängigen Think Tanks Oriental Danology Institute, führte aus, dass die größte Einwirkung der Wasserkrise aus Aquaarchitektur, Kulturverlust, sozialen Leiden sowie Umweltzerstörung herrühre. Diese menschenverursachte Entwicklung würde eine Inkubation von Ideen einer verantwortungsvollen und nachhaltigen Nutzung von Wasserressourcen in einem größeren Umfeld notwendig machen um dem Wert Wasser eine größere Aufmerksamkeit entgegenzubringen. Weiter bedürfe es eines viel unkonventionelleren Denkansatzes um den Zusammenhang zwischen Wasserressourcen und der Umwelt verständlich zu machen. Hierfür müssten alle Interaktionen zwischen Mensch und Umwelt viel stärker ins Blickfeld geraten.

In der folgenden Diskussionsrunde appellierte Kong Fuan, Leiter des Wirtschaftsrats für ausländische Investitionen in Shanghai, zu einer größeren Zusammenarbeit zwischen den beteiligten Akteuren auf um eine breitere Anerkennung unter Bürgern für die Bedeutung reiner Wasserressourcen zu erlangen.

Zwei Parallelpanels am Nachmittag hatten die Themen Nachhaltige Lösungen von einer Design- und technologischen Perspektive zum Inhalt. Flavio Pazeto von der brasilianischen Botschaft in Beijing ging auf die umfassenden Kooperationsmöglichkeiten zwischen Brasilien und China beim Thema Wassermangel ein. Während Brasilien 12% der globalen Frischwasserressourcen bei einem verhältnismäßig geringen Bevölkerungsanteil von 3% aufweisen würde, hätte China bei einem Anteil von 20% der Weltbevölkerung gerade einmal die Hälfte der Wasserressourcen zur Verfügung, die Brasilien habe. Trotz dieser erheblichen Unterschiede würden sich die beiden Länder ähnlichen Herausforderungen gegenübersehen, insbesondere in der großen geographischen Distanz der größten Wasserquellen zu den urbanen Zentren der Länder. Petras Shelton Zumpano, Leiter der Initiative BRICS Futures des Oriental Danology Institutes, stellte sein Projekt The Okeanos Water Center in der Freihandelszone Shanghais vor, das Innovationen im Bereich Risikomanagement und technologische Ideen umfasst und anvisiert, weltweit Kooperationen zwischen Unternehmen in Freihandelszonen zu stärken und dabei das Thema Nachhaltigkeit in den Fokus zu rücken.

Im zweiten Panel stellte Kai-Justin Radmann, von der Hamburger Beratungsgesellschaft Consulaqua, Fallbeispiele aus Deutschland vor, die die Entwicklung von Rohwasserquellen veranschaulichen. Auch in Deutschland sei die Kontaminierung von Grundwasser durch zu starke Bewirtschaftung von Land, industrielle Nutzung aber auch Unterwasserversalzung, ein großes Problem für das Trinkwasser. Er stellte ein Beispiel für die Wasseraufbereitung mit Hilfe einer Niedrigdruckmaschine vor, mit der ein konstantes Level an Salzwasserkonzentration beibehalten werden könne, und eine sparsame Variante im Vergleich zu den sehr energie- und kostenintensiven Salzwasser-Entsalzungsanlagen ist.

Professor Zhang Qiong, Stellvertretender Dekan der Architekturfakultät an der Shanghai Jiao Tong University betonte die Verknüpfung zwischen urbanem Raum und Wasser, die seit dem Altertum bestehe. Um eine nachhaltige Urbanisierung garantieren zu können, müsse die Landschaft vor den Menschen beschützt werden, ohne dass deren Verbindung zum Wasser gänzlich verloren gehe. Hierfür sei es notwendig, mehr offene Räume in der Stadtplanung zu berücksichtigen, mit denen Hitze absorbiert werden könne, mehr Landschaften gestaltet, und menschenfreundliche Verkehrswege wie Radwege angelegt werden. Damit könne ein besserer Zugang zum Wasser auch in der Zukunft gewährleistet werden. Dr.Wang Jieqiongvon der Abteilung für Landschaftsarchitektur der Tongji-Universität erörterte Öko-Dienstleistungen als einen Weg, nachhaltige Stadtentwicklung zu fördern. Sie stellte den Mengqing Park, Shanghais ersten künstlich angelegten Feuchtlandpark, vor. Der Park ist so angelegt, dass das durchlaufende Wasser in fünf Stationen gereinigt wird. Das Beispiel zeigte wie wichtig die Rückkopplung von praktischem und akademischem Wissen ist, um Potenziale für Effizienzsteigerungen aufzuzeigen.

Chen Zujun von der Shanghaier Wasserbehörde gab einen Überblick über Wasserspeicherung in Shanghai. Dabei betonte er, dass die intelligente Nutzung von Wasser sowie die Bereitstellung und der Schutz von Wasserressourcen große Herausforderungen für die Stadt seien. Shanghai sehe sich insbesondere eindringendem Salzwasser sowie Qualitätsmängeln im Oberflächenwasser gegenüber. Mit mehr als 23 Wasseraufbereitungsanlagen würde Shanghai umfangreiche Wassermanagementkapazitäten aufweisen, jedoch sei der weitere Bevölkerungszuwachs eine immense Herausforderung für die Sicherheit der Wasserversorgung. Austausch und internationale Kooperation würde hierzu unabdingbar sein, um erfolgreiche Beispiele aus anderen Metropolen der Welt in die Managementmechanismen einbauen zu können.

Eindrückliche Einblicke in die praktischen Herausforderungen ermöglichte eine Exkursion in den Landkreis Yushu, Provinz Qinghai. Die Provinz ist Teil des Tibet-Plateaus und Ursprungsstätte für die drei größten Flüsse Chinas. Die massive Gletscherschmelze als Folge des Klimawandels hat bereits sichtbare Auswirkungen für das Ökosystem und gefährdet mittelfristig die landesweite Wasserversorgung in China. Daneben ist der fortschreitende Urbanisierungsprozess in den größtenteils ländlich geprägten Gebieten der Region Hauptursache für die zunehmende Wasserverschmutzung an den Flussoberläufen. Gespräche mit Einwohnern, Experten und Entscheidungsträgern vor Ort ermöglichten Diskussionen über die Herausforderungen und Potenziale für eine Zusammenarbeit zwischen urbanen und ländlichen Gebieten. Insbesondere steht dabei die Frage im Raum, wie bei Prozessen der Stadtplanung und Bildung lokaler Communities identitätsstiftende, kulturelle Merkmale erhalten werden und damit einwohnerbezogene Denkanstöße für den Erhalt einer sauberen Umwelt gegeben werden können.

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