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Veranstaltungsberichte

Risikobereitschaft, Kreativität und Konventionslosigkeit: Israel als Wirtschaftsstandort

Veranstaltung HH 31.05.2017

Veranstaltung mit Unternehmern in der Handelskammer Hamburg

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Die Partner Handelskammer Hamburg und Konrad-Adenauer-Stiftung Hamburg luden am 31. Mai 2017 zu einer Lunch Discussion in die Handelskammer ein. Ca. 30 Unternehmerinnen und Unternehmer nahmen an der Vortrags- und Diskussionsveranstaltung teil. Thema waren die wirtschaftlichen Potenziale, sozioökonomischen Rahmenbedingungen für unternehmerisches Handeln und innen- wie außenpolitischen Konflikte Israels. Ein besonderes Augenmerk galt der florierenden Start-up-Szene. Gastredner war der Leiter der Konrad-Adenauer-Stiftung in Israel, Herr Dr. Michael Borchard, der seit gut drei Jahren diese Funktion inne hat und im Rahmen der Lunch Discussion schwerpunktmäßig über den Wirtschaftsstandort Israel informierte, dies unter Berücksichtigung der gesellschaftlichen, sozialen und kulturellen Problemlagen des Landes.

Potenzial vor Konflikt: Diesen Einstieg wählte Michael Borchard für seinen Vortrag. Jeder, der Israel positiv und neugierig gegenüberstehe, möchte die immensen Vorzüge und Stärken, die dieses Land unabweislich habe, in den Vordergrund seiner Betrachtung stellen - anstatt seinen Blick mit der Konzentration auf Konflikt unnötig zu verstellen. Im Weiteren differenzierte Dr. Borchard seine Ausführungen entlang der drei Punkte Mentalität, Bildung und Militär.

Bezüglich der israelischen Mentalität betonte der Referent den orientalischen Charakter dieses Landes. Die Israelis wiesen eine offensive Risikomentalität auf, was in unternehmerischer Hinsicht ein besonders wertvoller Aktivposten sei und sich mit einer auffällig hohen Reinvestitionsbereitschaft der Wirtschaft paare. Zudem würden soziale Schranken weniger "gelebt", insbesondere junge Leute kommunizierten in beruflicher Hinsicht konventionslos, ohne sich durch asymmetrische Distanzen von einer Unternehmung oder Kommunikation abhalten zu lassen. Möglicherweise geht das auch auf ein Selbstbewusstsein zurück, dass sich aus der extrem hohen Bildungsaspiration, die unter Israelis herrscht, speist. Dr. Michael Borchard führte aus, dass rund 50 Prozent der 25- bis 65-Jährigen einen akademischen Abschluss haben und dass zudem die israelischen Hochschulen exzellent seien. Neben der Akademisierung als gesellschaftlicher Kraftquelle würden junge Menschen in Form des obligatorischen Militärdienstes (Männer 3 Jahre Pflichtzeit, Frauen 2 Jahre) und der damit verbundenen Verantwortung als Vorgesetzte gefordert und geprägt. Der auch für Frauen obligatorische Wehrdienst wirke sich nebenbei positiv auf das Frauenerwerbspotenzial aus. So ist in Israel ein hohes Frauenerwerbspotenzial zu konstatieren, ein laut Michael Borchard zentraler Parameter ökonomisch erfolgreicher Staaten. In diesem Kontext sei weiterhin festzustellen, dass Weltmarktführerschaften auch ein Ergebnis gesellschafts- und bildungspolitischer Rahmen sind. So sei die Weltmarktführerschaft Israels im Bereich Cyber Security auf das allgegenwärtige Bedrohungsszenario und die enge Verknüpfung von Forschung und Militär zurückzuführen.

Nach den frappierendsten Problemen Israels befragt, benannte Herr Dr. Borchard die immensen Lebenshaltungskosten, die galoppierenden Immobilienpreise (die als Kollateralschaden den Siedlungsbau befeuern, da junge Familien wenigstens auf diesem Wege Wohneigentum zu realisieren versuchen), eine beunruhigende Radikalisierung der (Innen)Politik, die Integration von Flüchtlingen und den Komplex Jerusalem. Bemerkenswert positiv sei dagegen die Rezeption Deutschlands. Die Adenauer-Stiftung Israel erhebt regelmäßig, ungefähr ein Mal pro Halbjahr, die Einstellungen und Urteile israelischer Bürgerinnen und Bürger im Blick auf Deutschland. Herr Borchard berichtete, dass stabil 70 Prozent der Befragten eine tiefsitzend positive Meinung über Deutschland und v.a. Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel haben. Das ginge wesentlich auf das Postulat Angela Merkels in der Knesset zurück, dem nach die Existenz und Sicherheit von Israel Teil der Staatsräson der Bundesrepublik Deutschland sind.

In der regen, formellen wie informellen Diskussion mit den Unternehmern wurden weitere auf den Nägeln brennende Fragen erörtert. Dr. Michael Borchard formulierte abschließend seine Überzeugung, dass in ökonomischer Hinsicht die Suche nach deutsch-israelischen Synergien der Schlüssel zum Erfolg sei. Seine Empfehlung ist daher, die Geschäfte so miteinander zu betreiben, dass strukturell die jeweiligen Stärken eingebracht werden: auf israelischer Seite sind das Rasanz, Risikobereitschaft, Kreativität und Bildung, wohingegen deutsche Partner insbesondere Planung und Orientierung auf Langfristigkeit einbringen könnten.

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Dr. Karolina Vöge

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